75 Ideen für ein besseres Mannheim – Teil 9

Mannheim, wie wär’s mit … mehr Gemeinschaftsgärten?

Von 
Katharina Koser
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Mannheim hat schon ein paar Gemeinschaftsgärten, wie hier auf dem Lindenhof. Es könnten aber noch viel mehr werden. © Katharina Koser

Mannheim. Die Pandemie und die daraus resultierenden Beschränkungen haben der Gesellschaft deutlich vor Augen geführt, was wahrer Luxus ist. Die Menschen sehnen sich nach sozialen Kontakten, nach Unbeschwertheit – und nach einem Garten. Zumindest kommt man zu dieser Schlussfolgerung, wenn man sich die seit etwa einem Jahr überlaufenden Wartelisten der Kleingartenvereine in Mannheim anschaut. So mancher hat im Schatten von Obstbäumen seinen grünen Daumen entdeckt und baut Gemüse und Obst an, das gleich doppelt so gut schmeckt, wenn es mit den eigenen Händen gepflanzt, gepflegt und geerntet wurde.

Aber was ist mit denen, die dieses Glück nicht haben? Die vielleicht auch noch beengt wohnen, in Stadtteilen wie der Neckarstadt, den Quadraten und der Schwetzingerstadt, wo Bäume eher eine Seltenheit sind? Diese Menschen sehnen sich womöglich noch mehr nach einem gemütlichen Plätzchen im Freien. Wir brauchen also mehr Kleingärten!

Doch halt: So einfach ist es nicht. Denn einen Kleingarten gibt es nicht umsonst. Hat man Glück und einen Pachtvertrag ergattert, beträgt die finanzielle Belastung rund 300 Euro im Jahr. Für die einen mag das wenig sein – für andere ist das eine beträchtliche Summe, die anderswo fehlt. Und selbst wenn das Geld kein Problem darstellt, gehen mit einem Schrebergarten Verpflichtungen einher. Die Kleingartenordnung der Stadt Mannheim umfasst rund 30 Seiten. Unter anderem ist dort ein Nutzgartenanteil von mindestens einem Drittel der Fläche vorgeschrieben, vor allem im Sommer bedeutet das: täglich gießen, am besten zweimal. Dazu kommen Anbau und Pflege der Pflanzen. Wer voll berufstätig ist oder eine Familie versorgt, hat dafür nicht immer Zeit.

Zudem profitieren von den Kleingärten nur die Pächter direkt – wenn man von dem allgemeinen Nutzen, den Grünanlagen für Klima und Artenreichtum haben, absieht. 150 neue Gärten bräuchten eine recht große Fläche, kämen aber nur 150 Familien zugute. In einer Stadt mit mehr als 300 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist das nicht viel.

Die Lösung könnten mehr Gemeinschaftsgärten sein. Stichwort: Urban Gardening, also Urbaner Gartenbau. Offen für alle, die mitmachen wollen. Orte, an denen sich Erwachsene, Kinder, erfahrene Gärtner und Neulinge, Studierende und Rentner treffen, um gemeinsam zu gärtnern und die Früchte ihrer Arbeit zu ernten. Es gibt zwar schon Gemeinschaftsgärten in Mannheim, zum Beispiel auf dem Pfalzplatz im Stadtteil Lindenhof oder am Neuen Messplatz in der Neckarstadt. Aber es könnten noch viel mehr sein, gerade in der Innenstadt und der Schwetzingerstadt. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Schlossplatz? Anstelle des kargen, im Sommer auch unangenehm heißen Pflasters könnte dort ein kleiner Park mit Bänken und einer Nutzgartenfläche entstehen. Ist der Gedanke, dass Studierende sich dort bei der Gartenarbeit eine Lernpause gönnen, so abwegig? Oder der Georg-Lechleitner-Platz in der Schwetzingerstadt – einen Spielplatz gibt es dort schon, ein Lerngarten für Kinder und ihre Eltern könnte eine Bereicherung und ein Ort der Begegnung sein.

Grün auch auf den Dächern

Und was ist mit der neuen autofreien Zone in der Innenstadt ab August? Statt Bierbänke könnte man doch Hochbeete mit Sitzgelegenheiten aufstellen. Überhaupt könnten mobile Gemeinschaftsgärten brachliegende Flächen aufwerten, bis dort Neues entsteht – und dann weiterziehen. Ganz wild wird es, wenn man an die vielen Dächer denkt, die zusätzlich genutzt werden könnten. Vielleicht ja auf einem neuen Stadthaus N1?

Über mehr Grünflächen in Mannheim wird viel gesprochen. Aber wir brauchen sie nicht nur für das Klima und die Artenvielfalt, sondern auch für die Menschen. Und offene Gärten wären doch eine schöne Gelegenheit, zusammenzukommen und gemeinsam Neues zu schaffen, oder?

Redaktion

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