Franklin

Sperrungen, Verzögerungen und fehlende Fahrbahndecken in Mannheim-Franklin

Bis voraussichtlich Herbst 2023 sind viele Straßen im Mannheimer Stadtteil Franklin eine Baustelle. Was Bürger kritisieren und wie die MWSP die Verkehrsführung begründet

Von 
Valerie Gerards
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Mannheim. Auf Franklin werden derzeit noch viele Häuser gebaut, und in Neubaugebieten müssen sich die Bewohner üblicherweise eine Zeit lang mit Baustellen und unfertigen Straßen abfinden. Die Akzeptanz für Bauarbeiten sei vorhanden, meint Franklin-Anwohner Gerd Taynor. „Was wir hier aber nicht verstehen können ist, warum sich scheinbar niemand darüber Gedanken macht, wie man den Kindern einen sicheren Weg ermöglicht.“ Die Wegführung für Fußgänger und Fahrradfahrer im neuen Stadtteil finden er und einige Nachbarn stellenweise gefährlich. Bei einem Vor-Ort-Termin zeigt Taynor neuralgische Punkte. Die Entwicklungsgesellschaft MWSP bezieht Stellung.

Was kritisieren die Bewohner an der Verkehrsführung?

Die Fußgängerwege an der Thomas-Jefferson-Straße entlang der Baustellenstraße aus Schotter sind zu schmal und haben stellenweise Hindernisse. Mit einem Kinderwagen sind die Wege nur schwer passierbar, mit einem Rollator oder Rollstuhl überhaupt nicht. Der Weg ist nur mit einer flachen Absperrung von der Fahrspur getrennt. Tagsüber rauschen große Lastwagen und Baggerfahrzeuge in geringer Entfernung vorbei. Erschwerend kommt für die Fußgänger hinzu, dass sich die Gehwege und Übergänge ständig ändern.

Gibt es weitere Kritikpunkte?

Ja, ein weiterer Kritikpunkt ist die lange Bauzeit der Straßen. Der erste Bauabschnitt ist seit fünf Jahren fertig. Es gibt dort jedoch noch keinen einzigen durchgängigen, asphaltierten Weg. Bei den Straßen, die bereits fertig asphaltiert sind, sei nicht an die Sicherheit von Fußgängern gedacht worden. Als Beispiele nennt Taynor die Straße vor dem Schuleingang, auf Höhe des Boulderturms oder überall dort, wo der Loop (die Hauptverkehrsstraße für Fußgänger innerhalb Franklins) über eine Straße führt: „Nirgendwo ein Zebrastreifen – warum?“, fragt Taynor. Die gefährlichste Baustelle befindet sich nach Ansicht der Bewohner an der Wasserwerkstraße, Ecke Robert-Funari-Straße: Dort stehen hüfthohe Schranken in beiden Kurven, die die aus Käfertal kommenden Schulkinder auf die andere Straßenseite leiten. Für Autofahrer, die an dieser Stelle abbiegen, ist es nicht möglich, Kinder hinter der Absperrung zu sehen. „Warum öffnet man die George-Washington-Straße und die Robert-Funari-Straße nicht? Die sind seit anderthalb Jahren fertig. Dann könnte man den Verkehr dort ableiten und für eine Entlastung der Schule und für Franklin-Mitte sorgen“, will Taynor wissen.

Was sagt die MWSP zur Thomas-Jefferson-Straße?

Die Gehwegbreiten sind vom Fachbereich der Stadt Mannheim genehmigt. Autos müssen auf den Zustand der Straße Rücksicht nehmen und langsam fahren. Das sei das A und O in dem neuen Quartier, sagt Planungs- und Bauleiterin Anne Pieper von der MWSP. Lastwagen dürfen dort überhaupt nicht fahren. „Ich weiß, dass sie das tun, aber zur Überprüfung der Einhaltung der Verkehrsregeln haben wir zu wenig Leute“, sagt Pieper. Dass Bauarbeiter Schranken umstellen, so dass sich Fußgänger ständig neue Wege suchen müssen, sei leider üblich. „Wir haben laufend zwei Leute aus unserem Flächenmanagement draußen, die das kontrollieren. Sie müssen an jeder Milchkanne halten und etwas zurechtrücken.“ Zur Projektkontrolle sei ein Team von vier Mitarbeitern ständig auf Franklin unterwegs.

Warum dauert der Straßenausbau auf Franklin so lang?

75 Prozent des Hochbaus muss fertiggestellt sein, damit die MWSP in den Endausbau der Straßen geht. Der Grund: Die Straßen sollen von den Baufahrzeugen so wenig wie möglich beschädigt werden. Die Stadt soll eine Straße im Endzustand mit möglichst wenig Unterhaltungskosten bekommen.

Warum wurde der George-Sullivan-Ring dann schon asphaltiert, obwohl dort noch gebaut wird?

Die MWSP hat den Straßenausbau auf eigenes Risiko und eigene Kosten durchgeführt, obwohl dort voraussichtlich noch Straßenschäden anfallen werden. „Die Bauarbeiten haben sich am George-Sullivan-Ring so massiv verzögert, dass wir auf die Infrastruktur nicht verzichten können. Denn wir brauchen einen fußläufigen Weg zur Ringerhalle und der dort entstehenden Kita sowie zur Endhaltestelle der Straßenbahn“, sagt Pieper. Damit diese Wege verkehrssicher sind, hat die MWSP den Ausbau am George-Sullivan-Ring vorgezogen.

Warum ist die Thomas-Jefferson-Straße nicht asphaltiert, obwohl der erste Bauabschnitt seit fünf Jahren fertig ist?

Dem Ausbau der Thomas-Jefferson-Straße liegt eine gemeinsame Ausschreibung der MWSP mit der RNV zugrunde. Der Verkehrsbetrieb ist mit dem Bau für die dortige Stadtbahn beauftragt. Erst wenn die Gleise gelegt worden sind, kann die MWSP die Seitenbereiche der Straße ausbauen. Beim Stadtbahnbau hatte sich jedoch das Planfeststellungsverfahren verzögert. „Wir haben sofort ausgeschrieben, als die Planfeststellung vorlag“, betont Pieper. Die Seitenbereiche der Gehwege werden Anfang Herbst fertig sein.

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Was sagt die MWSP zur Baustelle an der Wasserwerkstraße?

Die MWSP stimmt zu, dass die Baustelle an der Ecke zur Robert-Funari-Straße schlecht einsehbar ist, sowohl für die Kinder als auch für die Autofahrer. Es sei völlig klar, dass die Schranken keine optimale Lösung seien. Sie werden nur deshalb eingesetzt, weil es an der Stelle massive Parkprobleme gab. „Wir haben alles probiert und sind mit dem zuständigen Fachbereich bei der Stadt zu dem Ergebnis gekommen, dass die Einrichtung der Schranken die beste Lösung ist“, erklärt Pieper. Über Monate sei in den Kurven, an denen jetzt die Schranken stehen, Wagen geparkt worden. Die Sicht ist mit den Schranken nun zwar ähnlich eingeschränkt. Mit den Autos seien aber laut Pieper noch gefährliche Wendemanöver hinzugekommen.

Warum werden die George-Washington-Straße und die Robert-Funari-Straße nicht für den Verkehr geöffnet?

Anders als das Erscheinungsbild vermuten lässt, sind die beiden Straßen nicht seit anderthalb Jahren fertiggestellt, sondern befinden sich noch im Zwischenausbau. Es fehlen noch die Ampeln und Abbiegespuren. Die Straße konnte wegen der baulogistischen Organisation des Stadtbahnbaus über die Funari-Straße nicht geöffnet werden, so die MWSP. Im Planfeststellungsverfahren wurde eine Spur der Funari-Straße als Lagerfläche festgelegt. Darüber hinaus birgt der hohe Baustellenverkehr zwischen den Baufeldern der Traumhaus AG ein gewisses Gefahrenpotential. Auch ein reibungsloser Linienbetrieb für den Bus funktionierte laut MWSP nur durch eine Sperrung der Straßen: „Bei einer Öffnung der Straße wäre die Fahrbahn zugeparkt, Wendemanöver und zu schnelles Fahren der Pkw hätten den Busbetrieb verlangsamt und die Gefahr für Radfahrer und Fußgänger erheblich erhöht“, erläutert Pieper. Im August soll die Straße fertig sein.

Warum gibt es keine Zebrastreifen auf Franklin?

Zebrastreifen sind kein Teil der Planung, weil sie üblicherweise nur bei Tempo 50 eingerichtet werden. Franklin sollte ein Modellquartier mit Tempo 20 werden. Das sei laut Pieper im Moment noch nicht durchsetzbar, weil die Stadt Mannheim dies nach der Straßenverkehrsordnung nicht anordnen kann. Die MWSP und die Stadtverwaltung arbeiten aber seit acht Jahren daran, dass Tempo 20 in Franklin als Modell kommt – Pieper hofft auf eine Bewilligung innerhalb der kommenden zwei Jahre. Derzeit gilt auf Franklin überall Tempo 30, was laut der Richtlinie für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen „in der Regel entbehrlich“ ist.

MWSP-Sprechstunde

  • Neue und aktuelle Bewohner von Franklin sind eingeladen, mit ihren Fragen und Anliegen jederzeit mit der MWSP ins Gespräch zu kommen.
  • Termine können per Mail an aufsiedlungsmanagement@mwsp-mannheim.de vereinbart werden.
  • Sprechzeit ohne Termin ist jeden Dienstag von 15 bis 17 Uhr im Franklin Foyer in der Abraham-Lincoln-Allee 5.
  • Für allgemeine Anfragen ist die MWSP telefonisch unter 0621/3 09 69 00 erreichbar. 

Freie Autorin

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