Die Wochen vor Weihnachten sind auch die Zeit für Jahresrückblicke. Der Kabarettist Django Asül lässt mit seinem Programm „Rückspiegel“ die Geschehnisse auf satirische Weise Revue passieren. Der Künstler beleuchtet sie scharfsinnig mit einer Portion Sarkasmus und schwarzem Humor. Am Dienstag gastierte der 50-Jährige im Capitol und erntete von den rund 200 Gästen viel Beifall.
Ein Stehtisch mit einem Bierkrug: Auf der Bühne ist Asül Minimalist. Alles andere als minimalistisch sind dagegen seine ungeschönten Beobachtungen. Der Niederbayer, der in seinem sonoren Dialekt spricht, legt den Finger gern mitten in die Wunde, genau da hin, wo es weh tut. Er moniert, dass Kinder zur Schule gehen, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu verlernen. Letzteres beherrschten 25 Prozent der Kinder gar nicht mehr. „Also jeder Siebte“, fügt Asül süffisant hinzu und hat damit die Lacher auf seiner Seite.
Geschickt spannt er den Bogen zwischen den Ereignissen des Jahres, wobei er den Roten Faden stets im Auge behält. Er entdeckt zwischen Klimaaktivisten eine Gemeinsamkeit zu Altkanzlerin Angela Merkel. Durch ihre Passivität sei sie durch mehrmaliges Wiederwählen belohnt worden, was unter anderem zu maroden Schulen, Straßen und Brücken geführt habe.
Das 9-Euro-Ticket habe mit dem 49-Euro-Ticket einen Nachfolger bekommen, der in Wirklichkeit nicht teurer sei, verteidigt er die Pläne. „Man hat lediglich die Inflation bis zum Sommer miteinkalkuliert.“
Frei nach Scholz
Viele Politiker bekommen ihr Fett weg. Etwa Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, die er als „Helikopter-Mutter“ bezeichnet. Winfried Kretschmann, der mit einem Waschlappen Energiesparen will. Oder die Besuche von Wirtschaftsminister Habeck alias „Gas-Robert“ in Katar. Gleichzeitig hat er witzige Vergleiche parat. So wird Helene Fischer zu „Sibiriens Antwort auf Roberto Blanco“.
Themen wie Kulturelle Aneignung in Bezug auf Winnetou, Lauterbachs geplante Corona-Maßnahmen, der Krieg in der Ukraine, aber auch Ungereimtheiten in Bezug auf die Fußball-WM in Katar und Protestaktionen der Nationalelf nimmt er auf die Schippe. So schildert er, wie die „DFB-Geheimwaffe“ Nancy Faeser Fifa-Boss Gianni Infantino mit ihrer Regenbogenarmbinde doch noch überlistete.
Am Schluss rät Asül allen, für die das Jahr unerträglich war, sich an Kanzler Scholz bei Cum-Ex ein Beispiel zu nehmen. „Einfach nicht erinnern.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-django-asuel-im-capitol-ueber-klimaproteste-und-regenbogenarmbinden-_arid,2029976.html