Debüt als Musiker

Bülent Ceylan verrät, wie viel ihm sein erstes Album bedeutet

Der Mannheimer Comedy-Star Bülent Ceylan veröffentlicht seine erste Metal-Platte "Ich liebe Menschen". Er erzählt, wie ernst es ihm mit der Musik ist und wie wichtig die Duette mit Peter Maffay oder Saltatio Mortis sind

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Jörg-Peter Klotz
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Bülent Ceylan ist einer der erfolgreichsten deutschen Comedy-Stars, als Musiker meint er es ernst. © Daniel Haussmann

Mannheim. Für das Album eines Comedy-Stars ist Bülent Ceylans Musik-Debütalbum „Ich liebe Menschen“ erstaunlich ernsthaft. Und auch musikalisch meint es der Heavy-Metal-Fan ernst: In den vielen Uptempo-Nummern der zwölf Titel kann in puncto Härte fast alles passieren. Abgefedert durch melodische Kontraste und zwei gefühlvolle Balladen. Die Produktion von Henning Verlage (Unheilig) und Christian Neander (Selig) ist topprofessionell, aber überwiegend nicht zu glatt. Am überraschendsten vielleicht: Das Mannheimer Bloomaul singt durchgängig Hochdeutsch. Im Interview erklärt der 48-Jährige die enorme persönliche Bedeutung der sehr gelungenen, abwechslungsreichen Platte.

Herr Ceylan, am 1. März erscheint Ihr erstes Album „Ich liebe Menschen“. Geht damit ein Jugendtraum in Erfüllung? 

Bülent Ceylan: Auf jeden Fall. Da geht wirklich ein Jugendtraum für mich in Erfüllung. Diese Musik war schon immer genau mein Ding.  

Als Comedy-Star sind Sie an Erfolg gewöhnt und füllen seit Jahren große Hallen. Vermutlich haben Sie früher auch viele CDs mit Ihren Programmen verkauft. Nun ist die Musikbranche ein hartes Geschäft und verändert sich heutzutage ständig. Was für eine Resonanz erwarten Sie? Gemessen in Charts-Notierung, Verkaufs- und Streaming-Zahlen? 

Ceylan: Ich bin mir bewusst, dass ich als Musiker ein absoluter Newcomer bin. Auch wenn ich schon immer Musik gemacht habe, auch in meinen Comedy-Programmen, und dann habe ich ja auch bei der ersten Staffel von „The Masked Singer“ mitgemacht. Aber ein Album rauszubringen, das ist noch mal etwas ganz anderes. Ich habe da keine gezielten Erwartungen und kann das auch gar nicht in Zahlen bestimmen oder messen. Ich hoffe einfach, dass den Leuten gefällt, was ich mache, dass ihnen meine Musik gefällt, und dass sie sich mein Album kaufen. 

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Das Album erscheint digital und als CD. Eine Vinyl-Fassung ist nicht geplant? Viele Musik-Fans kaufen ja nur noch LPs.... 

Ceylan: Nein, das haben wir im Moment noch nicht geplant. Aber schauen wir mal, was noch so kommt. 

Die Vorab-Single mit dem Titelsong war gut gewählt, denn das Lied ist stilistisch ähnlich vielfältig und abwechslungsreich wie das ganze Album. Bis auf ganz extreme Blutsäufer-Rock-Exzesse aus Norwegen haben Sie fast alle gängigen Metal-Stile und Härtegrade verarbeitet, oder? 

Ceylan: Naja, fast alles. Also so Speed- oder Death- Metal nicht so direkt, wo man fast nichts mehr versteht. Aber mir war dieser Kontrast sehr wichtig, zwischen richtig hartem Gesang und dann wieder schön melodisch gesungen. 

Gesanglich bedienen Sie viele Spielarten – was macht Ihnen am meisten Spaß – growliges Gegrunze oder „normaler“ Gesang? 

Ceylan: Das kann man so nicht sagen. Wenn ich zu viel melodisch singe, dann wird es zu soft. Das ist schwer. Ich würde sagen, mir gefällt beides ganz gut. Nur ein growliges Lied kann man mal machen, aber ich finde eher die Abwechslung schöner. Also zwischen schöner singen, growlen und wieder schön singen. Wie bei „Ich liebe Menschen“. 

Wenn Sie nur noch einen Metal-Stil hören dürften für den Rest Ihres Lebens – was wäre das? 

Ceylan: Wenn ich nur noch einen einzigen Metal-Stil hören dürfte? Sepultura wäre mir wahrscheinlich irgendwann zu viel, dann würde ich mich eher im Grunge bewegen, was ja gar kein Metall mehr ist. Die 90er waren eher mein Ding, so Pearl Jam, Nirvana oder Soundgarden…das waren die größten Musikeinflüsse für mich. 

Besonders gut gefällt mir „Anders gleich“, das Duett mit Peter Maffay. Wie kam es zu der Kollaboration und wie lief die Zusammenarbeit? 

Ceylan: Ich habe bei der TV-Show zu „40 Jahre Tabaluga“ den Schneemann Arktos gesungen. Als Peter Maffay und ich dann später auf der Couch saßen, sprach mich der Moderator darauf an, dass ich ja ein Album machen würde und ich sagte, es wäre mein größter Traum mit Peter Maffay ein Duett zu singen. Daraufhin ist Peter aufgestanden und hat zu mir gesagt „Mein Freund, wir machen das“. Das war natürlich geil. Und ich muss sagen: ein Mann ein Wort. Er hat mich dann kurze Zeit später angerufen, und wir haben über den Titel gesprochen. Ihm war es wichtig, dass es ein Song mit Haltung ist und nichts zu Komödiantisches. Wir haben den Titel dann so aufgeteilt, dass er die ernsteren Strophen singt und ich die mit dem Augenzwinkern. Und das fand er richtig gut. Weil die Message des Songs ganz klar gegen Rassismus ist. Besser kann eine Haltung gar nicht sein. Wir haben uns bei ihm in Tutzing getroffen und gemeinsam geprobt und später dann aufgenommen. 

Das ist meines Wissens die härteste Maffay-Nummer, seit er 1998 mit Cartel gearbeitet hat, den türkischstämmigen Rappern? War das Thema unter Ihnen? 

Ceylan: Also er hat auch schon Lieder gemacht, die noch härter waren, aber wahrscheinlich damals nicht groß vermarktet wurden. Er hat mir Videos von früher gezeigt, da habe ich mir gedacht „Alter Vatter - der ist ein richtiger Rocker“. Wahnsinn. Peter Maffay ist in Deutschland halt mehr für seine schönen Rocklieder und Balladen bekannt. Aber er war schon immer ein Vollblut-Rocker und ich glaube, das hat ihm jetzt ganz gut gefallen, dass er das mit mir mal wieder so ausleben konnte. 

Sie singen mit ihm zweistimmig „Arschloch bleibt Arschloch“. Die Vokabel ist neu im Werk von Maffay. Mussten Sie da mit ihm diskutieren? Er ist ja ein bisschen vorsichtig, seit ihm die Kooperation mit Sido und Bushido heftig auf die Füße gefallen ist? 

Ceylan: Das war tatsächlich kurz Thema, weil er dieses Wort in seinen Texten nie benutzt. Aber er sagte zu mir, es kommt halt immer drauf an, in welchem Zusammenhang man das Wort benutzt. Und ich glaube, so wie es jetzt ist, findet er es richtig gut. Weil es eine absolute Message hat. Man sagt das Wort nicht einfach nur, sondern sagt „Arschloch bleibt Arschloch und Mensch bleibt Mensch“. Das ist ja eine Redewendung, die allgemein bekannt ist. Und ich glaube das kann man in diesem Zusammenhang auch mal vor jungen Leuten sagen. Weil es einfach die Realität ist. 

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Sie haben fünf gesellschaftskritische Lieder auf dem Album: Neben „Anders gleich“ noch „Ich liebe Menschen“, „Rüstung aus Hass“, „Lieder gegen Nazis“ und „Klopf Klopf“. Erklären Sie die bitte kurz. 

Ceylan: Ich wollte ja ein erstes echtes Musikalbum machen, ohne Klamauk. Es sind zwar auch Lieder dabei, die mit einem Augenzwinkern gemeint sind und es sind auch Liebeslieder dabei, aber die meisten Lieder haben eine Botschaft. „Rüstung aus Hass“ ist übrigens auch das Schluss-Lied von meinem aktuellen Comedy-Programm „Yallah hopp“, welches bei den Vorpremieren bisher immer zu Standing-Ovations geführt hat. Weil es eine Ansage ist an die Menschen, die ihren Hass ausleben, die Kriege führen und die uns den Spaß und die Zukunft unserer Kinder zerstören wollen. Deshalb ist es so enorm wichtig, diesen Titel als Ansage zu sehen. Ob Du Rockmusik magst oder nicht. Dieses Lied findet bei der Comedy-Show jeder geil. Die Leute haben gesagt: „Du singst das auch so mit Leib und Seele“.  Und man versteht es auch als Botschaft. Der Song „Klopf Klopf“ ist ein Lied gegen Mobbing, ich selbst habe Mobbing ja auch erlebt. Und „Lieder gegen Nazis“ spricht für sich. Die Single „Ich liebe Menschen“, der Titelsong, stellt zwar die Realität dar, aber hebt auch den positiven Metal hervor. So nach dem Motto: ich gebe die Menschen nicht auf. Nächstenliebe soll bitte gelebt werden. 

Am deutlichsten werden Sie in „Lieder gegen Nazis“, das schon vor einer Weile erschienen ist. Wie fielen die Reaktionen darauf aus? Würden Sie sagen, solche Lieder bewirken etwas? 

Ceylan: Die Reaktionen auf „Lieder gegen Nazis“ waren eigentlich für mich positiv, und ich hoffe schon, dass solche Lieder etwas bewirken. Es war mir ganz wichtig, dass jeder meiner Titel eine Botschaft hat. 

Wir alle denken ja seit Jahren darüber nach, was der richtige Umgang mit Rechtsextremisten, AfD und Co. ist. Die Mannheimerin Soffie hat gerade mit dem eher hübschen, nicht aggressiven Lied „Für immer Frühling“ enormen Erfolg und quasi den Soundtrack zu den Demos für Demokratie geliefert. Was denken Sie, was besser funktioniert – harte Konfrontation oder Milde? 

Ceylan: Das kommt immer auf die Situation an. Wenn es möglich ist, ein Gespräch zu führen und Dinge zu klären, dann sollte man es tun.  

Mit Ihren neuen Songs oder auch mit Redebeiträgen könnten Sie ja auch wunderbar bei Demos wie „Nie wieder ist jetzt“ auftreten. Ist das schon passiert, planen Sie es noch? 

Ceylan: Wenn mal eine Demo stattfinden sollte, wo sie genau solche Bands haben wollen, die die richtigen Botschaften aussenden, warum nicht. Aber bisher hat sich das noch nicht ergeben. Ich bin ja noch Newcomer. 

Sie müssten bei einer Demo auf der Bühne ja nicht unbedingt Musik machen. Ein paar Sätze reichen ja. 

Ceylan: Ich war bisher aus Zeitgründen noch nicht direkt auf einer Demo. Aber ich beziehe ja seit Jahren ganz klar Stellung, wie ich zum Beispiel zur AfD stehe. Auch in meinem neuen Programm, auf dem Album, auf Facebook… 

Hat Sie zur großen Mannheimer Demonstration denn niemand eingeladen? 

Ceylan: Doch, Thorsten Riehle hat mir Bescheid gegeben. Ich wäre auch sehr gern dabei gewesen, wenn es denn von der Zeit her gegangen wäre.  Ich finde es sehr wichtig, dass man Gesicht zeigt und dass die Menschen jetzt endlich auf die Straße gehen. 

Sie hatten im Januar und Februar auch extrem viel zu tun. War es eigentlich eine gute Idee, das neue Programm „Yallah Hopp“ und das Album quasi gleichzeitig an den Start zu bringen? Steckt da ein Plan dahinter? Für mich klingt es ultrastressig… 

Ceylan: Das ist richtig. Es ist wirklich sehr stressig, aber es macht mir auch großen Spaß. Ich bin ja praktisch ein Newcomer, und da sind doch meine Comedy-Shows perfekt, um zwei, drei Titel aus meinem Album vorzustellen, damit die Leute einen Eindruck davon bekommen, was sie auf dem Album hören. Im April gehe ich dann mit meiner Band auf Tour, und somit passt das perfekt für mich. Das war nicht lange im Voraus geplant, aber nicht anders zu koordinieren und somit mache ich das Beste draus. 

Könnten Sie eigentlich halbwegs unbehelligt als Privatmann an einer Demo auf dem Alten Messplatz teilnehmen? 

Ceylan: So wie ich aussehe, ist das schwierig. Ich falle halt immer irgendwie auf, selbst wenn ich eine Mütze trage. Aber ich denke bei einer Demo soll man ja auch sein Gesicht zeigen. Es ist dann schon wichtig zu zeigen, wer man ist und für was man steht. Wenn es sich ergeben und ich Zeit haben sollte, würde ich eine solche Demo, die gegen rechts, gegen Nazis oder für mehr Liebe zwischen den Menschen oder für eine multikulturelle, freie Gesellschaft ist, auf jeden Fall unterstützen. 

Comedy-Shows mit "Yallah Hopp", Metal-Shows mit Band

  • Bülent Ceylan wurde am 4. Januar 1976 in Mannheim geboren. Nach dem Abitur 1995 absolvierte er unter anderem ein Praktikum beim Musiksender beim Privatradiosender RPR. Dort lernte er Comedy-Autor Roland Junghans kennen. Am Beginn ihrer jahrelangen Zusammenarbeit entstand Ceylans erstes Comedy-Programm „Produzier’ mich net!“, das Ende 1998 in der „Spaghetti-Oper“ in der Neckarstadt Premiere hatte.
  • „Yallah Hopp“, das dreizehnte Programm des Sohns einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters ist am 9. März in der ausverkauften SAP Arena zu sehen. Für sein zweites großes Heimspiel am 22. März 2025 gibt es noch Karten unter eventim.de (46,05 bis 62,15 Euro plus Geühren). Alle Termine: buelent-ceylan.de/comedy/
  • Der Heavy-Metal-Fan veröffentlicht am 1. März „Ich liebe Menschen“, sein Debütalbum als Sänger. Es erscheint digital und als CD mit zwölf eigenen Songs, die Ceylan unter anderem mit Unheilig-Produzent Henning Verlage und Selig-Gitarrist Christian Neander geschrieben hat. Die Metal-Platte erscheint auf Michael Herbergers Mannheimer Label OneFourAll Music in Kooperation mit Universal Music.
  • Seine erste Tournee als Musiker mit eigener Band startet Ceylan am 20. April im Stuttgarter Wizemann. Es folgen Auftritte im Frankfurter Zoom (21. April), Hamburg (24.), Berlin (25.), Hannover (27.) und Köln (28.). Auch bei den Festivals ist das Projekt gefragt. Ceylan spielt u.a. auf Wacken und beim Rocco del Schlacko. Am 30. August gibt es ein Open Air auf der Burg Wertheim. Karten und mehr: buelent-ceylan.de/musik/

Es gibt ein Lied, das wie Ihr aktuelles Bühnenprogramm „Yallah Hopp“ heißt. Damit eröffnen Sie vermutlich auch Ihre Comedy-Shows, oder? 

Ceylan: „Yallah hopp“ ist tatsächlich mein Eröffnungslied. 

Im heftig groovenden „Booom“ erzählen Sie von exzessiven Abrissmodus-Nächten mit Metal. Können Sie das noch ausleben – oder sind das Wunschträume eines viel beschäftigten Familienvaters? 

Ceylan: Für mich ist diese Art von „Abrissmodus-Nächten“ oder so kein Ausleben. Erstens vertrag ich nix, und zweitens habe ich es auch noch nie übertrieben, so dass ich mich an nichts mehr erinnern konnte. Das ist einfach nicht mein Ding. Also das ist kein Wunschtraum von mir. Dafür bin ich auch viel zu diszipliniert und achte sehr auf meine Stimme. Und solche Exzesse würden ihr sehr schaden. 

Wann gönnen Sie sich noch einen Exzess? 

Ceylan: Gar nicht. Wie gesagt, brauche ich das nicht. Man sitzt vielleicht mal am Ende einer Tour mit der Crew zusammen. Aber dann eher gemütlich. Und auch nur, wenn ich danach frei hätte. Um mal so richtig durchzufeiern, würde es schon einen richtigen Grund brauchen. Vielleicht wenn mein Album den Gold-Status erreichen würde. Aber dann würde es wahrscheinlich auch eher nur ein Anstoßen werden. 

Die Frage zielte auch weniger auf Alkohol und andere Rockerfreuden aus den 70ern. Mich interessiert, ob und wo sie sich als Metal-Fan noch austoben können. 

Ceylan: Na ja, wir waren schon mal mit der Crew in einer Rock-Disco, und es war geil. Aber natürlich ist man bei so etwas immer unter Beobachtung. Also: Im Auto höre ich Metal fast am liebsten, gerne auch mal richtig laut. Da kann ich mich schon ein bisschen austoben. Und natürlich auf der Bühne. Bisher schon kurz in meinen Comedy-Programmen, aber jetzt kann ich endlich auch meine eigene Musik machen. Ich habe mich noch nie so vollkommen gefühlt als Künstler wie jetzt gerade, muss ich sagen. Ich fühle mich richtig gut, denn die Musik war immer schon Teil meines Lebens. Jetzt wird es zum ersten Mal richtig wahrgenommen. 

Inwiefern? 

Ceylan: Nun, da kommt ein Roland Kaiser, da kommt ein Peter Maffay, es kommen Saltatio Mortis und machen mit mir ein Duett. Was für mich schon auch ein Ritterschlag ist, denn Saltatio Mortis sind in ihrem Bereich Legenden. Das Duett mit ihnen ist vor allem in der Szene sehr wichtig gewesen. Weil die sagen: „Okay, wir wussten ja, dass der  Bülent immer Metal hört. Aber er meint es ernst jetzt und will auch Musik machen.“ Daran müssen sich die Leute erstmal noch ein bisschen gewöhnen. Auch daran, dass es jetzt um richtig ernsthafte Songs geht. 

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Sie gehen im April mit Ihrer Band auf Tour, wer ist da dabei? 

Ceylan: Auf die Band bin ich ganz, ganz stolz. Das ist eine sehr junge Band im Alter zwischen 20 und 26 Jahre. Das ist Julia Lange an der Gitarre, die kommt aus dem klassischen Bereich, ist eine riesige Bereicherung und beherrscht eine wahnsinnige Technik an der Gitarre. Hannes Merten, unser Bassist, der auch Keyboard spielt, ist ein toller Kerl und geht echt voll ab. Er kommt aus dem Rock-Bereich. Marcel Vojvodic, Schlagzeuger, spielt beim Singer-Songwriter Kamrad, ist aber im Herzen Rocker. Ein sehr talentierter, mega-geiler Schlagzeuger. Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit: Er war als Zehnjähriger Fan der „Bülent Ceylan Show“, und es gibt aus dieser Zeit sogar ein gemeinsames Foto von uns. Das ist echt lustig. Er sagt immer, er hätte sich nie träumen lassen, mal in meiner Band zu spielen. Tobias Stultz ist ein megageiler Gitarrist und singt auch noch geil. Also, die sind alle hungrig und heiß auf alles, was da jetzt kommt. Wir haben richtig Bock gemeinsam auf die Bühnen zu gehen und wollen als Band verstanden werden. 

Apropos Schlagzeug: Man hört es nicht unbedingt, deshalb war ich beim Blick ins Booklet der CD überrascht, dass auf dem Album alle Drums programmiert sind. Warum – in Mannheim muss man ja nur einen Stock in die Luft werfen, und er würde einen Klasse-Schlagzeuger treffen. Überspitzt gesagt…. 

Ceylan:  Heutzutage ist es gang und gebe, dass man viel programmiert. Weil auf einem Album alles perfekt und klar klingen muss. Es ist wirklich super super selten, dass zum Beispiel Schlagzeug live im Studio gespielt wird – selbst im Metal. Das kriegt man nur noch bei Metallica oder solchen Bands. Auch auf der Bühne werden ja inzwischen bei vielen Acts Samples eingespielt. Es sind andere Zeiten. Aber es gab gewisse Sounds, die mussten wir organisch einspielen, also mit richtigen Gitarren und allem. Auf dem Album sind deshalb Co-Produzent Christian Neander und Eisbrechers Lead-Gitarrist Noel Pix zu hören. Und in der Ballade „Wohin du gehst“ ein echtes Orchester. Ich sage immer, mein Produzent Henning Verlage ist halt so ein kleines Genie, das ist der Johann Sebastian Bach der Neuzeit. Da wird er immer rot. Aber der kann echt etwas, wie er das alles zusammensetzt. 

Sie hatten bei Ihrem Rekordauftritt 2012 vor 42000 Fans in der Frankfurter Commerzbank Arena schon mit  den Mannheimer Alternative-Virtuosen von  The Intersphere gearbeitet. Wie sind Sie an Ihre aktuelle Band gekommen? 

Ceylan: Wir haben sie nicht gecastet, sondern über Marcel, den Schlagzeuger kennengelernt. Er hat dann die meisten anderen empfohlen. Und es sind wirklich hungrige, sympathische junge Künstler – und eine Künstlerin. Die richtige Böcke darauf haben, in dieser Band zu sein. Das ist natürlich geil. 

Wie sieht das Live-Repertoire aus? Das Album füllt ja keine 90 Minuten. Gibt es Coverversionen oder Klassiker aus Ihren Comedy-Programmen wie „Ruh im Hof“? 

Ceylan: Man wird auf jeden Fall meine Albumtitel zu hören bekommen. Und natürlich auch ein paar Coversongs. Auch aus meiner Zeit bei „The Masked Singer“. 

Ich würde ja gern „Ruh do driwwe“ von Gringo Mayer von Ihnen hören.

Ceylan: Ich kenne Gringo Mayer, aber das Lied habe ich noch nicht gehört. Aber das werde ich mir jetzt doch mal anhören. 

Sie hatten ja schon Bands als Teenager. Aber als Profi-Musiker stehen im April ihre ersten Auftritte überhaupt an. Wenn Sie sich die Situation vor dem Konzert am 20. April hinter der Bühne des Stuttgarter Wizeman vorstellen: Wird das eine andere Art von Lampenfieber sein als bei einer Comedy-Show? 

Ceylan: Ja, auf jeden Fall! Ich fühle mich ein bisschen wie ein Newcomer. Dann kommt die Band auch noch zum ersten Mal raus. Ich werde hoffen, dass wir den Einsatz kriegen, dass der Ton passt, dass ich gescheit singe, dass die Leute Spaß haben. Ich glaube, bei den Festivals wird es noch krasser werden, weil man ja ein Teil des Programms ist und die Fans ja nicht nur wegen mir kommen. 

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Bei welchen Festivals sind Sie gebucht. Wacken vermutlich?

Ceylan: Ja, wir sind schon in diesem Sommer auf Wacken. Das ist aufregend: Wir sind dort eine Stunde auf der Hauptbühne_ und das heißt schon etwas. Wir sind aber auch beim Rocco del Schlacko im Saarland, wo auch 30 000 Leute kommen werden. Oder in Österreich beim Lake Rock, und hier und da wird es noch ein Open Air geben. Jetzt stehen aber erst mal die Einzelauftritte an. 

Warum geben Sie kein Konzert in Mannheim? 

Ceylan: Wir spielen erstmal in den sogenannten Medienstädten wie Berlin, Köln, Hamburg oder Frankfurt, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wenn es alles gut läuft, dann kommen wir natürlich auch nach Mannheim. Wir müssen uns da auch erstmal reintasten und -fühlen. Jetzt wird ein Konzept erarbeitet, welches Lied wir als erstes spielen und wo ich vielleicht auch mal eine kleine Stand-up-Einlage mache. Aber es ist in erster Linie ein Musikprogramm. Aber ich werde zwischendurch mal den einen oder anderen kleinen Gag einstreuen. So wie man mich halt kennt. Ich glaube, das ist auch für die Band als Trinkpause mal ganz cool. 

Alle Texte sind auf Deutsch, sogar auf Hochdeutsch. Wäre es mit Englisch im Metal nicht einfacher? 

Ceylan: Ich muss ja authentisch bleiben. Im Moment ist zwar der Trend, dass auch deutsche Künstler Englisch singen. Aber wer weiß, wo der Trend dann hingeht. Und wie viele haben mir vor 25 Jahren gesagt. „Mit deinem Dialekt wird das nichts bundesweit.“ Und es war tatsächlich am Anfang ein Problem. Aber genau das hat dann den Erfolg ausgemacht am Ende. Ich glaube, man muss immer sein eigenes Ding durchziehen und da optimistisch bleiben. Ich habe ja auch nichts zu verlieren, weil das alles jetzt schon so eine Bereicherung ist. Allein das Lied „Rüstung aus Hass“ - wenn ich da die Wirkung am Ende der Vorpremieren sehe. Die Leute stehen auf und gehen noch mal richtig ab. Sie merken, dass ich voll dahinterstehe und nicht einfach nur ein Lied einbaue. Sondern dass ich das Ganze lebe. Aber ich schließe nicht aus, dass ich auch mal ein Lied auf Englisch singe. Aber Deutsch passt zu mir am besten. Wobei manche Leute es am krassesten finde, dass ich jetzt wirklich auf Hochdeutsch singe (lacht). 

Haben Sie eigentlich lange über die Reihenfolge der Songs auf dem Album diskutiert? 

Ceylan: Nein, da haben wir nicht lange drüber diskutiert. Die war echt schnell aufgestellt. Ich habe mich da auch gut von meinem Label beraten lassen und wir haben diese gemeinsam festgelegt. 

Ich frage, weil die beiden Liebesballaden am Schluss nach all den Uptempo-Krachern etwas isoliert wirken. Ist das Absicht, damit die Haddrigel unter Ihren Fans dann quasi abschalten können? 

Ceylan: Ich glaube in der heutigen Zeit hört man sich kaum noch Musikalben in der vorgegebenen Reihenfolge an. 

An wen richtet sich die Ballade  „Wohin du gehst“?  

Ceylan: Den Titel „Wohin du gehst“ habe ich für meine älteste Tochter geschrieben, die weiter weg lebt und die man nicht mal eben besuchen kann. Der Song ist mir sehr wichtig und natürlich sehr emotional. Für meine Frau ist der Titel „Engel landen weich“, und sie mag ihn sehr. 

Vor allem die Schlussnummer „Engel landen weich“ könnten auch Ben Zucker oder Helene Fischer gefallen. Berührungsängste so ein Lied mit ihr in ihrer Show zu singen, haben Sie nicht, oder? 

Ceylan: Da habe ich überhaupt keine Berührungsängste. Jederzeit. Ich bin dabei. 

Der Mannheimer Comedy-Star Bülent Ceylan macht mit Singen 2024 Ernst: Am 1. März erscheint sein Debütalbum als Metal-Sänger. © Daniel Haussmann

Sie wollen also auch musikalisch Brücken schlagen? 

Ceylan: Auf jeden Fall. Und das habe ich ja auch schon gemacht. Vor Kurzem habe ich mit Roland Kaiser seinen Hit „Santa Maria“ als Rockversion gesungen. Er hat seinen „normalen“ Part übernommen und ich die rockigen Teile. Das hat so Spaß gemacht und die Reaktionen darauf waren mega. Das war echt geil. 

An einer Stelle singen Sie "Wenn Metaller traurig sind, dann hör'n sie heimlich auch Ed Sheeran". Was ist Ihr Lieblingslied von ihm? 

Ceylan: (lacht)….das ist eher ein bisschen überspitzt gemeint. Ich dachte mir, dass Ed Sheeran jeder kennt und er ist einfach ein total sympathischer Typ. Der bringt so viele tausend Menschen in die Stadien, da bin ich mir sicher, dass da auch der eine oder andere Rocker im Publikum sitzt.  

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