Eigentümer - 95 Prozent der Flächen sind vermietet / Containerterminal wird gebraucht und floriert / „Verlegung ist eine Scheindiskussion“ / 13 000 Jobs hängen von Logistikplattform ab

Land und Hafen lehnen eine Verlagerung ab

Von 
Martin Geiger und Timo Schmidhuber
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Uwe Köhn ist als Hafendirektor noch relativ neu in Mannheim. Doch die Diskussionen über die Hafenflächen kennt der Chef im Haus Oberrhein, der zu Jahresbeginn die Nachfolge von Roland Hörner angetreten hat, längst. Viel abgewinnen kann er ihnen allerdings nicht. „Wir haben kaum freie Flächen zur Verfügung“, sagt Köhn. „Rund 95 Prozent unseres Areals ist durch langfristige Mietverträge vergeben, die bis zu 30 Jahre laufen. Kurzfristige Eingriffe sind da oft nicht möglich.“

Aber auch von langfristigen Lösungen hält er nicht viel: „Den Handelshafen zu verlegen, ist für uns keine Option“, sagt er. „Erstens haben wir hier Kunden, die langfristige Verträge haben, die wir einhalten werden. Und zweitens haben wir hier mit öffentlichen Fördermitteln ein florierendes Containerterminal gebaut, das wir noch sehr lange nutzen werden. Wir gehen sogar davon aus, dass es in Anbetracht der Verkehrswende noch erweitert werden wird.“

Flächen sind „nicht entbehrlich“

Auch das Land, dem die Hafenflächen gehören und das Köhn und sein Team damit beauftragt hat, diese zu verwalten und an Unternehmen zu vermieten, lehnt eine Verlagerung ab: Die Flächen sind „für das Land nicht entbehrlich“, sagt Jasmin Bühler vom zuständigen Finanzministerium. Außerdem seien „für eine eventuelle Verlegung des Hafens keine Flächen mit den erforderlichen Voraussetzungen oder realistische Alternativen ersichtlich“.

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Das betont auch Köhn: In Zeiten, in denen über jedes Windrad gestritten werde, sei eine Verlagerung des Handelshafens illusorisch: „Das ist eine Scheindiskussion.“ Und er erinnert daran: „Der Hafen wird gebraucht. Er dient nicht nur der Stadt Mannheim, sondern wirkt in die ganze Region hinein.“

Das lasse sich auch mit Zahlen belegen: Rund 420 Unternehmen sind demnach in den vier Mannheimer Hafengebieten angesiedelt. Einer Studie zufolge waren 2013 rund 13 000 Beschäftigte vom Hafen abhängig. Pro Jahr gehe von ihm eine Wertschöpfung von insgesamt 1,1 Milliarden Euro aus. Knapp die Hälfte entfalle auf Mannheim, der Rest auf die Region.

Skepsis bei gemischter Nutzung

Wie viele Unternehmen im Handelshafen angesiedelt sind und wie viele davon den Zugang zum Wasser benötigen, kann Köhn nicht sagen. Er räumt aber ein: „Nicht alle Unternehmen im Hafen brauchen den direkten Wasseranschluss. Viele profitieren auch vom Wasserumschlag an anderer Stelle.“ Er zeigt sich jedoch überzeugt: „Wir kommen in eine Zeit, in der der direkte Wasseranschluss auch wieder deutlich interessanter wird.“

Und so hält er auch von einer gemischten Nutzung des Handelshafens wenig: „Wenn jemand an uns herantritt und uns für freie Hafenflächen Nutzungsformen vorschlägt, die keinen negativen Einfluss auf den übrigen Hafen haben, sind wir offen“, sagt er zwar. „Der Bau von Wohnhäusern ist jedoch problematisch. Denn dadurch würde sich der Charakter des Gebiets verändern – was negative Folgen für unsere Mieter haben könnte. Und das müssen wir verhindern.“ Sprich: Wenn der Hafen kein reines Industriegebiet mehr wäre, würden andere Rechte und Vorschriften gelten – was die Firmen einschränken könnte. Darum sagt Köhn: „Wohnnutzung und Hafennutzung schließen sich weitgehend gegenseitig aus.“

Wie kompliziert eine städtebauliche Entwicklung werden kann, wenn Stadt und Land beziehungsweise Hafen nicht an einem Strang ziehen, kann man übrigens auf der anderen Rheinseite beobachten: In Ludwigshafen wollte die Stadt nach dem Brand einer Lagerhalle auf der Parkinsel vor achteinhalb Jahren die angrenzende Wohnbebauung erweitern, der Hafen jedoch seine Halle wieder aufbauen: Es entwickelte sich ein Streit, der mittlerweile das Oberverwaltungsgericht beschäftigt – und immer noch nicht geklärt ist.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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