Die „Bad Boys“, Will Smith und Martin Lawrence, sind zurück. 1995 gaben die beiden als hippe, ewig labernde Detectives in „Bad Boys - Harte Jungs“ unter der Regie von Michael Bay ihr turbulentes Leinwanddebüt. Fortan waren sie in ihren Rollen als Mike Lowrey und Marcus Burnett Kult - als „best buddies“ ganz in der Tradition der „Lethal Weapon“-Haudegen Mel Gibson und Danny Glover oder der TV-Cops „Starsky & Hutch“ stehend.
Abenteuer Nummer vier mit dem dämlichen Untertitel „Ride or Die“ steht an. Warum das Sequel so heißt, erschließt sich nicht - aber es klingt zumindest gut, werden sich die Produzenten wohl gedacht haben. Analog dazu besticht der Film in Sachen Look. Stil vor Substanz ist hier das Motto. Miami Beach kommt zunächst zu harten HipHop-Klängen, gefilmt aus sattsam bekannter Hubschrauberperspektive, ins Bild. Wolkenkratzer, pralle Sonne, azurblaues Meer, die Uferpromenade bevölkert von Bikini-Girls mit Model-Maßen.
Marcus erleidet Herzinfarkt und glaub sich fortan unsterblich
Und dann sitzt man mit den Jungs im Sportwagen - europäisches Luxus-Modell versteht sich. Mit gefühlt 200 Kilometern pro Stunde brettern sie über den Ocean Drive. Mike hat es eilig, seine Hochzeit mit Kelly (Vanessa Hudgens) steht an. Aber ein wenig Zeit - 90 Sekunden genau - sind für einen Stopp drin. Marcus ist unterzuckert, braucht ein Ginger Ale - und einen Hot Dog. Dabei vereiteln die beiden einen Raubüberfall, schießen dem hysterisch schreienden, unter Drogen stehenden Rap-Gangsta ins Bein. Ihr Rat an den Ladenbesitzer: „Ruf 911 an!“.
Bei der opulenten Trauungsfeier erleidet Marcus, nach Stotterrede wild tanzend, einen Herzinfarkt. Die Nahtoderfahrung beschert ihm den sechsten Sinn. Er glaubt sich fortan unsterblich. Inklusive der Erkenntnis, dass Mike früher ein störrischer Esel war und er sein Besitzer ...
Mischung aus Witz und Action mit direkt erkennbarem Bösewicht
Die gewohnte Mischung aus unglaublich blödem, frechem (Wort-)Witz und atemberaubender Action. Ein einziges Déjà-vu ist dieser Böse-Buben-Aufguss, bei dem die marokko-stämmigen Belgier Adil El Arbi und Bilall Fallah Regie geführt haben. Der Schurke ist für alle, die schon einmal im Kino waren, sofort erkennbar. Seine Handlanger haben unter Führung eines sadistischen Ex-Soldaten (Eric Dane) ihr Hauptquartier in einem aufgelassenen Vergnügungspark in den Everglades aufgeschlagen.
Als eine tückische Computermanipulation die Kumpels zu Verbrechern abstempelt, sind sie selbst die Gejagten. Fortan im Zuge einer atemberaubenden Hatz auf der Flucht - in der Stadt und auf dem Land, zu Wasser und in der Luft. Mit Faust-, Messer- und Feuerwaffenkämpfen, Explosionen, Verfolgungsjagden und einem Hubschrauberabsturz - nicht zu vergessen der riesige Albino-Alligator, dem Menschenfleisch besonders gut mundet.
Ein im Baukastensystem gebastelter Möchtegern-Blockbuster, der - wenig verklausuliert - Will Smith nach seiner Ohrfeigeneinlage bei der Oscar-Verleihung wieder hoffähig machen und viel Geld in die Kassen spülen soll. Mal sehen, ob das klappt. Wenn man jedoch sieht, wie schwer sich das makellos umgesetzte, kluge und hoch unterhaltsame Endzeitspektakel „Furiosa: A Mad Max Saga“ an der Kasse tut, darf man Zweifel hegen.
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