Energie - Konzern äußert sich zu Vorwürfen der Arbeitnehmervertretung / Auch baden-württembergisches Umweltministerium und Stadt Mannheim machen sich keine Sorgen

GKM widerspricht Betriebsrat: Versorgung mit Strom und Fernwärme in Mannheim sicher

Von 
Walter Serif
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Im Mannheimer Grosskraftwerk sind drei der vier Blöcke defekt. Der Energieproduzent sieht die Versorgung aber „zu jeder Zeit gewährleistet“. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Auf der Homepage des Grosskraftwerks Mannheim (GKM) ist die Welt in Ordnung. „Seit mehr als 100 Jahren sorgt unser Kraftwerk für eine zuverlässige Bereitstellung von Energie“, heißt es dort. Am Montag hatte Betriebsratsvorsitzender Ümit Lehimci allerdings Töne angeschlagen, die im krassen Gegensatz zur Idylle steht, die die Werbeabteilung des GKM verbreitet. „Ich sehe die Versorgungssicherheit gefährdet“, sagte Lehimci und begründete dies damit, dass gegenwärtig drei der vier Blöcke „kaputt sind“.

Größtes Steinkohlekraftwerk

Das klingt in der Tat alarmierend. Immerhin ist das GKM Deutschlands größtes Steinkohlekraftwerk und laut Homepage „Größter Energiestandort Baden-Württembergs“. Es liefert eigenen Angaben zufolge Strom für rund 2,5 Millionen Menschen, die Industrie und die Deutsche Bahn. Außerdem erhalten etwa 165 000 Haushalte in der Rhein-Neckar-Region Fernwärme.

Die Reaktion des GKM auf die Vorwürfe des Betriebsratsvorsitzenden war am Montag noch recht zurückhaltend. Der Energieproduzent räumte zwar ein, dass „aufgrund von Revisionen und Reparaturen“ nicht alle Anlagen zur Verfügung stünden. Das GKM wollte aber die Frage nicht beantworten, ob die Versorgungssicherheit wirklich gefährdet sei, wie Lehimci behauptet hatte.

Am Dienstag bezog das GKM doch Stellung. „Die Versorgung mit Strom und Fernwärme ist und war zu jeder Zeit gewährleistet“, teilte ein Sprecher mit und betonte: „Wir sind uns selbstverständlich unserer Verantwortung für Mannheim und die Region bewusst“. Allerdings verweigerte das GKM Aussagen über Dauer und Umfang der Reparaturen. Auch die Frage, ob der Betriebsratschef mit seiner Einschätzung übertrieben habe, ließ der Sprecher unbeantwortet und bat um Verständnis, „dass wir generell keine internen Vorgänge kommunizieren“.

Die MVV Energie räumte ein, dass es am 27. April bei der Versorgung durch das GKM einen Engpass gegeben habe. Da die MVV rund 30 Prozent der Fernwärme aus anderen Quellen beziehe, sei die Versorgung an jenem Tag „aufgrund dieser Diversifizierung“ jederzeit sichergestellt gewesen, so ein Sprecher.

Der baden-württembergische Umweltstaatssekretär Andre Baumann (Grüne) schloss einen Energienotstand in der Region aus: „Die Revisions- beziehungsweise Reparaturarbeiten an den Blöcken des Kraftwerks waren nach unseren Informationen geplant“, so der Politiker aus Schwetzingen. Die Arbeiten seien im Rahmen des Kraftwerkbetriebs nichts Außergewöhnliches.

Auch die Stadt Mannheim verfällt nicht in Alarmismus. „Wir informieren uns - vor allem vor dem Hintergrund der Marktveränderungen im Rahmen des Ukraine-Krieges - regelmäßig über die Entwicklungen im Bereich der Versorgung mit Fernwärme“, sagte eine Sprecherin. Ihr Fazit: Die Versorgung sei sicher.

Das GKM verfügt über vier Anlagen. Block 7 dient nur als Reserve. Nach Angaben des Betriebsratschefs sind die Blöcke 7, 8 und 9 seit rund einer Woche außer Betrieb. „Diesen Zustand haben wir noch nie gehabt. Jetzt rächen sich die Kosteneinsparungen beim Personal und beim Material“, hatte er am Montag die Ausfälle der Blöcke kommentiert.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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