Bad Dürkheim.. „Asterix als Palatinator“ - der Titel für den dritten pfälzischen Band der Comic-Reihe ist perfekt gewählt. Jedenfalls, wenn Christian „Chako“ Habekost die Ehre zuteil wird, einen der Comic-Klassiker von Texter René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo in sein Heimatidiom zu übersetzen - als Band 97 der bald mehr als 100 Alben umfassenden Mundart-Reihe: „Asterix als Gladiator“ (1964). Perfekt gewählt für diese Aufgabe wurde vom Egmont Verlag auch der in Mannheim geborene Kabarettist. Schließlich sprechen wir von Dr. phil. Habekost.
Natürlich trägt nicht nur das akademische Sportabzeichen dazu bei, dass Chako die dialektologischen Fallstricke und -gruben bei einem solchen Projekt bewusst sind. Wie jedem, der sich systematisch mit Mundart beschäftigt, ist dem Humoristen klar, dass er mit nicht kodifizierter, uralter, im Prinzip rein gesprochener Sprache umgeht - „orale Tradition, ohne Duden, ohne festes Regelwerk“, schreibt er. Also könne immer alles - je nach Herkunft, Betrachtungsweise oder Lesart - richtig sein und falsch zugleich: „Hauptsach, die Gosch bebt un die Sprooch lebt, weeschwie ‘schmään?“
Asterix-Band in einer Art "Allgemein-Pfälzisch"
Vielen Einwänden aus den tatsächlich im Detail sehr unterschiedlichen Mundartlandschaften in Pfalz und Kurpfalz nimmt der Wahl-Bad-Dürkheimer daher schon im Vorwort den Wind aus den Segeln - mit philologischer Akkuratesse: „Für die Übersetzung wurde eine Art ,Allgemein-Pfälzisch’ gewählt, vielleicht kann man es auch ,pan-pälzisch’ nennen: eine Art größter gemeinsamer Nenner für all die kleineren und größeren Unterschiede zwischen West- und Süd-, Nord- und Südwest-, Kur- und Vorderpfälzisch mit all den verzweigten Lautmalereien einer Mundart, die fast ebenso viele mikrolokale Varianten aufweist wie Dörfer und Weiler zwischen Kusel und Heidelberg, Schweigen und Worms, Wald und Wingert.“
Da Habekost einen solchen Bandwurmsatz in seiner Muttersprache auch fließend singen oder rappen könnte, verfügt er vor allem über das richtige Sprach- und Rhythmusgefühl für den Job. Zumal er nicht nur auf der Bühne den Palatinator immer wieder spielt, als „Urform des selbstbewussten, rebellisch-liebevollen Ureinwohners der Pfalz“, sondern auch die Lebens(art)kunst seiner Landsleute so gut zur besten aller Existenzformen (v)erklären kann, wie kaum jemand sonst. Denn das Aufeinanderprallen von Römern und unbeugsamen Galliern ist quasi Habekosts Lebensthema.
Pfälzischer Asterix und Obelix bleiben extrem entspannt
Der Culture Clash, wenn pfälzische Eingeborene auf „Aussergewärtige“ träfen, die Fallhöhe zwischen „olwer“ und „iwwerzwerch“, das sei für ihn die Mutter aller Komik, erklärt der 62-Jährige. So gelingt ihm die hohe Kunst in dieser Mundartreihe: Den exzellenten Texten Goscinnys und der allseits bekannten Geschichte des Originals subtil eine zweite Ebene hinzuzufügen.
Selbst auf einer Befreiungsmission für ihren entführten Dorfbarden Troubadix, der sie als Gladiatoren in die Arena führt, bleiben Asterix und Obelix entspannt und heiter. „Iwwerzwerch“ - so agieren Caesar und seine Legionäre.
Asterix auf Pfälzisch
- „Asterix als Palatinator“ ist ab 9. September für 15 Euro im Handel erhältlich.
- ISBN: 978-3-7704-0905-1
Den Sound seiner Übersetzung kennt man aus den „Elwenfels“-Regionalkrimis. In Sprechblasen muss Habekost die Inhalte zwangsläufig noch stärker auf den Punkt bringen. Das gelingt ihm flüssiger als seinen Vorgängern, SWF3-Moderator Jochen Kneifeld alias Heiner Knallinger und (Dr. phil.) Walter Sauer, Akademischer Oberrat am Anglistischen Seminar der Uni Heidelberg sowie Autor und Herausgeber zahlreicher Dialektübersetzungen. Das Duo hatte die ersten beiden pfälzischen Bände „Asterix un de Arvernerschild“ (Band 7, 1997) und „Em Asterix soi Bobbelsche“ (Band 19, 1998) verantwortet. Die subversive Seite des Chako-Humors findet sich im „Palatinator“ allerdings nur in Spurenelementen - die Originalgeschichte lässt dafür kaum Spielraum.
Auf Hessisch und Ruhrdeutsch gibt es die meisten Asterix-Ausgaben
Mannheimer dürften sich auf Seite 3 fragen, warum Habekosts Geburtsstadt auf der traditionellen Landkarte neben Lu’hafe, Därgem, Lautre, Altrip und gallisch/pfälzischem Dorf fehlt - oder ob es mit Eishockey zu tun hat, dass der römische Adler genau dort steckt, wo die Quadratestadt liegen müsste?
Am beliebtesten und damit häufigsten sind die Asterix-Mundartausgauben auf Hessisch (elf Bände) und Ruhrdeutsch. Letzteres steuert Komiker Hennes Bender bei, der die Ehre hat, die neunte westfälische Ausgabe als 100. Teil der Mundartreihe im Oktober zu veröffentlichen. Der Trend geht immer mehr zur Prominenz bei den Übersetzern: Hella von Sinnen (Kölsch), Liedermacher Ernst Molden (Wienerisch), Popsänger Seven (Schweizerdeutsch) oder „Tatort“-Kommissar Udo Wachtveitl (Münchnerisch). Und Chako hat mit Pfälzisch ja noch einige Bände aufzuholen.
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