Bekanntlich kriegt es ein Kaleidoskop hin, vorgegebene bunte Glassteinchen als immer wieder neu anmutende Bilder zusammenzusetzen. Ein bisschen so verhält es sich bei satirischen Jahresrückblicken. Das Publikum kennt zwar sämtliche Ereignisse, bekommt diese aber verblüffend zurechtgeruckelt. Und darauf versteht sich Django Asül. Der gebürtige Niederbayer mit türkischen Wurzeln kommt im vollen Mannheimer Capitol nicht zum ersten Mal bestens an.
Neben Weißbier, das der Glatzenträger mit den „verrollenden“ Augen auf der nur mit Stehtisch ausgestatteten Bühne genüsslich trinkt, gehört zu seinen Markenzeichen, Aufregerthemen in breiter, aber auch für Nicht-Bajuwaren verständlicher Mundart vermeintlich harmlos zu schildern. Auf dass Absurditäten prall aufploppen. Man kennt dieses Phänomen von den märchenhaft neuen Kleidern des Kaisers, die ein Kind unschuldig und doch knallhart beschreibt: „Aber er hat ja nichts an!“
Django Asüls Blick auf Bayern und Berlin
Klar, dass der einstige Bankkaufmann und Tennislehrer, der schon bald kabarettistische (Bühnen-)Asse aufschlug, über den „Weißwurst-Äquator“ hinaus „dialektisch“ austeilt. Und so mutmaßt er etwa, dass jene Politikerin, die sich für Hessen als „zu schlecht“ erwies, aber „noch gut genug für Berlin ist“, in ihrer Eigenschaft als Bundesinnenministerin nur deshalb stationäre Grenzkontrollen abgelehnt hat, weil sie „Regressforderungen von Schleusern fürchtet“. Manchmal verteidigt der 51-Jährige Politikerinnen - beispielsweise die auf Dienstreisen von einer Visagistin begleitete Außenministerin.
Das Jahreshonorar der Make-up-Spezialistin von 130 000 Euro sei schon deshalb gerechtfertigt, so der Spötter, weil Baerbock nun nicht mehr mit dem Grünen-Kollegen Hofreiter verwechselt werde. Nur gut, dass es die Regierungs-Ampel gibt, jedenfalls für Django Asül. Schließlich erweist sich das Trio Scholz- Habeck- Lindner zwecks satirischer Verwertung mindestens so gehaltvoll wie Leberkäs. Gleichwohl bekommt auch bayerisches Polit-Personal sein Fett weg. Ob der gockelnde Markus Söder, der jede Koalition als groß empfindet, sofern er ihr angehört. Oder Hubert Aiwanger als Begründer der „Hubsikratie“ mit und ohne Flugblatt. Auch diesmal klatscht das Mannheimer Publikum bei mehr als zehn Pointen, die laut schelmischer Eigenaussage selbst Asül nicht versteht. Und damit haben sich die Fans Selfies mit dem unterhaltsamen Lästermaul verdient.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-die-sichtweise-von-django-asuel-kommt-in-mannheim-bestens-an-_arid,2165682.html