Rock am Ring - Zehntausende Fans feiern vor den Bühnen und bescheren dem Eröffnungsact eine der größten Menschenmassen der Geschichte des Kultfestivals

Die Rückkehr zur Festival-Ekstase

Von 
Markus Mertens
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Die Durststrecke der Pandemie hat für Festivalgänger ein Ende. © Markus Mertens

Nürburg. Die Rückkehr zu Rock am Ring fühlt sich am ersten Festivaltag in der Vulkaneifel wie ein unwirkliches Ereignis an. Denn nachdem zwei Jahre Corona-bedingt an Massen jenseits vierstelliger Kapazitäten nicht zu denken war, muten die 90 000 Menschen auf der Traditionsrennstrecke zunächst nur wie eine Erinnerung an gute alte Zeiten an.

Doch die Fans werden schnell in die Realität zurückgeholt. Kaum richtig im Tag angekommen und von den Zeltplätzen mit ausreichend Bier in Richtung Hauptbühne gepilgert, lassen die Punker der Donots ihre Gitarren hören – und versammeln dabei eine Menge vor sich, wie sie kaum ein Eröffnungsact je an sich gezogen hat. Der Hunger der Festivalverliebten – hier wird er ein erstes Mal spürbar. Und als sei das für sich genommen nicht schon imponierend genug, hat Donots-Frontmann Ingo Knollmann eine faustdicke Überraschung parat. Zunächst ganz überrascht, dass die Toten Hosen trotz ihres 40-jährigen Bandjubiläums gar nicht am Ring spielen, stimmt er höchstselbst mit den Fans den Klassiker „Hier kommt Alex“ an – um die Hosen kurzerhand persönlich als Überraschungsgäste auf der Bühne zu präsentieren. Dieser Impuls hatte gesessen – und sollte sich im Verlauf der kommenden Stunden durchziehen. Denn völlig gleich, ob die Traditionalisten von Weezer nun auf der Hauptbühne zartere Saiten aufspannen oder die Newcomer von Akuma Six auf der alternativen Bühne mit ihrer aggressiven Mischung zwischen Metalcore und Screamo nahezu die Boxen sprengen: Eine jede Band versammelt hier ein an Zahlen reiches, emotionalisiertes Publikum.

40 000 Fans bei Måneskin

Zu konstatieren ist damit bereits am ersten Tag eine bemerkenswerte Rückkehr zur Festival-Ektase, die Traditionalisten mit Sehnsucht vermisst hatten, und die bei Neulingen ein erhabenes Feuer des Enthusiasmus zur Folge hat. Zum entscheidenden Mal kommt es in voller Hitze bei den italienischen Senkrecht-Durchstartern von Måneskin zum Tragen. Denn die Gewinner des Eurovision Song Contest aus Rom kommen in der Eifel nicht nur mit ihrem einstigen Sieger-Song „Zitti e buoni“ gigantisch gut an. Das Quartett um den Sänger Damiano David spielt geradezu mit dem Publikum, fegt mit einer lasziven Show zwischen Glamrock und Maskerade-Pop über die Bretter und fasziniert so auch den letzten Skeptiker. An Stellen wie diesen bewahrheitet sich einmal mehr, dass Rock am Ring als Plattform der Diversität durchaus prägenden Charakter hat. Füllten sich die ersten beiden Wellenbrecher zum Beginn des Sets der Italiener zu guten zwei Drittel, stehen bis zum Ende der Show satte 40 000 Fans dicht an dicht, um dem melodischen Feuerwerk zu lauschen. Auch so analog kann musikalische Multiplikation in Zeiten digitaler Grenzenlosigkeit noch funktionieren.

Nach dem Redaktionsschluss dieses Beitrags wurden neben den Punk-Pionieren von The Offspring, Jan Delay, den Broilers und dem Rapper Marteria auch noch die Rock-Headliner von Green Day und die Techno-Vorreiter von Scooter erwartet. Der „MM“ wird online sowie in der Dienstagsausgabe in Wort und Bild nachberichten.

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