Walldorf. Zu niedrige Einstiegsgehälter, Frauen verdienen deutlich weniger als Männer – das sind die wesentlichen Ergebnisse einer Umfrage, die die IG Metall und die ihr nahe stehende Liste Pro Mitbestimmung zur jüngsten Gehaltsrunde beim Softwarekonzern SAP gemacht haben. „Trotz aller Versuche, Korrekturen am System vorzunehmen, wird’s eher schlechter“, ist Gewerkschaftssekretär Türker Baloglu von der IG Metall Heidelberg überzeugt.
Ende Januar waren Details zur Gehaltsrunde bei SAP Deutschland bekanntgeworden. Arbeitnehmervertreter kritisierten das aus ihrer Sicht zu niedrige Plus von rund drei Prozent. Auch viele Beschäftigte hätten sich mehr gewünscht, war aus Walldorf zu hören.
Die Umfrage – 3583 Antworten sind eingeflossen, nach Angaben der Gewerkschaft ist sie repräsentativ – bestätigt das nun. Demnach halten bis zu zwei Drittel der Befragten in den ersten drei Gehaltsstufen ihr Einkommen bezogen auf ihre Leistung für unangemessen. Das sei eine „deutliche Zunahme“ im Vergleich zu 2019. Die IG Metall moniert, Inflationsrate, Wirtschaftswachstum und Unternehmenserfolg würden zu wenig berücksichtigt.
Die gesamte Vergütung der Beschäftigten von SAP speist sich aus mehreren Töpfen: Grundgehalt, Boni, Aktienbeteiligungsprogramme sowie Prämien. Personalchef Cawa Younosi hatte zuletzt verstärkt auf die Aktienbeteiligungen hingewiesen. Der Konzern beschäftigt in Deutschland 24 500 Menschen.
Was die Bezahlung von Frauen angeht – laut IG Metall und der Liste Pro Mitbestimmung verdienen sie bei SAP 18 Prozent weniger als Männer – hagelt es Kritik zur Umfrage. Und zwar aus dem Lager der Arbeitnehmervertretung selbst.
Wahlen stehen an
„Nach unseren Erkenntnissen gibt es keine systematische Benachteiligung von Frauen durch das Gehaltssystem“, teilt Klaus Merx, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE, mit. Seine Stellvertreterin Nathalie Boulay erklärt, erst im vergangenen Jahr habe man das Gehaltsmanagement-System durch einen externen Sachverständigen sowie einen externen Juristen überprüfen lassen. „Beide konnten keine strukturellen Benachteiligungen erkennen, was für unsere Arbeit und Expertise als Betriebsrat spricht, da wir diese Themen bekannterweise mitbestimmen.“ Die Behauptung einer Gehaltsdifferenz halte sie für „unseriös“. Auch der Konzern weist die Vorwürfe zurück. „SAP pflegt seit Jahren eine Nulltoleranz-Strategie gegen Gehaltslücken bei gleicher Arbeit und Leistung“, teilt ein Sprecher mit.
Im März und April sind Betriebsratswahlen. Im Gremium der SE stellen Listen wie „Stark“ die Mehrheit, die keiner größeren Gewerkschaft nahestehen. IG Metall und Verdi haben nur einen kleinen Teil der Sitze im Betriebsrat.
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