Stadtteile

Mannheim-Franklin: Baustart für neue Brücke auf die Vogelstang

Mannheimer Stadtteile sollen zusammenwachsen: Der Spatenstich für den Franklin-Steg ist erfolgt - die Brücke für Fußgänger und Radfahrer wird die Vogelstang mit Franklin verbinden. Doch etwas bleibt unklar

Von 
Stefanie Ball
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Die Visualisierung zeigt, wie die neue Fußgänger- und Fahrradbrücke über der Bundesstraße B 38 aussehen soll. © MWSP

Mannheim. Das Projekt wäre fast gescheitert. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts Mitte November hatte in Berlin nicht nur eine Haushaltskrise ausgelöst, sondern führte auch dazu, dass zahlreiche Förderprogramme des Bundes auf Eis gelegt wurden. Der Bau einer Brücke für Fußgänger und Fahrradfahrer über die viel befahrene Bundesstraße B 38 in Mannheim, der sogenannte Franklin-Steg, sollte aus einem solchen Fördertopf finanziert werden.

Zwar existierte bereits ein entsprechender Förderbescheid. Doch die Mittel, knapp sechs Millionen Euro, reichten nicht, um den Bau komplett zu finanzieren. Eine Aufstockung war also notwendig, und die wurde gerade noch rechtzeitig vor dem Spruch aus Karlsruhe auf den Weg gebracht.

Förderung: Franklin-Steg nur eines von vier Projekten in Baden-Württemberg

So kommt es, dass sich am Montagnachmittag auf dem noch größtenteils brachliegenden Gelände auf Columbus - dem Teil von Franklin, der sich zu einem Gewerbegebiet entwickeln soll - zwei Dutzend Menschen einfinden, um mit einem Spatenstich den Startschuss für den offiziellen Baubeginn des Stegs zu geben. Mit dabei Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) sowie Michael Theurer (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium in Berlin.

Denn aus dessen Hause, konkret: einem Programm, das innovative Ideen zur Förderung des Radverkehrs unterstützt, kommt das Geld. Insgesamt enthält der Fördertopf 135 Millionen Euro; 35 Modellprojekte werden damit realisiert, davon vier in Baden-Württemberg. Der Steg in Mannheim ist eines davon. Ziel der strategischen Investitionen sei, der Verkehrswende ein Stück näher zu kommen, erklärte Theurer: „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass das Rad ein Verkehrsträger der Zukunft ist.“

Blick vom Columbus-Quartier auf Franklin hinüber auf die Vogelstang. Eine neue Brücke soll Fußgängern und Radfahrern das Pendeln ermöglichen. © Stefanie Ball

Denn mit dem Rad oder zu Fuß sollen die Bewohnerinnen und Bewohner von Franklin sowie der Vogelstang künftig über den Steg hin- und herpendeln. Die einen kommen rüber, um im Vogelstang-See zu baden, im Einkaufszentrum zu shoppen oder eine der weiterführenden Schulen zu besuchen. Die anderen haben im Gewerbegebiet zu tun, wo gerade Bauhaus ein neues Fachzentrum errichtet und weitere Gewerbe folgen werden, oder sie statten dem neuen Quartier, das auf dem Ex-Militärgelände entsteht, einen Besuch ab. Auf der Vogelstang leben 12 500 Menschen, auf Franklin sind es aktuell 6500, bald sollen es 10 000 sein.

M-Hochhaus auf Franklin womöglich auf der Kippe

„Ohne Auto bewegen sich die Menschen durch die Stadtteile“, betonte Mannheims Oberbürgermeister und skizzierte die Weiterführung des Radweges auf Franklin-Seite vom Steg über die OEG-Bahngleise durch das M-Hochhaus. „Dann kann uns auch Kopenhagen egal sein“, meinte Specht in Anspielung auf die dänische Hauptstadt, die als Vorbild für Fahrradverkehr gilt. Michael Theurer müsse in jedem Fall erneut nach Mannheim kommen, wenn die komplette Verbindung stehe, lud Specht den Staatssekretär aus Berlin ein.

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Dass der Bau des Hauses in M-Form womöglich auf der Kippe steht, fiel dabei unter den Tisch. Neben Ein- und Mehrfamilienhäusern sollen auf Franklin vier große Wohntürme in Form von Buchstaben gebaut werden, die zusammen das Wort HOME bilden.

Unklar ist ferner, wie Radfahrer und Fußgänger, nachdem sie die Rampe des Franklin-Stegs verlassen haben, die Birkenauer Straße, wo die Autos mit bis zu 70 Stundenkilometern vorüberbrausen, sowie die OEG-Gleise überqueren sollen. Laut der MWSP, der städtischen Entwicklungsgesellschaft, die für die Planungen auf Franklin zuständig ist, soll es im nächsten Jahr einen Wettbewerb geben, um Möglichkeiten eines Überwegs auszuloten. Sprich: Das Projekt steckt noch in den Anfängen.

Mannheims OB Specht: "Stadtteile wachsen zusammen"

Auch die Planungen für den Franklin-Steg reichen mehrere Jahre, bis 2020 zurück, als im Rahmen eines europaweiten Planungswettbewerbs aus 15 Beiträgen zwei erste und ein dritter Preis gekürt wurden. Im März des Folgejahres erhielt schließlich der Entwurf einer geschwungenen Holzkonstruktion von der Arbeitsgemeinschaft Knippers Helbig GmbH aus Stuttgart und dem Londoner Büro DKFS architects den Zuschlag.

Die Brücke wird eine Gesamtlänge von 55 Metern haben und 4,50 Meter breit sein. Weil der Platz auf der Vogelstang-Seite begrenzt ist, beginnt beziehungsweise endet der Steg dort in einem großen Bogen. Auf Franklin soll eine Rampe durch eine grüne Freifläche führen.

„Die Stadtteile wachsen zusammen“, sagt Christian Specht. Das sei nicht nur symbolisch gemeint, mit dem Steg werde die bisherige Trennung durch die Bundesstraße auch praktisch aufgehoben.

Freie Autorin

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