Schillertage am NTM

Die britische Band Zoot Woman begeister beim Festival-Schill-out

Zoot Woman verquicken beim abendlichen Schill-out im Festivalzentrum auf Franklin stilsichere Pop-Melodik mit Tanzbarkeit und binden darin ein gerüttelt Maß an elegischer New-Order-Energetik ein

Von 
Martin Vögele
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Schill-Out: Zoot Woman Foto: Christian Kleiner Honorarfrei © Christian Kleiner

Mannheim. Man meint es ja nicht, wenn man den erstaunlich jugendlich gebliebenen Sänger und Gitarristen Johnny Blake beim Konzert auf der Schill-Out-Bühne des Mannheimer Nationaltheaters sieht. Aber es ist inzwischen auch schon über 20 Jahre her, als das Album „Living In A Magazine“ erschien – Blakes Band, Zoot Woman, galt damals als Vorreiter der Electroclash-Bewegung, die Elemente der 80er Jahre aufsog und mit gehöriger Energie in neue Klangzusammenhänge setzte.

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Illustre Protagonistinnen und Protagonisten wie Peaches, Miss Kittin & The Hacker oder Fischerspooner gestalteten dieses Genre mit, das für einen willkommenen Frischluft-Strom in den Clubs sorgen sollte. Wobei Zoot Woman, bei allen Gitarren, die sie mit der Elektronik ihrer Musik kombinierten, immer weniger „Clash“, also „Zusammenprall“, als vielmehr Stil-verbindender Pop waren. Und dessen durchaus zeitlose Beschaffenheit und Güte bezeugt nun der Auftritt von Johnny und seinem Bruder, dem (E-)Schlagzeuger Adam Blake im Schillertage-Programm des Theaters. Wie üblich ist das dritte Bandmitglied, Stuart Price, der als Produzent auch schon mal für Madonna oder The Killers arbeitete, live nicht dabei. „Solid Gold“, „Hope In The Mirror“, „I’s Automatic“ oder als Zugabe der Disko-schillernd eingängige Titeltrack des einstigen Debütalbums, „Living In A Magazine“:

Tanzbar und stilsicher

Zoot Woman verquicken hier stilsichere Pop-Melodik mit Tanzbarkeit und binden darin ein gerüttelt Maß an elegischer New-Order-Energetik ein. Vermutlich würden ein Live-Bass und analoges Schlagzeug dem Sound mehr Tiefe und Kraft verleihen, aber da muss man nicht mäkeln. Stattdessen darf man feststellen, dass es diesem Konzertabend mit Zoot Woman gelingt, auch allerhand Menschen, die man seit Vor-Corona-Theatertagen nicht mehr gesehen hat, ins Festivalzentrum am Alten Kino Franklin zu bringen – und mit ihnen zugleich das einstige Schillertage-Flair zu beleben. Was wirklich eine gute Sache ist. mav

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