75 Ideen für ein besseres Mannheim - Teil 47 - Das Stadthaus könnte Service der Bürgerdienste, von weiteren Ämtern, der RNV und der MVV bieten

Mannheim, wie wär’s mit … einer Anlaufstelle für Bürger in N 1?

Von 
Peter W. Ragge
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Egal ob nach einem Abriss oder im bestehenden Gebäude – das Stadthaus N 1 sollte zur zentralen Anlaufstelle für Bürger ausgebaut werden, mit städtischen Dienstleistungen und auch Angeboten von Tochtergesellschaften der Stadt. © Thomas Tröster

Mannheim. „Schnell – freundlich – bürgernah“. Es war in den 1990er Jahren, als Helmut Rolli diesen Slogan prägte. Viele Leute in der Stadtverwaltung haben ihn dafür belächelt, manche Bürokraten haben ihn wohl auch insgeheim dafür gehasst. Denn Helmut Rolli, damals erst Bürgerdienstleiter in Neckarau, dann ab 2000 bis 2011 für ganz Mannheim, hat den Slogan vorgelebt, bei und mit seinen Mitarbeitern durchgesetzt. Wie wäre es, wenn die Stadt sich daran wieder erinnern und noch dazu ein zentrales, erweitertes Angebot in N 1 machen würde – schnell, freundlich, bürgernah und eben gut erreichbar?

„Der Bürger ist der Boss!“ war Rollis Leitlinie. Als er in Pension ging, galt die auch unter seinem direkten Nachfolger Michael Schnellbach weiter. Inzwischen treibt der die Pläne zur Bundesgartenschau voran. Bei den Bürgerdiensten hat sich sehr viel geändert, an der Spitze und in der Breite. Abteilungsleiter und einige andere Mitarbeiter, die das „schnell – freundlich – bürgernah“ noch verinnerlicht und weiter gelebt haben, sind leider weg.

Kommt man heute in die eine oder andere Bürgerdienst-Dienststelle, kann man noch das Glück haben und auf sympathisch-freundliche, hilfsbereite Angestellte und Beamte der „alten Schule“ stoßen, die nach wie vor schnell und bürgernah sind. Manchmal kommt man sich aber vor, als würde man gerade wichtige Amtsgeschäfte behindern. Der Bürger als lästiger Störfaktor – nicht mehr als „Boss“. Schade.

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Das liegt teilweise an den Abgrenzungen und notwendigen Sicherheitsmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie – aber nicht nur. Man kann mit wartenden Bürgern so und so umgehen. Dass inzwischen Sicherheitsleute Bürgerdienst-Büros strikt abschirmen, hinterlässt eher einen abwehrenden statt einen einladenden Eindruck.

Alternative zu Ämtertourismus

Das Ziel der Verwaltung ist, dass die Bürger immer mehr online erledigen. Computertastatur, Maus und Bildschirm-Klicks statt persönliche Begegnung, statt intensive Beratung. Das hat teilweise mit der Pandemie zu tun, aber nicht nur. Sicher lassen sich manche Dinge schnell online erledigen. Aber nicht alles. Viele Bürger wünschen eben nach wie vor eine persönliche Betreuung oder sie sind sogar darauf angewiesen, weil sie mit dem Computer nicht so gut umgehen können oder mit Verwaltungsdingen nicht so vertraut sind. Für die sollte der Service dringend verbessert werden.

Die beste Möglichkeit böte das Stadthaus N 1. Das läge viel zentraler als der bisherige Sitz der Bürgerdienste in K 7, wo es kaum Parkplätze und eine Haltestelle der Stadtbahn nur in großer Entfernung gibt.

Das soll keineswegs das Ende der Bürgerservice-Dienstellen in den Vorort-Rathäusern bedeuten. Die braucht man weiterhin. Aber mitten ins Herz der Stadt müsste die Stadtverwaltung mit allem, was Bürger erledigen müssen: eine Anlaufstelle für alle Dienstleistungen. Das wäre schnell – freundlich – bürgernah, wie man sich das einst vorgenommen hat. Noch gibt es neben den Bürgerdiensten zu viele weitere Adressen. Manchmal ist ein regelrechter „Ämtertourismus“ nötig.

Sicher – es kann sich nicht jeder Sachbearbeiter überall auskennen. Aber eine zentrale Anlaufstelle sein und dann Fachleute oder per Computer Fachwissen hinzuziehen – das wäre optimal und würde Öffnungszeiten ermöglichen, die etwa denen des Einzelhandels entsprechen. Es würde obendrein die Innenstadt attraktiver machen.

Und warum nicht mal weiter denken? Die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) ist dort schon präsent. Die MVV Energie AG könnte sich ebenso dort präsentieren (auch ihr Kundenzentrum ist nach dem Umzug von O 7 ins Rhein-Neckar-Hochhaus) arg abgelegen. Hilfreich wäre ebenso, wenn die wichtigsten Krankenkassen hier vertreten wären. Alle Erledigungen an einer Stelle – Mannheim, wäre das nicht toll?

Problem Denkmalschutz

Natürlich bietet sich dafür das Stadthaus N 1 an. Oberbürgermeister Peter Kurz hatte intern schon seine Verwaltung an Plänen arbeiten lassen, hier in einem Neubau eine Mischung aus Wohnbebauung und städtischen Ämtern anzusiedeln. Neben dem Ratssaal als Sitz des Gemeinderats gab es Überlegungen, hier weitere Teile der Stadtverwaltung anzusiedeln – schließlich sitzen derzeit viele Ämter auf 27 000 Quadratmetern angemieteten Flächen innerhalb der City. Auch an eine zentrale Service-Anlaufstelle für Bürger wurde gedacht. Schließlich ergab sich, dass eine Sanierung des jetzigen Gebäudes „nicht wirtschaftlich und zweckmäßig“ ist.

Im Juli platzte dann in eine Gemeinderatssitzung die mit viel Kopfschütteln aufgenommene Nachricht, dass das Landesdenkmalamt das Stadthaus als Kulturdenkmal einstuft – obwohl es marode, energetisch hochproblematisch ist und von der Bürgerschaft nie richtig angenommen wurde.

Seither läuft hinter den Kulissen ein Ringen um den Denkmalstatus, der womöglich juristisch geklärt wird – weshalb sich offiziell jeder der Beteiligten derzeit bedeckt hält. Es kann sein, dass sich das noch hinzieht. Aber da die Stadtbibliothek ohnehin erst frühestens 2026 in den auf N 2 geplanten Neubau umziehen kann, macht das nichts. Doch egal ob der – hässliche – Bau in N 1 stehenbleiben muss oder man doch eine schöne, neue Lösung mit historisierender Fassade hinbekommt: Mannheim sollte hier eine zentrale Anlaufstelle für alle Bürger-Anliegen schaffen und jetzt schon mit der Planung dafür beginnen.

Redaktion Chefreporter

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