Deutschland steuert in eine Rezession, die Energiepreise steigen, die Inflation belastet die Haushalte, Corona kehrt zurück, dazu noch der Krieg in der Ukraine. Und alles überlagert sich. Doch nicht alle sind Verlierer. Energiekonzerne fahren mit jedem Quartal neue Rekordgewinne ein. Wer sonst noch auf der Gewinnerseite steht - eine Auswahl:
Der US-Dollar
In Krisenzeiten zeigt sich, welchen Währungen Anleger und Banken weltweit vertrauen. Auch wenn die Eurozone zu den wichtigsten Wirtschaftsräumen zählt, die Gemeinschaftswährung gehört nicht dazu. Der Dollar dagegen erlebt derzeit einen Höhenflug. Vor einem Jahr kostete er noch um die 0,86 Euro, inzwischen sind es mehr als 1,02 Euro. Die weltweiten Verwerfungen treffen die US-Wirtschaft offenbar nicht so stark wie andere Regionen. Das gibt der US-Zentralbank Fed mehr Spielraum, um die Inflation zu bekämpfen. Die Investitionsaussichten sind besser, der Dollar ist deshalb gefragt.
Rüstungskonzerne
In den vergangenen Jahren zählten sie eher zu den Firmen, die im Hintergrund tätig waren: deutsche Rüstungshersteller. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist deutlich geworden, dass Frieden in Europa geschützt werden muss - auch durch Waffen. Viele Länder bestellen Militärgüter. Die Bundeswehr erhält 100 Milliarden Euro mehr Geld. Davon profitieren Unternehmen wie Airbus (Flugzeuge, Hubschrauber), Rheinmetall (Panzer), Thyssenkrupp (U-Boote, Fregatten), Krauss-Maffei Wegmann (Panzer) und Diehl (Lenkwaffen). Die Branche setzte in Deutschland 2020 mit 55 500 Mitarbeitern 11,2 Milliarden Euro um. Der Umsatz dürfte 2022 deutlich steigen.
Hersteller von Heizlüftern
Weil sich schon im Frühjahr abzeichnete, dass es bei der Öl- und Gasversorgung eng und teuer werden könnte, haben sich die Bürger mit Heizlüftern und Ölradiatoren eingedeckt. Den Marktforschern der GfK zufolge verkaufte die Branche im ersten Halbjahr 600 000 solcher Geräte, ein Drittel mehr als im gleichen Zeitraum 2021. Konkrete Zahlen der Heizlüfterbranche gibt es nicht. Vorsicht aber: Auch wenn die Geräte gut einheizen, ist ihr Strombedarf sehr hoch, was hohe Kosten bedeutet.
Der öffentliche Nahverkehr
Das 9-Euro-Ticket ist 2022 erfunden worden. Die Bürger konnten drei Monate lang mit nur einem Ticket überall in Deutschland den Nahverkehr nutzen. Das Statistische Bundesamt erfasste 42 Prozent mehr Fahrten über mehr als 30 Kilometer. Der große Erfolg - 52 Millionen Tickets wurden insgesamt verkauft - zwingt Deutschlands Verkehrspolitiker, die Kleinstaaterei zu überwinden und übergeordnet einfachere Angebote zu entwickeln.
Porsche
Dass auch in einem schwierigen Umfeld ein spektakulärer Börsengang möglich ist, zeigt Porsche. Der Stuttgarter Autobauer gehört zum VW-Universum, das mehrheitlich vom Porsche-Familienclan gesteuert wird. Dennoch vertrauen viele Anleger der Firma. Die Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG gehört zu den profitabelsten Marken der Welt. Der Börsengang brachte VW Ende September 9,1 Milliarden Euro, Anleger der ersten Stunde können sich über einen Kursgewinn von sechs bis sieben Prozent freuen.
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Chiphersteller
Hinter dem Kunstnamen Exyte verbirgt sich ein traditioneller deutscher Anlagenbauer, gegründet 1912. Das Unternehmen stellt Halbleiter, auch Chips genannt, Batteriezellen und Biotech her. Chips sind Mangelware, Batteriezellen wichtig für die Energiewende, und der Bedarf an Impfstoffen etwa gegen Corona wird auch hoch bleiben. Exyte meldet Rekorde. 2021 setzte das Unternehmen 4,9 Milliarden Euro um, in diesem Jahr sollen es sieben Milliarden sein. 9000 Beschäftigte werden Ende des Jahres für die Stuttgarter arbeiten, 2020 waren es noch 4900.
Rolex & Co.
„Luxus geht immer“, heißt eine Weisheit. Was bei Uhren zu sehen ist. Der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie berichtet für das erste Halbjahr 2022 von einem Exportzuwachs von 8,1 Prozent. Der Online-Händler Chronos meldet ein Preisplus bei Luxusuhren von mehr als 70 Prozent seit 2020. Ab wann eine Uhr Luxus ist, ist nicht festgelegt. Grob lässt sich allerdings ein Preis ab 3000 Euro annehmen. Die Zeit zeigt eine Uhr auch unabhängig vom Preis.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Deutschen sparen doch Gas ein