Im Vergleich zu dem berühmten Pantomimen Marcel Marceau, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, ist die „Französische Woche Heidelberg“ noch ein junger Hüpfer. Doch das Festival, das vom 13. bis 22. Oktober wieder rund 50 Veranstaltungen in der ganzen Stadt anbietet, hat nun seine „Volljährigkeit“ erreicht. Seit 2006 – also zum 18. Mal – können sich Frankreichfreunde und Kulturinteressierte mit Aspekten von Kunst und Genuss des Nachbarlandes inspirieren lassen. An den berühmten Körperausdruckskünstler Marceau wird gleich zum Auftakt erinnert.
Keine geschminkten Gesichter
„Les aimants (Magnete)“ nennen Sara Mangano und Pierre-Yves Massip ihr Programm. Das Duo hat beim Meister der Pantomime studiert. Anders als das Idol tritt die Compagnie Mangano Massip aber nicht mit einem weißgeschminkten Gesicht auf und schreitet nicht durch unsichtbare Türen. Vielmehr wird mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs „les Aimants“ gespielt, der übersetzt auch „die Liebenden“ heißt. Sich voneinander angezogen und abgestoßen fühlen – das ist das Thema der beiden bei der Eröffnung der Französischen Woche am Freitag, 13. Oktober, im „Zwinger 1“-Theater. Es gibt je eine Aufführung um 18 und um 20 Uhr.
Literatur hat traditionell einen festen Platz im Programm. Drei frankophone Autorinnen stellen diesmal ihre Bücher vor: Marie-Anne Legault aus Québec, die Journalistin Géraldine Schwarz und die deutsch-französische Schriftstellerin Sylvie Schenk (14. Oktober, 19.30 Uhr). Für ihre Geschichte hat Schenk in Archiven in Lyon recherchiert über die Weltkriege, die das Leben ihrer Mutter und ihrer Großmutter prägten.
Der südfranzösische Autor Manu Causse vermittelt Jugendlichen, wie aus einem Roman eine typisch französische BD – Bande dessinée (Comic) wird.
60 Jahre Elysée-Vertrag
Der Freundeskreis Literaturhaus beschäftigt sich am Mittwoch, 18. Oktober, um 18 Uhr im Museum Cajeth unter dem Titel „Beste Feinde“ mit der Nachkriegsgeschichte Frankreichs und Deutschlands. Der Referent und Historiker Günter Müchler war bis 2011 Programmdirektor beim Deutschlandfunk. Die beiden Riesenmarionetten Anton und Joa besuchen als Matrose und Fregattvogel den Samstagmarkt (14. Oktober) auf dem Wilhelmsplatz in der Heidelberger Weststadt. Der steht ganz im Zeichen der Trikolore, denn um 12 Uhr spielt Laurent Leroi am Akkordeon auf, französische Stoffe und Spezialitäten stehen zum Verkauf und am Stand der Französischen Woche kann man sein Wissen über Frankreich beim Quiz testen.
Wer gerne französische Chansons singen und interpretieren möchte, ist beim Wochenendkurs an der Volkshochschule (14. und 15. Oktober) richtig. Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg hat mit „Ein Sommer zum Verlieben“ einen französischen Spielfilm in Originalversion (14. Oktober, 20 Uhr im Karlstorkino). Apropos Kino: Mit einer Filmreihe wird dem im vergangenen Jahr verstorbenen Regisseur Jean-Luc Godard gedacht. Die Compagnie Sacékripa tritt zum Abschluss am 21. Oktober in der Chapel auf. Noch davor: Der vor 60 Jahren geschlossene Elysée-Vertrag, der die Grundlage für die deutsch-französische Freundschaft legte, steht am Sonntag, 15. Oktober, ab 14 Uhr im Zentrum eines zweisprachigen Stadtrundgangs.
Das Montpellier-Haus in der Altstadt hat als Partner des Festivals mehrere Programmpunkte, unter anderem einen Französischen Bücherflohmarkt (20. und 21. Oktober).
Gerichte in den Mensen
Das Studierendenwerk tischt unter dem Motto „Délicieux“ wieder eine Woche lang französische Spezialitäten auf. Und auch in Mannheim gibt es ein Angebot: Die Sonderausstellung mit Bildern des französischen Fotografen Jean-Michel Landon im Reiss-Engelhorn-Museum kann man am 21. Oktober um 15 Uhr bei einer zweisprachigen Kuratoren-Führung besichtigen.
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