Weltfrauentag

Frauen sterben, weil sie Frauen sind

Der Weltfrauentag fand erstmals am 19. März 1911 statt. Erfunden wurde er von der Frauenrechtlerin Clara Zetkin.  Seitdem ist viel passiert, trotzdem sind Frauen weltweit noch immer benachteiligt. Ein Überblick.

Von 
Stefanie Ball
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Der Weltfrauentag fand erstmals am 19. März 1911 statt. Erfunden wurde er von einer Deutschen, der Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Später setzte sich der 8. März als Datum durch. Seitdem ist viel passiert, trotzdem sind Frauen weltweit noch immer benachteiligt. Ein Überblick:

Hunger

150 Millionen mehr Frauen als Männer litten 2021 an Hunger; zehn Prozent aller Menschen weltweit leiden unter Hunger, davon sind 60 Prozent Frauen und Mädchen.

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Bildung

22 Prozent der Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren sind weder in der Schule noch gehen sie einer bezahlten Beschäftigung oder Weiterbildung nach. Diese schlechte Startposition für das Arbeitsleben trifft nur auf zwölf Prozent der Jungen zu. Ein Grund, weshalb Mädchen vorzeitig die Schule abbrechen: Sie werden schwanger. Schätzungsweise 15 Prozent aller Mädchen weltweit bekommen ihr erstes Baby, bevor sie selbst 18 Jahre alt sind.

Unbezahlte Arbeit

Kochen, sauber machen, sich um jüngere Geschwister kümmern, Wasser holen - schon kleine Mädchen im Alter von fünf bis neun Jahren verbringen mit diesen Tätigkeiten 30 Prozent mehr Zeit als Jungen gleichen Alters. Dieses Ungleichgewicht wird mit der Zeit noch größer: In der Altersgruppe von zehn bis 14 Jahren machen Mädchen doppelt so viele Arbeiten rund um den Haushalt wie Jungen. Auch in Deutschland wenden Frauen pro Tag im Durchschnitt 50 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Umgerechnet sind das 87 Minuten Unterschied.

Karriere

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN), stellt fest, dass Frauen auf der ganzen Welt immer noch vor zusätzlichen Hürden stehen, wenn es darum geht, einen bezahlten Job zu bekommen und Entscheidungspositionen zu besetzen. So liegt der Anteil der Frauen in Managementpositionen bei 28 Prozent. Das gilt auch für Deutschland. In politischen Ämtern und in der Wissenschaft sind Frauen ebenfalls unterrepräsentiert. Im deutschen Bundestag beispielsweise liegt der Frauenanteil bei knapp 35 Prozent.

Verdienst

Im Durchschnitt verdienen Frauen weltweit rund 20 Prozent weniger als Männer. Der Gender Pay Gap, der Verdienstabstand, stellt eine der größten sozialen Ungerechtigkeiten unserer Zeit dar, wie die ILO, die Internationale Arbeitsorganisation, kritisiert. Das spiegelt sich auch im Verdienst über die gesamte Lebensspanne wider (Gender Lifetime Earnings Gap): In Deutschland beispielsweise haben Frauen im Erwerbsverlauf durchschnittlich knapp 50 Prozent weniger Einkommen angesammelt als Männer.

Tötungsdelikte

Weltweit werden jede Stunde mehr als fünf Frauen oder Mädchen von einem Familienangehörigen getötet. Die Vereinten Nationen (UN) bezeichnen Gewalt gegen Frauen und Mädchen als die nach wie vor am weitesten verbreitete Menschenrechtsverletzung. In Deutschland stirbt jeden dritten Tag eine Frau durch Partnerschaftsgewalt

Insbesondere Frauen werden Opfer von Versklavung. In autoritären Staaten wie dem Irak versklavt der IS Jesidinnen, Angehörige einer religiösen Minderheit; in Nigeria entführt die Terrororganisation Boko Haram wiederholt Schülerinnen.

Klimaopfer

Naturkatastrophen treffen Frauen und Kinder stärker als Männer. So sterben Frauen und Kinder bei einer Katastrophe mit 14-mal höherer Wahrscheinlichkeit als Männer, unter anderem weil sie später gewarnt werden, seltener schwimmen können und sich auf der Flucht um Angehörige kümmern.

Auch die Klimakrise ist nicht „geschlechtsneutral“, wie UN Women betont, die Organisationseinheit der UN, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung von Frauen und Mädchen einsetzt. Von den mehr als 21 Millionen Menschen, die aufgrund von klimabedingten Katastrophen fliehen, sind 80 Prozent Frauen. Frauen und Mädchen erleben aber nicht nur die größten Auswirkungen des Klimawandels, er verstärkt die ohnehin schon bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten.

Denn in vielen Regionen tragen Frauen eine überproportionale Verantwortung für die Sicherung von Nahrung, Wasser und Treibstoff. Die Landwirtschaft ist der wichtigste Beschäftigungssektor für Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. In Zeiten von Dürre und unregelmäßigen Regenfällen müssen Frauen als Landarbeiterinnen und Hauptbeschafferinnen härter arbeiten, um Einkommen und Ressourcen für ihre Familien zu sichern. Dies übt zusätzlichen Druck auf Mädchen aus, die oft die Schule verlassen müssen, um ihren Müttern zu helfen.

Freie Autorin

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