Ludwigshafen. Der zum Abschluss des 20. Festivals des deutschen Films auf der Parkinsel mit dem Filmkunstpreis geehrte Spielfilm „Klandestin“ von Angelina Maccarone fügt sich ins Gesamtbild der Veranstaltung: Die Regisseurin hat ein mit Barbara Sukowa und Lambert Wilson hochkarätig besetztes politisches Drama von hoher Aktualität inszeniert. Gesellschaftspolitische Akzente setzten daneben noch weitere Filme des Wettbewerbs, und Festivalintendant Michael Kötz versah nach seiner Eröffnungsrede nun auch die Schlussworte auf der Preisgala am Samstagabend mit entsprechenden Noten.
Die Preisjury begründete ihr Votum für „Klandestin“ unter anderem damit, dass hier „die Verschränkung von privaten Beziehungen und politischem Zeitpanorama“ überzeugend aufgezeigt würde. Der Ensemblefilm greift die brisanten Themen illegale Migration und islamistischer Terror auf – jedoch auf etwas unübersichtliche Weise. Vier Darsteller haben ihre je eigene Perspektive auf die Geschehnisse; nacheinander werden die Sichtweisen abgehandelt, wobei die zwei europäischen, man möchte sagen: nicht unbedingt überraschend, im Kontext des Films als deutlich fragwürdiger erscheinen, nämlich selbstbezogen und eher nicht von humanitären Prämissen bestimmt.
Die Preise des Festivals
- Filmkunstpreis 2024 – Bester Film: Angelina Maccarone für „Klandestin“
- Filmkunstpreis 2024 – Beste Regie: Thomas Arslan für „Verbrannte Erde“
- Filmkunstpreis 2024 – Bestes Drehbuch: Oliver Ziegenbalg für „One for the Road“
- Ludwigshafener Auszeichnungen (also lobende Erwähnungen) erhielten:
- Aylin Tezel für ihr Erstlingswerk „Falling into Place“ (Regie, Buch und Darstellung)
- Senita Huskic für ihre Mitwirkung als Schauspielerin in „Trapps Sommer“
- Meret Becker und Luise Landau für ihre Darstellung in „Familie is nich“
- Rheingold Publikumspreis: Christian Klandt für „Sterben für Beginner“
- Jury für Filmkunstpreis: Bernadette Heerwagen, Christiane von Wahlert, Pit Rampelt
So viele Gäste wie noch nie auf der Parkinsel
Die ebenfalls undotierten Auszeichnungen für Regie und Drehbuch gingen an Thomas Arslan für seinen konzentrierten und sehr souverän inszenierten Thriller „Verbrannte Erde“ sowie den Autor Oliver Ziegenbalg, der sich in dem rasanten Drama „One for the Road“ mit dem Problem des Alkoholismus befasst. Der Wettbewerb um die renommierten Preise hatte in diesem Jahr elf neue Werke umfasst. Der „Rheingold Publikumspreis“ wurde an den Beitrag „Sterben für Beginner“ von Christian Klandt verliehen – ihm hatten die Zuschauer, die in diesem Jahr so zahlreich wie nie zuvor auf die atmosphärische Parkinsel am Rhein strömten, die besten Bewertungen gegeben.
Ein gewisser Aktualitätsbezug ergab sich auch durch die ausgezeichneten Filmschaffenden, die mehrheitlich nicht zur Preisgala kommen konnten – unter anderem wegen gravierender Probleme bei der Deutschen Bahn.
Das Festival auf der Parkinsel, das am Sonntagabend mit den letzten Vorführungen zu Ende ging, verzeichnete in diesem Jahr nach vorläufigen Angaben der Veranstalter 125 000 Besucher, 5000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Auf einer Pressekonferenz am Samstag hieß es, die Zahl der verkauften Karten werde sich auf etwa 123 000 belaufen. Die Differenz zur Gesamtzahl von 125 000 Besuchen erklärt sich durch Ehrengäste und deren Festivalbesuche, besonders zu Eröffnung und Abschluss sowie zu den Verleihungen von Schauspielpreisen, mit denen dieses Jahr Liv Lisa Fries, Joachim Król und Christoph Maria Herbst geehrt wurden. Der Rang der Veranstaltung, die nach Zuschauern das zweitgrößte deutsche Filmfestival nach der Berlinale ist, wurde so klar bestätigt.
Gutes Wetter hebt die Stimmung und die Zuschauerzahl
Festivalintendant Michael Kötz sagte auf der Pressekonferenz, von insgesamt 311 Veranstaltungen seien 78 ausverkauft gewesen, vielfach auch in den beiden großen Kinozelten, die je 1200 Zuschauer fassen. Angesichts des guten Wetters während des Festivals, das am 21. August begonnen hatte, war auch das Freiluftkino mit seinen 1000 Plätzen sehr gut besucht. Im Getränkeverkauf machte sich das Wohlfühlklima ebenfalls bemerkbar. Allein die Zahl der großen Weißweinschorlen belief sich auf 30 000. Der Stellenwert des Festivals als Treffpunkt der Filmbranche habe sich gefestigt, so Kötz. Nach seinen Angaben besuchten mehr als 350 Filmschaffende das Festival; in insgesamt 87 Filmgesprächen folgten mehr als 17 000 Besucher ihren Ausführungen.
Auf der Preisgala betonte Kötz erneut die gesellschaftliche Bedeutung einer Kulturveranstaltung wie dieser. Sie wolle auch Lebensfreude stiften und Zuversicht verbreiten, Werte, die in einer von Krisen geprägten Zeit umso wichtiger seien. Kötz lud dazu ein, „den lässig schönen Geist der Parkinsel auch ohne das Filmfestival ein paar Monate am Leben zu erhalten, die berühmte Zuversicht zu retten, eine positive Gestimmtheit, die sich sagt: ,Man kann den Menschen vertrauen’“. Auffrischen lassen sich Zuversicht und Lebensfreude jedenfalls ab 20. August 2025; dann beginnt in Ludwigshafen das 21. Festival des deutschen Films.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Filmfestival bleibt ein Ludwigshafener Leuchtturm