Lebensmittelhandel

Shoppen bei 18 Grad: Wie Supermärkte in der Region Energie sparen

Heizung runter, Kühlschranktemperatur hoch: Supermärkte und Discounter suchen derzeit nach Wegen, ihre Energiekosten in den Filialen zu senken. Machen die Märkte bald auch abends früher Schluss?

Von 
Tatjana Junker
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Eine Mitarbeiterin sortiert Tiefkühlware in einem Supermarkt. Vor allem für die Kühlung braucht der Lebensmittelhandel viel Energie – zu entsprechend hohen Kosten. © dpa

Rhein-Neckar. „Wegen der hohen Energiekosten ist dieser Getränke-Kühlschrank derzeit ausgeschaltet“ steht sinngemäß auf dem Zettel, der an der Tür des dunklen Kühlgeräts hängt. Normalerweise können sich Kundinnen und Kunden hier kurz vor dem Bezahlen an der Supermarktkasse kalte Cola, Eistee oder Saftschorle aus dem verglasten Schrank nehmen. Doch wie viele Lebensmittelhändler versucht auch diese Rewe-Filiale im Mannheimer Süden, ihren Energieverbrauch im Zaum zu halten - und damit auch die explodierenden Kosten.

Die Kühlung gehört dabei zu den größten Herausforderungen in den Märkten, erklärt Thomas Viering, der zwei andere Rewe-Filialen in der Mannheimer Innenstadt betreibt. Fleisch, Käse, Milch, Tiefkühlpizza - viele Supermarktprodukte müssen kalt oder sogar gefroren gelagert werden, und das rund um die Uhr. Die Kühlung einfach abschalten geht natürlich nicht. Aber zumindest bei der Temperatur gibt es einen gewissen Spielraum.

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Viering hat zum Beispiel seine Tiefkühlmöbel neu eingestellt: auf minus 19 Grad. Die gesetzliche Vorgabe liege bei mindestens minus 18 Grad, wärmer darf es im Tiefkühlbereich nicht sein. „Pro Grad Temperatur lassen sich drei Prozent Strom einsparen. Da wir zuvor auf minus 21 Grad gekühlt haben, sparen wir in dem Bereich sechs Prozent Strom“, erklärt Viering. Auch bei den Getränke-Kühlschränken hat er die Temperatur angepasst. Und die Backöfen in den Filialen laufen inzwischen konsequent im Energiesparmodus.

Bewegungsmelder und geschlossene Kühlregale

Ein Sprecher der Rewe Group erklärt, die meisten Filialen der Supermarktkette hätten eigene Energiebeauftragte, die regelmäßig prüfen, wo gespart werden könne: zum Beispiel durch Bewegungsmelder für Licht in Nebenräumen, Außenbeleuchtung, die sich an die Lichtverhältnisse anpasse, und Türen, die die Kühlregale verschließen. Eine weitere Stellschraube sind die Räume: Thomas Viering dreht in seinen Märkten die Heizung auf 18 Grad zurück.

Kühler wird es unterdessen nicht nur in einigen Rewe-Filialen, sondern auch beim Discounter Aldi Süd. Man senke die Temperatur in dem Maße ab, wie es die gesetzliche Vorgabe für öffentliche Gebäude vorsehe, erklärt eine Sprecherin. Laut einer Verordnung der Bundesregierung dürfen Arbeitsräume in öffentlichen Gebäuden nur noch bis 18 bzw. 19 Grad beheizt werden, je nachdem, ob man sich überwiegend im Sitzen oder im Stehen aufhält.

Der Bio-Lebensmittelhändler Alnatura aus Südhessen drosselt die Temperatur in seinen Filialen nach eigenen Angaben ebenfalls, auf 19 Grad. Zudem werde die Außenbeleuchtung an Märkten zwischen 22 Uhr und 6 Uhr abgeschaltet, und Außentüren würden geschlossen gehalten. Letzteres ist seit 1. September für den Einzelhandel ohnehin gesetzlich vorgeschrieben. Auch beleuchtete Werbeanlagen müssen Unternehmen seither zwischen 22 Uhr und 16 Uhr am Folgetag ausknipsen.

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Kaum einer will früher schließen

Wenige Nachahmer findet im Lebensmittelhandel bis jetzt ein Vorstoß des Discounters Aldi Nord: Er hatte vergangene Woche bei Twitter angekündigt, dass viele Filialen ab 1. November abends früher schließen: um 20 statt wie bisher um 21 oder 22 Uhr. Damit leiste man einen „aktiven Beitrag zum Energiesparen“, wirbt Aldi Nord in dem Tweet. Die frühere Ladenschließung solle zunächst für die Winterzeit 2022/23 gelten.

Bei Rewe und Penny stehen verkürzte Öffnungszeiten dagegen nicht zur Debatte: „Die damit erzielbare Energieeinsparung wäre marginal“, erklärt ein Sprecher der Rewe-Group, zu der auch die Penny-Märkte gehören. Mehr als die Hälfte des Energiebedarfs der Märkte entfalle auf (Kälte-)Technik - und die sei unabhängig von den Öffnungszeiten.

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So argumentiert man auch bei Edeka Südwest: Da der Großteil der Energie in den Märkten nicht für Beleuchtung anfalle, sondern für die Kühlung der Produkte, plane man grundsätzlich keine Anpassungen der Öffnungszeiten.

Alnatura gibt ebenfalls an, dass die Filialen abends nicht früher schließen sollen, genauso wie der Discounter Lidl. Dort setzt man stattdessen auf andere Lösungen. So habe man alle Filialen auf LED-Beleuchtung umgerüstet. Durch eine optimierte Beleuchtung werde zudem in Neubauten künftig nochmals 30 Prozent mehr Energie in dem Bereich gespart, heißt es in der Lidl-Pressestelle. Bei Aldi Süd hält man sich zum Thema Öffnungszeiten unterdessen bedeckt: Diese richteten sich „nach den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden“, heißt es in einem schriftlichen Statement. Dabei berücksichtige man „bei Bedarf gesellschaftspolitische Themenstellungen“.

Auch bei der Drogeriemarktkette dm und beim Handelsunternehmen Globus teilt man lediglich mit, die Öffnungszeiten „nach den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden“ zu richten. Globus verweist unter anderem auf sein Energie-Monitoring, mit dem die Verbräuche in den einzelnen Markthallen kontrolliert würden. Weitere Einsparpotenziale würden geprüft, zum Beispiel durch eine reduzierte Beleuchtung. Die Drogeriemarkkette dm hat nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 1500 ihrer Filialen mit ressourcenschonender Klimatechnik ausgestattet, weitere sollen folgen.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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