Mannheim. Fein austarierter, nachdenklich stimmender Kammermusikabend in der Aula des Barockschlosses. Olga Zado am Flügel und der junge amerikanische Cellist Oliver Herbert lassen in der Reihe „Finest Classics“ der Mannheimer Philharmoniker unter dem Titel „Widerhall - Enthüllte Harmonien“ einige ausgewählte Werke klingen, die die Ausdrucksmöglichkeiten des so poetisch klingenden, tiefen Streichinstruments thematisieren.
Brennpunkt des Abends: Die Cellosonate e-Moll von Johannes Brahms, um die ein Konzert mit neuzeitlichen Cello-Kompositionen zusammengefügt ist. Der 29-jährige Brahms hat sein Werk 1865 verfasst, als eine schwärmerische Freundschaft mit Clara Schumann begonnen haben soll. Oliver Herbert gibt dem Schwelgen der Sonate durch empfindsame Handhabung seines Guadagni-Cellos eine geradezu zeitlose Qualität. Olga Zado bleibt im Dialog aufmerksam auf Augenhöhe, zieht die temperamentvollen Linien des Romantikers Brahms eindrucksvoll nach.
Aula des Mannheimer Schlosses ein intimer Raum
Aufrüttelnder und energischer zweifellos Dmitri Schostakowitschs berühmte Cellosonate d-Moll von 1934, als er bereits unter das Verdikt des „Sozialistischen Realismus“ geraten war. Hier packt Oliver Herbert beherzt das gesamte dynamische Potenzial seines Instruments am Schopf. Von ehrfürchtig eleganter Tiefe bis zu rhythmisch hoher Intensität in den industriell klingenden Emphasen entfalten sich in der 2021 fertig restaurierten Schlossaula mit Olga Zabo fesselnde Dialoge.
Überhaupt die Aula: Das 50er-Jahre-Schmuckstück ist trotz seiner Höhe und Größe ein intimer Raum, somit gut geeignet für die Reihe „Finest Classics“. Stilsicher vollendet wird der Abend mit dem majestätischen „Song Of A Black Swan“ von Heitor Villa-Lobos.
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