Soziales

Spendenaktion für Obdachlosen in Ilvesheim: Ein Wohnwagen für Norman?

Mit seiner Kangal-Hündin "Handtuch" lebt Norman in Ilvesheim auf der Straße. Nun wurde eine Online-Spendenaktion gestartet, um ihm vor der kalten Jahreszeit eine Bleibe zu besorgen. So kann man helfen

Von 
Julian Eistetter
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Seit mehreren Monaten hält sich der Obdachlose Norman mit seiner Hündin „Handtuch“ in Ilvesheim auf. Sie sind regelmäßig vor dem Penny anzutreffen. © Julian Eistetter

Ilvesheim. Das Schicksal des 26-jährigen Norman bewegt viele Menschen in Ilvesheim. Seit mehreren Monaten hält sich der junge Obdachlose wieder in seiner Heimatgemeinde auf und lebt dort auf der Straße. Sein Dach über dem Kopf ist aktuell ein Zelt, denn einen Platz in einer kommunalen Notunterkunft wollte er nicht annehmen. Er hätte seine Kangal-Hündin „Handtuch“ abgeben müssen, um in einer solchen Wohnung leben zu können. Das kam für ihn nicht in Frage.

Nun startet die 35-jährige Stephanie aus Ilvesheim eine Spendenaktion, um Norman zu helfen. „Ich kann nicht einfach vorbeilaufen, wenn ich sehe, dass jemand Unterstützung braucht“, sagt die Frau, die ihren Nachnamen nicht in den Medien lesen möchte.

Spendensammlung für Ilvesheimer Obdachlosen läuft über die Plattform GoFundMe

In den vergangenen Tagen hat Stephanie einen Spendenaufruf erstellt, der Seit Dienstagabend auf der Online-Plattform GoFundMe zu finden ist. „Hilfe für Norman & Hündin Handtuch - obdachlos in Ilvesheim“ ist die Sammelaktion überschrieben. „Nach einem Gespräch stellt sich weiterhin das Problem, für Norman eine passende Unterkunft, welche auch Hunde akzeptiert, zu finden“, schreibt die Initiatorin in dem Aufruf.

Hier geht's zur Spendenaktion

  • Die Spendenaktion für den Obdachlosen ist im Internet auf der Plattform www.gofundme.com zu finden.
  • Sie hat den Titel „Hilfe für Norman & Hündin Handtuch – Obdachlos in Ilvesheim.
  • Auf der Webseite kann man einfach einen beliebigen Betrag spenden oder die Aktion mit Bekannten und Freunden teilen.
  • Ziel der Aktion ist ein Betrag von 7500 Euro für eine Wohnung oder einen Wohnwagen.

Eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung würde dem Obdachlosen bereits ausreichen. „Dies ist allerdings ohne finanzielle Starthilfe schwierig“, so Stephanie. Eigenen Angaben nach bezieht Norman Bürgergeld und erhält monatlich 250 Euro vom Amt. Daneben „schnorrt“ er fast täglich vor dem Penny-Markt. Das meiste investiere er in Futter für seine Kangal-Hündin oder lege es für mögliche Tierarzttermine zurück.

Als eine Möglichkeit zieht die Organisatorin der Spendenaktion auch in Betracht, das gesammelte Geld in einen Wohnwagen zu investieren, in dem der 26-Jährige dann an einem geeigneten Platz in der Gemeinde leben könnte. Die nahenden Wintermonate und die sinkenden Temperaturen jedenfalls würden für Norman und „Handtuch“ eine große Herausforderung darstellen, weshalb die 35-Jährige jetzt die Initiative ergriffen habe.

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Bereits in den USA hat sich die Initiatorin für Obdachlose eingesetzt

Sie sei generell sozial eingestellt, berichtet Stephanie im Gespräch mit dieser Redaktion. Sieben Jahre lang habe sie in den USA gelebt, in North Carolina, und sich auch dort schon für die Menschen in den Ghettos eingesetzt. „Wenn jeder wegschaut und denkt, jemand anderes wird sich schon kümmern, passiert gar nichts“, sagt die Frau, die 2018 wieder nach Ilvesheim zurückkehrte, wo sie auch aufgewachsen war: „In so einer kleinen Gemeinde fällt ein Obdachloser natürlich noch mehr auf. Deshalb muss ich jetzt handeln.“

Wohnungslose in Ilvesheim

  • Personen, die Unterbringungsangebote der Wohnungslosenhilfe nicht annehmen, werden als Obdachlose bezeichnet. Als wohnungslos gelten Menschen, die Wohnraum nutzen, ohne einen Mietvertrag abgeschlossen zu haben, etwa Notunterkünfte.
  • Die Gemeinde Ilvesheim versorgt derzeit eigenen Angaben nach rund zehn von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen mit Wohnraum.
  • Von weiteren obdachlosen Personen im öffentlichen Raum neben dem jungen Mann vom Penny-Markt hat die Verwaltung keine Kenntnis.
  • Bis vor wenigen Monaten hatte unter der A 6-Brücke ein Obdachloser gelebt, der im Frühjahr an einer Blutvergiftung gestorben ist. 

 

Norman selbst freut sich sehr, dass ihm die Menschen in Ilvesheim so wohlgesonnen sind. „Wenn das mit einem Wohnwagen klappen würde, wäre das natürlich toll, weil ich dann einen geschützten Raum und Privatsphäre hätte“, sagt er. Gleichzeitig sei sein oberstes Ziel aber immer noch, eine kleine eigene Wohnung zu finden.

Ilvesheimer Verwaltung: „Müssen alle Menschen hier gleich behandeln“

Ob es für den Fall eines Spendenerfolges einen geeigneten Wohnwagenstellplatz in Ilvesheim gibt, müsste sich wohl erst noch zeigen. Die Gemeindeverwaltung hat in dieser Angelegenheit noch keine offizielle Anfrage erhalten, wie Hauptamtsleiterin Maren Brysch-Enghofer mitteilt. Im Zusammenhang mit einer Unterbringung des Obdachlosen weist sie noch einmal darauf hin, dass Ilvesheim nicht über eine professionelle Obdachlosenunterkunft verfüge wie größere Kommunen oder Städte.

„Wir haben Wohnungen, in denen wir bereits und auch aktuell einige obdachlose Personen für einen begrenzten Zeitraum notunterbringen. Dabei wohnen mehrere Personen in einer Wohnung bei gemeinsamer Nutzung der sanitären Einrichtung und Küche“, erklärt Brysch-Enghofer. „So ist die Mitnahme von Tieren nicht möglich. Bei allem Respekt gegenüber der obdachlosen Person, um die es hier geht, müssen wir doch alle Menschen hier gleich behandeln. Wir bieten allen Menschen in Not ein Obdach und kümmern uns, so gut es geht. Niemand muss auf der Straße schlafen oder frieren.“

Das Spendengeld muss zweckgebunden für eine Wohnung oder ähnliches eingesetzt werden

Seine Hündin abzugeben, kommt für Norman aber weiterhin nicht in Frage. „Sie ist alles, was ich habe. Meine Familie“, hatte er schon vor einigen Wochen im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt. Und so ruhen seine Hoffnungen nun auf der Spendenaktion, die Stephanie ins Leben gerufen hat. Mit dem zuständigen Jobcenter Weinheim sei die Aktion abgesprochen, versichert diese. „Solange das Geld zweckgebunden für eine Wohnung oder einen Wohnwagen eingesetzt und nicht bar ausgezahlt wird, ist alles in Ordnung.“ Als Spendenziel sind 7500 Euro aufgerufen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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