Mannheim. Plötzlich dröhnt Henning Mays unverkennbare Tieftönerstimme über das Maimarktgelände: Die deutsche Band AnnenMayKantereit verblüfft die paar hundert Glücklichen auf der vollen "Parcours d'Amour"-Tribüne des Mannheimer Maifeld Derby - ein Coup! Die Sitze im Reitstadion sind bestens gefüllt, obwohl für Samstag um 16 Uhr im Reitstadion nur "Surprise Slot" auf dem Programm steht.
Die Leute kommen trotzdem, denn aus der musikalisch glanzvollen Festivalgeschichte des Indie-Pop-Festivals kann man wissen, dass Veranstalter Timo Kumpf hinter "Surprise Slots" keine ganz kleinen Überraschungen versteckt. Im ersten Jahr waren es die Headliner Katzenjammer, die in der intimen Atmosphäre der kleinen "Parcours D'amour"-Bühne im Reitstadion ein wunderbares Konzert in Open-Air-Clubatmosphäre hinzauberten.
Dieses Mal sind es zwar junge, aber längst ausgewachsene Arena-Indie-Rocker aus Köln, die für großen Andrang sorgen. Da sich die Nachricht vom Auftritt von AnnenMayKantereit bereits etwas verbreitet hat, bekommt der Frankfurter Liedermacher Jonas Noack als ihr Vorgänger für seinen grundsoliden Auftritt den Applaus seines Lebens. Was ihn sichtlich freut, „denn die letzten Jahre saß ich oft da, wo ihr jetzt sitzt.“ Jedenfalls ist der Jubel groß, als die gelernten Straßenmusiker kurz die Bühne checken und sich dann dahinter abklatschen. Als Henning May kurz vor 16 Uhr „Hallo“ sagt, sind doppelt so viel Plätze gefüllt, wie normal. Egal, dass viele die Bühne nur von der Seite sehen. Mit „Marie“ geht es dann in die Vollen, der Graben füllt sich, viele stehen auf. „Guten Abend, wir sind AnnenMayKantereit, und wir sind heute Euer Überraschungsgeschenk“, sagt May lächelnd. Dann wird weitergerockt. Ein großer Derby-Moment!
Bei „Nur wegen mir“ geht es heftig zur Sache. Danach freut sich Gitarrrist darüber, dass die Band in Mannheim das erste Festival seit zwei Jahren spielt. „Und dann stehen noch Von Wegen Lisbeth in der ersten Reihe!“ Und Bassist Malte Huck treibt der Security etwas Schweiß auf die Stirn, als er witzelt: „Kommt ruhig nach vorn, hier ist noch viel Platz. Natürlich sieht jeder, dass da vor der Bühne kaum noch ein Blatt zwischen die Fans passt. Das harmonikabefeuerte „Wohin Du gehst“ wird dann schon kräftigst mitgesungen.
Bei perfektem Festivalwetter hatte zuvor der musizierende Konzern Kirchner Hochtief um Sänger und Geschäftsführer (CEO) David Kirchner den zweiten Festivaltag eröffnet, an dem AnnenMayKantereit nicht einmal die größte Nummer waren. Es folgten am Samstag vor mehr als 4500 Zuschauern noch spektakuläre Acts wie Cari Cari, De Staat, Kate Tempest, Von Wegen Lisbeth, Balthazar und vor allem die exklusive Show von Mike Skinners Band The Streets.
Die Mannheimer Alternative Rocker von Spiral Drive bewiesen am Abend vor prächtiger Kulisse, dass ihre Einladung zur vorerst letzten Auflage hier kein Versehen oder ein regionalkulturelles Dankeschön war. Im satten Sound dieser Jungs saß jeder Ton und das goutierte eine stattliche Zahl an Zuhörern allzu gerne mit ihrem Beifall.
Für den Sonntag - unter anderem mit Tocotronic und Madrugada - gibt es noch Restkarten zu 50 Euro.
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