In zwei Bundesländern, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, ist der heutige Weltfrauentag ein Feiertag. Das ist richtig so, und der Rest Deutschlands sollte diesem Beispiel folgen. Oh nein, nicht schon wieder dieses Thema, werden viele stöhnen. Doch, schon wieder dieses Thema, und genaugenommen reicht auch gar nicht dieser eine Tag, um all die Ungerechtigkeiten und Ungleichbehandlungen zu benennen, denen Frauen und Mädchen ausgesetzt sind.
Es gibt genauso viele Männer wie Frauen auf der Welt, doch die Teilhabe von Frauen ist in allen Bereichen des Lebens geringer. Wir brauchen nicht in die Länder des globalen Südens zu blicken, um festzustellen, dass Frauen in Führungspositionen eine Minderheit sind, sie von ihren männlichen Partnern geschlagen und gar getötet werden – alle drei Tage trifft dieses schreckliche Schicksal eine Frau in Deutschland –, dass Frauen mehr unbezahlte Arbeit leisten, sie in gleichen Positionen weniger verdienen als männliche Kollegen und erst das Bundesarbeitsgericht erklären muss: So geht das nicht!
Ja, so geht das nicht, und doch ergeht es Frauen jeden Tag so. Trotz gesellschaftlicher und politischer Debatten und Deklarationen der Vereinten Nationen, die die allermeisten Staaten unterschrieben haben. Aber wie heißt es so schön, Papier ist geduldig und Frauen sind es auch. Mehr noch, viele sind der Meinung, dass doch genug über das Thema geredet worden sei und alle weiteren Debatten kontraproduktiv seien. Warum eigentlich? Warum eigentlich ist der Begriff Feminismus in Deutschland so negativ besetzt? Nur wenige Frauen würden sich als Feministin bezeichnen, das klingt so altbacken und unsexy, so radikal und männerfeindlich. Dabei ist der Feminismus nichts von alledem, sondern nur das Eintreten für eine Gleichheit der Geschlechter. Feminismus ist aufgeklärt, modern, demokratisch.
Auch die Außenpolitik soll nun feministisch werden. Schweden war vor knapp zehn Jahren das erste Land, das sich offiziell zu einer Politik bekannte, die darauf abzielt, die Vormachtstellung von Männern zu überwinden und die Rechte und Bedürfnisse von Frauen stärker in den Blick zu nehmen. Dies sei keine Revolution, sondern eine Selbstverständlichkeit, erklärte jetzt auch Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock. Im Übrigen: Außer den zwei deutschen Bundesländern gibt es noch andere Länder auf der Welt, die den Frauentag als gesetzlichen Feiertag begehen – zum Beispiel die Ukraine. Es ist ein Symbol, aber ein wichtiges. Feiern sie mit!
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Weltfrauentag Frauen brauchen endlich mehr Macht
Obwohl es so viele Frauen wie Männer auf dem Planeten gibt, haben sie weniger Rechte, weniger Macht und sind häufer Opfer von Gewalt. Das geht so nicht, schreibt Stefanie Ball