Carl-Theodor-Jahr

Der in Mannheim beliebte Carl Theodor kam in München nie gut an

Unsere Autorin Susanne Kaulich nähert sich dem anstehenden Auftakt des Carl-Theodor Jahres humorig an und erzählt, wie es sich der kurpfälzische Kurfürst mit den Bayern verscherzte

Von 
Susanne Kaulich
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Das Gemälde von Heinrich Carl Brandt aus dem Jahr 1769 zeigt Kurfürst Carl Theodor als seine Welt noch quadratisch und in Ordnung war ... © Reiss-Engelhorn-Museen/dpa

Mannheim/München. Eigentlich müssten die Münchner unserem Carl Theodor doch ewig dankbar sein. Sind sie aber nicht. Waren es auch nie. Obwohl unser Kurfürst wegen der Erbfolge Hals über Kopf sein geliebtes Mannheim sowie die Sommerresidenz Schwetzingen für die Hauptstadt von Pfalz-Baiern pflichtbewusst verlassen hat. Dass seine Frau Elisabeth Auguste in der Kurpfalz zurückblieb, schien ihn dabei weniger zu stören.

Aus dem Mannheimer Schloss mitgenommen hat er dagegen kostbare Möbel, Frankenthaler Porzellan, Teppiche und allerlei Gebrauchsgegenstände aus Edelmetall: zeitgemäß frühklassizistischer Chic fürs altmodische Rokoko-München. Teile des „Pfälzer Schatzes“ sind in der Schatzkammer der Münchner Residenz noch zu bewundern. Die umfängliche Mannheimer Silberkammer musste leider zum Teil eingeschmolzen werden, als während der Napoleonischen Kriege die Ressourcen knapp wurden. Die Alte Pinakothek und die Staatliche Graphische Sammlung München zehren aber noch immer von Carl Theodors Mitbringseln. Dem jetzt mit „K“ geschriebenen Kurfürsten folgten zahlreiche Künstler aus der Pfalz wie der Architekt Verschaffelt und der Gartengestalter von Sckell. Natürlich auch die berühmte Mannheimer Hofkapelle.

Trotz der kurpfälzischen Entourage scheint unser CT jedoch niemals so richtig in Baiern angekommen zu sein. Da halfen nicht mal seine vielen unehelichen Münchner Kindl. Bis an sein Ende 1799 blieb er der „Zuagroaste aus Monnem“. Wenig werbewirksam auch die arrangierte Ehe mit der 18-jährigen Marie Leopoldine von Österreich-Este, die dem 70-Jährigen endlich den ersehnten Erben schenken sollte. Ihr Schlafzimmer blieb für Karl Theodor verschlossen.

Wein statt Bier – eine kulinarische Entscheidung mit Folgen

In Wahrheit aber hatte Karl Theodor bei den Münchnern schon von Anfang an verloren. Beging er doch den folgenschwersten Fehler bereits einige Wochen nach seiner Ankunft im Frühjahr 1778. Beim schon damals traditionellen Starkbieranstich am Nockherberg verweigerte der frisch gebackene Souverän die Salvator-Maß, die ihm vom Paulaner-Mönch Barnabas kredenzt worden war und verlangte nach Wein! Die Münchner reagierten mehr als pikiert. Ein unverzeihlicher faux pas!

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Jörg-Peter Klotz
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Unglückliche Aktionen gegen das bairische Nationalbewusstsein trugen weiter zum schlechten Image bei. Über Karl Theodors Tod 1799 sollen sich die Münchner sogar regelrecht gefreut haben. Tatsächlich fristet der unbeliebte Kurfürst heutzutage in München eher ein Schattendasein. In den vergleichsweise schmucklosen Karl-Theodor-Räumen 7 und 8 des Nymphenburger Schlosses kann man eine kleine Marmorbüste und ein großformatiges Gemälde sehen. In der Residenz, die er über 20 Jahre bewohnte, ist er kaum präsent, sein Sarkophag in der Theatinerkirche er wirkt ziemlich versteckt.

Freilich hat die bayerische Schlösserverwaltung jetzt pflichtgemäß zum 225. Todestag sowie zum 300. Geburtstag das Kurfürst-Karl-Theodor-Jubiläumsjahr ausgerufen. Hat er für die Bevölkerung doch wirklich viel Gutes bewirkt. Als erster aufgeklärter Regent überhaupt ließ er für die Münchner einen Park anlegen: den Englischen Garten. Gleichzeitig öffnete er sämtliche Gartenanlagen, Kunstsammlungen und das Hoftheater für die Öffentlichkeit.

Der unbeliebte Karlsplatz, der zum jovialeren Stachus wurde

Sein Erbe also lebt fort in Kunst- und Naturschätzen, die heute von Millionen Touristen aus aller Welt besucht werden. Und jeder läuft dabei auch über den Karlsplatz mitten in der Stadt. Den kennen Sie nicht? Der Münchner Volksmund nennt ihn seit langem schon „Stachus“. Wegen der Wirtschaft „Stachusgarten“, die im frühen 18. Jahrhundert der Wirt und Bierbrauer Mathias Eustachius Föderl dort betrieben hat.

Statt des Kurfürsten ehren die undankbaren Münchner nun also einen Gastwirt. Wenn das nicht die gelungene Rache für das kurpfälzische Verschmähen des bairischen Biers ist!

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