Film

Filmfestival Mannheim-Heidelberg eröffnet mit gelungener Komödie

"Tagebuch einer Pariser Affäre" heißt die französische Beziehungskomödie, die das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg zur Eröffnung zeigt. Der Film spielt mit Rollenerwartungen und setzt heiter-besinnliche Zeichen

Von 
Thomas Groß
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Filmszene mit Sandrine Kiberlain und Vincent Macaigne. © Chantier/Moby Dick Film

Mannheim/Heidelberg. Schon der diesjährige Festivaltrailer zeigt überwiegend frohgemut wirkende Menschen. Und der Eröffnungsfilm des Festivals führt diese Vorzeichen konsequent weiter. Zu Beginn ertönt ein beschwingtes Chanson; die sanften Wellen eines Teichs reflektieren besinnlich das Abendlicht. Hintersinnig-heiter ist die Beziehungsgeschichte, die Emmanuel Mouret erzählt. Sein „Tagebuch einer Pariser Affäre“ setzt die als typisch französisch geltende Reihe von Liebeskomödien fort, in denen sich sonnige Bilder und pointierte Dialoge die Waage halten.

Charlotte und Simon heißen die Hauptfiguren Mourets, den man schon als Regieroutinier bezeichnen darf und dessen vorheriger Film ebenfalls beim Festival in Mannheim und Heidelberg lief. Die beiden Endvierziger treffen sich in einer Bar; zuvor schon sind sie sich auf einer Party näher gekommen und möchten nun eine Affäre ohne weitere Verpflichtungen und Erwartungen beginnen.

Amüsante Wortwechsel

Charlotte, rundum sympathisch verkörpert von Sandrine Kiberlain, sagt das ausdrücklich und handelt entsprechend. Simon (Vincent Macaigne), dem besonders in den Anfangsszenen die Verlegenheit ins Gesicht geschrieben steht, möchte zwar auch; er hat aber doch mehr Bedenken - seiner Frau und Kinder wegen, außerdem, weil er Angst vor Missverständnissen hat und eben gar nicht zu Leichtfertigkeit neigt.

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Das gibt reichlich Anlass zu amüsanten Wortwechseln, welche die Zuschreibung „Beziehungskomödie“ dick unterstreichen. Und wie Charlotte und Simon ihre Affäre beginnen und locker fortsetzen, sorgt auch weiterhin für gute Laune. Der Kniff des Films ist es, dass er die auch im französischen Kino traditionellen Rollenerwartungen umkehrt. Die Frau sagt hier, dass Leidenschaft nur heiße Luft sei. Und die Unverbindlichkeit der Liebesbeziehung bereitet ihr, anders als ihm, tatsächlich weiterhin (fast) keine Probleme. Komplikationen gibt es dennoch, erst recht, als man die Beziehung um eine weitere Teilnehmerin erweitern möchte. Und so wird locker nebenbei die nicht so leichte Frage verhandelt, wie viel Spontaneität im Zwischenmenschlichen möglich ist und einer Beziehung - und sei sie der Absicht nach noch so locker - gut tut.

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Menschen sind letztlich doch recht kompliziert. Das mag man zwar bedauern, ist vielleicht aber auch ganz gut so. Fast am Ende des Films lassen sich Charlotte und Simon filmhistorisch beeindrucken: Sie schauen im Kino Ingmar Bergmans Problembeziehungsklassiker „Szenen einer Ehe“. Aber die von Mouret inszenierte Liaison überzeugt gerade mit Gegenentwürfen zum Gängigen. Erwartungen erfrischend nicht zu entsprechen, das gelingt dem Film auch am Schluss. Und so schlägt er auch sich selbst noch ein Schnippchen, denn zwischenzeitig droht dieser als deutsche Premiere gezeigte Eröffnungsfilm eben doch auf den erwartbaren Wegen seines Genres zu wandeln.

17.11., 19 Uhr, Cinemaxx; 25., 26. Atlantis, 18., 25. Luxor HD.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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