Mannheim. Eine Balkon-Solaranlage soll her. So lautet der Auftrag des Selbstversuchs, der zunächst einmal zu Angeboten für die Minikraftwerke führt. Es gibt sie schon für ein paar hundert Euro und an Angeboten im Internet oder auch bei Fachgeschäften mangelt es nicht.
Die Module sind in verschiedenen Formaten erhältlich. Manche sind sogar extrem dünn und biegsam. So passen sie auch auf kleinem Raum. Komplettanlagen sind in der Regel leicht zu installieren. Module und Wechselrichter werden auf dem Balkon angebracht. Mit einem normalen Stecker wird die Anlage dann mit der nächsten Steckdose verbunden. Schon kann der Strom ins Hausnetz fließen. Dort wird er von laufenden Geräten wie dem Kühlschrank sofort auch wieder verbraucht. So lautet jedenfalls die Theorie.
Balkon möglichst schattenfrei
„Für den Betrieb der Waschmaschine reicht der Ertrag nicht“, dämpft der Verkäufer eines Spezialgeschäfts die Erwartungen gleich. Die fehlende Energie holt sich die Maschine weiterhin vom Versorger aus dem Stromnetz. Doch der Verbrauch der Kunden sinkt - und damit ihre Stromrechnung. „Ein Standardsolarmodul mit 300 Watt Leistung liefert etwa 200 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr“, erläutert die Verbraucherzentrale. Voraussetzung sei ein schattenfreier Balkon.
Bei zwei Modulen auf dem Balkon könnten also 400 Kilowattstunden im Jahr herauskommen. Im Idealfall wären die Anschaffungskosten nach einigen Jahren wieder drin.
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In der Praxis wird ein Teil des Stroms jedoch nicht selbst verbraucht, sondern ohne Vergütung ins örtliche Netz eingespeist. Das schmälert den finanziellen Vorteil. Im Gegensatz zu den leistungsstarken Solaranlagen, die gegen eine Vergütung Strom produzieren, sind die Kleinanlagen auch von der Stromsteuer befreit.
Ganz ohne Bürokratie darf das Minikraftwerk für zuhause nicht in Betrieb gehen. So muss der Hausbesitzer oder die Eigentümergemeinschaft die Anlage erlauben. Sie muss mit einem Formular beim örtlichen Netzbetreiber angemeldet werden. Die Vordrucke stellen die Versorger oft schon online bereit. Auch die Bundesnetzagentur registriert die Steckeranlagen im sogenannten Markenstammregister. Wer sich daran nicht hält, muss mit einem Bußgeld rechnen.
Eine weitere Hürde ist womöglich der Stromzähler. Das Messgerät muss für eine Steckeranlage geeignet sein, darf also zum Beispiel nicht rückwärts laufen, wenn der eingespeiste Strom nicht direkt verbraucht wird.
Ob das der Fall ist, kann bei der Netzgesellschaft erfragt werden. „Sie brauchen einen Zweirichtungszähler“, antwortet das Stromnetz Berlin auf eine Anfrage. Ein anerkannter Installateur müsse mit dem Austausch beauftragt werden. Die Kosten übernehme die Netzgesellschaft. Das ist auch bei anderen Versorgern die Regel.
Umstrittene Auslegung
Doch in den Vorschriften lauert auch ein echtes Hemmnis für die legale Einspeisung. Denn eine umstrittene Auslegung der Regeln besagt, dass die Energie nicht einfach per Schuko-Stecker ins Hausnetz gespeist werden darf, sondern dafür von einem Elektriker eine spezielle Einspeisesteckdose gelegt werden muss. Das bestätigt auch die Bundesnetzagentur. Ohne bleibt nur die Möglichkeit, eine Batterie mit dem Sonnenstrom zu laden und daraus zum Beispiel mobile Geräte zu laden oder den Fernseher laufen zu lassen. Sicherheit geht vor. Die Verbraucherzentralen raten aus diesem Grund zum Kauf einer steckerfertigen Anlage, die den DGS-Sicherheitsstandard einhält.
Sind die Formalitäten erledigt, kann der Strom endlich fließen. Die Energie muss nicht unbedingt in das Hausnetz eingespeist werden. Eine Alternative ist die Speicherung der Elektrizität in einer Powerstation, wie die Akkus heißen. Leistungsfähige Stationen sind jedoch noch recht teuer. Sie kosten teils deutlich mehr als 1000 Euro. Doch dafür kann der Strom unabhängig von einem vorhandenen Netz geerntet werden. Das kann beim Camping oder im Schrebergarten ohne Netzanschluss sehr hilfreich sein. Denn auch als Insellösung fernab eines öffentlichen Stromnetzes eignen sich die schnell aufgebauten Minikraftwerke.
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