Einzelhandel

So verlief das Weihnachtsgeschäft in Mannheim und der Region

Von 
Christian Schall
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Während des Weihnachtsgeschäfts waren die Fußgängerzonen, wie hier in München, häufig voll. © dpa

Rhein-Neckar. Die letzten Geschenke sind ausgepackt, die Weihnachtsdekoration verschwindet allmählich aus dem Stadtbild - und der Einzelhandel in der Region zieht eine Bilanz über die vergangenen Wochen. Längst zählt nicht mehr nur der Advent mit den traditionell vier umsatzstarken Samstagen zum Weihnachtsgeschäft. Auch die Zeit nach den Festtagen bis zum 6. Januar des neuen Jahres ist für den Einzelhandel sehr wichtig. Dann werden häufig die Gutscheine und Geldgeschenke eingelöst.

„Das Weihnachtsgeschäft ist für circa 50 Prozent der Händler dank eines guten Endspurts in den letzten Tagen des Jahres doch noch zufriedenstellend ausgegangen, und insgesamt konnte der Handel das Jahr 2022 auch recht gut abschließen“, resümiert Swen Rubel als Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts (destatis) habe der Einzelhandel im vergangenen Jahr zwar nominal ein Umsatzwachstum von rund acht Prozent.

Diese vermeintlich positive Entwicklung zeigt aber nur einen Teil der Wahrheit
Swen Rubel

"Nur ein Teil der Wahrheit"

„Diese vermeintlich positive Entwicklung zeigt aber nur einen Teil der Wahrheit“, so Rubel. Rechne man nämlich die enormen Preissteigerungen in 2022 heraus, so bleibe laut der Statistiker nur noch ein reales Umsatzminus von etwa 0,3 Prozent. „Trotzdem ist das noch ein ganz gutes Ergebnis, denn im vorangegangenen Jahr 2021 war im Handel noch der bisher höchste Jahresumsatz seit Beginn der destatis-Zeitreihe erzielt worden“, erklärt der Geschäftsführer.

„Interessante Details zeigen sich beim Blick auf den Onlinehandel“, ergänzt Rubel. „Denn der Versand- und Interneteinzelhandel war laut destatis deutlich stärker von der Kaufzurückhaltung betroffen und musste ein reales Umsatzminus von 8,1 Prozent hinnehmen.“ Das als Trendwende zu deklarieren sei aber zu früh, denn der Onlinehandel habe 2021 noch zwölf Prozent zugelegt.

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„Wir sind verhalten optimistisch ins Weihnachtsgeschäft gestartet“, erklärt Tatjana Steinbrenner, Präsidentin des Handelsverbands Hessen-Süd. „Am Ende war es doch besser als erwartet.“ Verglichen mit dem Jahr 2019 - 2020 und 2021 waren mit zum Teil erheblichen Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie verbunden - habe man aber nicht alle Einbußen aufholen können. Gut getan hätten einige kalte Tage im Dezember: „Dadurch konnten wir einiges wettmachen, endlich wurden einmal warme Kleidungsstücke wie Jacken oder Handschuhe gekauft.“ Als Geschenke zu Weihnachten seien „Klassiker“ gefragt gewesen: „Spielwaren, Kosmetik, Papeterie, Bücher, Wäsche oder Socken“, zählt Steinbrenner auf.

Folgt die große Flaute?

Steht dem Handel nach dem Weihnachtsgeschäft nun wieder eine große Flaute bevor? Nach dem aktuellen Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschland (HDE) bleibt die Verbraucherstimmung in Deutschland zum Jahresbeginn im Aufwind, jedoch mit langsamen Verlauf. Das HDE-Konsumbarometer legt den dritten Monat in Folge zu.

„Die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher verbessert sich allerdings weiterhin nur in kleinen Schritten und liegt im Mehrjahresvergleich noch immer auf niedrigem Niveau“, heißt es vom HDE. Die Sparneigung bleibe zu Jahresbeginn unverändert. Das Konsumbarometer bildet nicht das aktuelle Verbraucherverhalten ab, sondern die erwartete Stimmung in den nächsten drei Monaten.

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Swen Rubel ist beim Ausblick auf das gerade begonnene Jahr ebenfalls verhalten: „Für 2023 werden uns die globalen Herausforderungen erhalten bleiben, so dass man wohl von einer ähnlich verhaltenen realen Umsatzentwicklung ausgehen muss.“

Tatjana Steinbrenner ist eher pessimistisch, unter anderem, weil bald die Nachzahlungen der Energierechnungen anstehen. „Das erste Quartal 2023 wird hart“, prophezeit sie. Wie die ungebrochene Reiselust der Menschen zeige, sei durchaus Geld für den Konsum vorhanden. Das kommt aber nicht in den Kassen des Einzelhandels an. Steinbrenner geht erst im Sommer von einer Entspannung der Lage aus. „2023 und 2024 werden noch einmal Krisenjahre - solange, bis wir das Energiethema unter Kontrolle haben.“

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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