Mannheim

Drei von vier Blöcken des Grosskraftwerks Mannheim kaputt

Von 
Martin Geiger
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Zurzeit steigt nur Rauch aus einem Block des GKM auf. © Manfred Rinderspacher

Rhein-Neckar. Beim Grosskraftwerk Mannheim (GKM) sind nach Angaben des Betriebsrates derzeit drei von vier Blöcken defekt. Das bestätigte dessen Vorsitzender Ümit Lehimci auf eine Anfrage dieser Redaktion. „Block 6 ist der einzige Block, der zurzeit läuft“, sagte Lehimci. „Die anderen sind kaputt.“ Das GKM ist Deutschlands größtes Steinkohlekraftwerk und verfügt mit den Blöcken 6, 7, 8 und 9 über insgesamt vier Anlagen. Eine davon, Block 7, dient nur noch als Reserve und darf lediglich auf Anforderung des Übertragungsnetzbetreibers hochgefahren werden.

„Es ist richtig, dass zurzeit auf Grund von Revisionen und Reparaturen nicht alle Anlagen im GKM zur Strom- und Fernwärmeversorgung zur Verfügung stehen“, teilte ein Sprecher des GKM dazu mit. Zu Details äußere man sich jedoch nicht. Auch auf die Frage, ob die Versorgungssicherheit mit Strom und Fernwärme gefährdet sei, wollte er nicht antworten. Dafür seien beim Strom der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und bei der Fernwärme die MVV Energie zuständig.

Letztere erklärte, die Fernwärmeversorgung sei bislang „durchgehend und zuverlässig“ gewährleistet gewesen. Auf die Frage, welche Folgen ein kompletter Ausfall der GKM-Anlagen hätte, gab es keine Antwort. TransnetBW teilte mit, dass das GKM wichtig für die Strom- und Wärmeversorgung in der Region sei. Um die Systemsicherheit zu gewährleisten, stelle man sich breit auf: „So können wir einzelne Anlagen auch durch andere im In- und Ausland kompensieren.“

GKM-Betriebsratsvorsitzender Lehimci sagte: „Ich sehe die Versorgungssicherheit gefährdet.“ Denn auch Block 6 läuft offenbar nicht reibungslos: Nach Angaben der MVV musste vergangene Woche dort aufgrund eines Defekts die Befeuerung zeitweise von Kohle auf Öl umgestellt werden.

Nach Angaben des Betriebsrates sind die Blöcke 7, 8 und 9 seit rund einer Woche außer Betrieb. Vermutlich werde sich daran erst nächste Woche etwas ändern, dann könne Block 8 eventuell wieder hochgefahren werden. Lehimci sagte: „Diesen Zustand haben wir noch nie gehabt. Jetzt rächen sich die Kosteneinsparungen beim Personal und beim Material.“

Das GKM liefert eigenen Angaben zufolge Strom für rund 2,5 Millionen Menschen, die Industrie und die Deutsche Bahn sowie Fernwärme für rund 160000 Haushalte in der Rhein-Neckar-Region. Die installierte Werksleistung liegt dem Unternehmen nach bei 2146 Megawatt. Zurzeit werden Lehimci zufolge lediglich knapp 200 Megawatt Strom produziert.

Aufgrund des politisch beschlossenen Kohleausstiegs muss das GKM voraussichtlich spätestens 2033 den klassischen Betrieb einstellen. Möglicherweise müssen sich die derzeit knapp 550 Beschäftigten aber auch schon früher einen anderen Job suchen. Denn die aktuelle Bundesregierung hatte sich zu Beginn ihrer Amtszeit dafür ausgesprochen, den Kohleausstieg „idealerweise“ auf 2030 vorzuziehen.    

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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