Grosskraftwerk Mannheim

Zwei von vier Blöcken im GKM Mannheim laufen noch immer nicht

Von 
Walter Serif
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Das GKM ist das größte deutsche Steinkohlekraftwerk. Es versorgt rund 2,5 Millionen Menschen mit Strom und 165 000 Haushalte mit Fernwärme. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Die Revisionsarbeiten im Grosskraftwerk Mannheim (GKM) sind noch nicht abgeschlossen. Derzeit laufen nach Angaben eines Sprechers die Blöcke 8 und 9. Block 7 - der als Reserve dient - soll im August und Block 6 einen Monat später wieder in Betrieb gehen. Anfang Mai hatte der Betriebsrat Alarm geschlagen und mitgeteilt, dass drei der Blöcke „kaputt sind“. Seine Schlussfolgerung daraus: „Ich sehe die Versorgungssicherheit gefährdet“, denn auch Block 6 laufe nicht reibungslos.

Gewinn immer gleich hoch

Nicht nur auf Verbraucher, die meinen, der Strom komme wie von Geisterhand automatisch aus der Steckdose oder die Fernwärme aus den Rohren, musste diese Nachricht verstörend wirken. Denn zu diesem Zeitpunkt lief die Debatte darüber heiß, was zum Beispiel mit dem Ludwigshafener Chemiekonzern BASF passieren würde, wenn es kein Öl und Gas mehr aus Russland geben würde. Deshalb war es vielleicht nicht so clever, dass das größte deutsche Steinkohlekraftwerk trotz Nachfrage erst einen Tag später Klartext redete und dem Betriebsrat offiziell widersprach: „Die Versorgung mit Strom und Fernwärme ist und war zu jeder Zeit gewährleistet.“

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Das klang beruhigend, denn immerhin versorgt das GKM nach eigenen Angaben rund 2,5 Millionen Menschen, die Industrie und die Deutsche Bahn mit Strom. Außerdem erhalten etwa 165 000 Haushalte in der Metropolregion Rhein-Neckar Fernwärme. Das Gemeinschaftskraftwerk der drei Versorger MVV Energie, RWE und EnBW liefert Strom und Wärme zum Selbstkostenpreis. Im Gegenzug ist der Gewinn vertraglich auf 6,647 Millionen Euro festgelegt. Wie viel die Energieversorger abnehmen, hängt auch von der Preisentwicklung bei der Steinkohle ab. Das heißt, die Versorger bedienen sich aus mehreren Quellen. Wenn also im GKM ein Block ausfällt, gehen nicht überall die Lichter aus, schon gar nicht im Sommer, denn in diesen Monaten bezieht die MVV die Fernwärme von der Friesenheimer Insel und setzt das GKM nur in Ausnahmen ein.

Dass die Perspektive des GKM eher düster ist, versteht sich von selbst. Denn voraussichtlich spätestens 2033/2034 muss das GKM den klassischen Betrieb einstellen. Dass die aktuell 526 Mitarbeiter alle früher gehen müssen, weil die Bundesregierung den Kohleausstieg „idealerweise bis 2030“ vollziehen will, ist allerdings unwahrscheinlicher geworden. Weil die Energiewende nicht richtig vorankommt. Außerdem kann es „durch den Ukraine-Krieg“ zu „erheblichen Auswirkungen auf die Energiemärkte kommen“, wie es im aktuellen Geschäftsbericht 2021 heißt. Auch Steinkohle ist plötzlich wieder beliebt, weil weniger Gas aus Russland importiert werden soll.

Das Unternehmen sieht rückblickend im Jahr 2021 „keine Trendwende, sondern lediglich eine Zwischenerholung“. Nach dem schlechtesten Jahr seit 1970 konnte das GKM 2021 vor allem im vierten Quartal beim Stromverkauf deutliche Zuwächse erzielen. Übers Jahr gerechnet betrug das Plus mit 5,167 Milliarden Kilowattstunden 24,3 Prozent. Zum Vergleich: 2020 war die Menge um 16 Prozent auf 4,2 Milliarden Kilowattstunden gesunken. 2018 waren es noch mehr als sieben Milliarden.

Für 2022 geht das GKM von einer weiteren Nachfragebelebung beim Stromabsatz aus. Der Wärmeabsatz (Fernwärme und Ferndampf) stieg 2021 witterungsbedingt um 3,1 Prozent auf 2,2 Milliarden Kilowattstunden. Der Gesamtumsatz verdoppelte sich von rund 532 Millionen auf etwas mehr als eine Milliarde Euro, vor allem weil die Brennstoff- und CO2-Preise stiegen und sich der Materialaufwand erhöhte.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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