Jazz

Finefones Saxophone Quartet interpretiert Rock-Klassiker neu

So hat man die Stücke von Deep Purple und Aerosmith noch nie gehört: Auf ihrem neuen Album "Purple Pearls Of Pop" interpretiert das Finefones Saxophone Quartet bekannte Songs in eigener Weise. Wo das funktioniert - und wo eher nicht

Von 
Georg Spindler
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Das Finefones Saxophone Quartet (v.l.): Peter Lehel, Christian Steuber, Pirmin Ullrich, Olaf Schönborn. © Sean-Ray Cheng

Ludwigshafen. Ob das John Bonham, dem härtesten Donnerfuß der Rockmusik, gefallen hätte? Von seinen mächtigen Schlagzeughieben im Led-Zeppelin-Kracher „Black Dog“ ist in der Version des Finefones Saxophone Quartet kaum etwas zu spüren. Die Bläsergruppe treibt das Stück zunächst zwar mit rollenden Motiv-Wellen rhythmisch an, aber im Mittelpunkt ihrer Interpretation steht die Melodie, die ungewohnt lyrisch intoniert wird, fast pastoral, als wäre es ein romantisches Lied.

Bandmitglieder aus Karlsruhe, Hagenbach und Ludwigshafen

Rock-Klassiker in derart neuem Licht erscheinen zu lassen, das hat sich das Ensemble um den Karlsruher Bandleader Peter Lehel auf seinem neuen Album „Purple Pearls Of Pop“ vorgenommen. Der Sopransaxofonist hat sie mit seinem Karlsruher Kollegen Christian Steuber (Tenorsaxofon), Pirmin Ullrich (Baritonsaxofon) aus dem südpfälzischen Hagenbach und dem Ludwigshafener Altsaxofonisten Olaf Schönborn aufgenommen.

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Tatsächlich hat man Stücke von Deep Purple, Aerosmith oder den Beatles so noch nie gehört. Lehel hat sie bearbeitet, als wären es kammermusikalische Werke. Im Zentrum steht dabei die Klarheit der Melodien, die er manchmal gekonnt ergänzt und weiterspinnt. Großen Wert legt er auf ein klassisches Klangideal, das meilenweit entfernt ist von der kraftstrotzenden Expressivität eines World Saxophone Quartet. Die Finefones spielen kultiviert, dezent, blitzsauber - und hochvirtuos.

Einige Rock-Stücke verweigern sich dem Zugriff mit dem Saxofon

Das hat seinen Reiz. Wie Lehel bei seiner Adaption die Ballade „Black Hole Sun“ von den Grunge-Heroen Soundgarden in eine geheimnisvoll anmutende musikalische Traumlandschaft verwandelt, die von geschmeidigen Bassklarinetten-Girlanden umrankt wird, ist schlichtweg betörend. Ähnliches gelingt ihm mit Aerosmiths „Dream On“, das sich anhört wie ein Kirchenchoral, den die Saxofonisten sachte raunend sehnsuchtsschwer aufladen.

Lehels klangschönes Spiel auf dem Sopransaxofon ist ebenso wie seine Arrangierkunst über jeden Zweifel erhaben. Wie er Linien miteinander verschränkt, dynamische Nuancierungen vornimmt oder Instrumentalstimmen kontrastreich gegeneinanderstellt, zeigt seine Klasse. Aber es gibt Stücke, eher die des härteren Rock-Genres, die sich seinem Zugriff verweigern.

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So wirken die beiden Deep-Purple-Titel seltsam gestelzt. Bei „Child in Time“ klingen Bolero- und Shuffle-Rhythmen steif und zickig, es swingt nicht. In „Highway Star“ kommen die verschnörkelten Melodie-Arabesken des Originals, von E-Gitarre und Orgel penibel auf die Saxofone übertragen, unangenehm rüschig daher - aber das liegt vielleicht auch an der Vorlage. Besser geeignet für die Finefones sind poppigere Songs mit melodischem Gehalt, sie geben ein sehr viel lohnenderes Objekt ab.

"Logical Song" und "Smooth Operator" funktionieren gut als Jazz-Stücke

Supertramps „Logical Song“ ist so ein gefundenes Fressen mit Futter für solistische Einlagen. Schönborn kann hier mit einem hitzigen Break neben Lehels jetzt klezmerartigen Sopran glänzen. Oder„Smooth Operator“ von Sade, das Groove und Soul schon in sich trägt, die Saxofonisten nehmen die Einladung dankbar an. Zum finalen Überraschungserfolg gerät „When The Music’s Over“ von den Doors, bei dem Steuber sein Tenor feurig zum Lodern bringen kann, während Schönborn sogar Bebop-Flair ins Spiel bringt. Ein ungewöhnliches Hörerlebnis.

Redaktion

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