Neuhausen. Sommer 2024, was ist nur los mit dir? Ein Tiefdruckgebiet hat das ausverkaufte Southside Festival in Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen im südlichen Schwarzwald am Freitag fest im Griff. Teils heftiger Dauerregen stellt die 65.000 Besucher auf eine harte Probe. Schon als die Deutsch-Punker von Adam Angst am Nachmittag den energiegeladenen Startschuss geben, ist der Boden auf dem Festivalgelände aufgeweicht. Im späteren Verlauf des Tages geht im Schlamm nichts mehr ohne Gummistiefel und Regenponchos. Ab dem späten Nachmittag intensiviert sich der Niederschlag sogar noch einmal.
Southside Festival: Alice Meron kämpft mit widrigen Bedingungen
Mit den widrigen Bedingungen kämpft auch die frühere Popakademikerin Alice Merton, die aber spätestens mit ihrem Welt-Hit „No Roots“ das miserable Wetter vergessen macht. Die fast parallel angesetzten Feine Sahne Fischfilet und Team Scheisse, obwohl thematisch beide im Gebiet deutscher Punkrock angesiedelt, hinterlassen einen unterschiedlichen Eindruck. Während Feine Sahne eine starke, emotionale Show mit klarer politischer Kante zeigen, leiden Team Scheisse unter einem für Großfestivals katastrophalen Sound.
Die britischen Indie-Rocker Editors starten wegen eines heftigen Platzregens vor nur kleiner Kulisse, was sie nicht daran hindert, eine großartige Show abzuliefern – inklusive einem wummernden Cover von „Killer“ (Adamski, Seal). Die Maifeld-Derby-erprobten Roy Bianco & The Abbrunzanti Boys beweisen danach, dass ihr ironischer Italo-Pop mittlerweile auch auf den ganz großen Bühnen zündet. Einen wie immer guten Eindruck hinterlassen auch die deutschen Indie-Popper Giant Rooks, durch etliche starke Shows auch in Mannheim und der Region alles andere als Unbekannte.
Beim kleinen US-Punk-Revival des Southside-Freitags schlagen sich sowohl Sum 41 als auch The Offspring wacker. Wobei The Offspring um Sänger Dexter Holland zum Beispiel mit „Self Esteem“ auf das größere Reservoir an Hits zurückgreifen kann.
Deichkind liefert explosive Show auf dem Southside Festival
Wer den Headliner des Abends sehen will, muss bis nach Mitternacht warten. Aber Deichkind lösen das Versprechen ein, weiterhin Garanten für eine explosive, unterhaltsame Show im Wortsinn zu sein. Als die Berliner Elektro-Punker die Bühne entern, ist es sogar kurz trocken. Eine Mischung aus Art-Performance und zweistündiger Party mit politischen Anklängen. Bei „Bück dich hoch“ rollen die sieben Musiker auf Bürostühlen auf denen hinten je ein Buchstabe steht. In der richtigen Anordnung kommt da ein Slogan bei raus: „Fuck AFD“. Großer Jubel. Wer bis kurz vor 2 Uhr durchhält, wird noch mit dem obligatorischen Deichkind-Klassiker „Remmidemmi“ belohnt.
Am Samstagmorgen hat sich das Wetter ein wenig beruhigt. Für den weiteren Tagesverlauf sind nur noch vereinzelte Schauer vorhergesagt. Auf die 65.000 Fans warten mehrere Höhepunkte. Am Abend spielt der englische Pop-Star Ed Sheeran als Headliner, direkt davor gibt es die amerikanischen Indie-Giganten The National zu hören. Am Nachmittag werden die Auftritte der hoch gehandelten Post-Punker Idles und Fontaines DC sowie das Comeback der US-Alternative-Rocker The Gaslight Anthem mit Spannung erwartet.
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