Hintergrund

Alles unter Strom - die Strategie von Daimler Truck

Daimler fokussiert sich bei Stadtbussen zunehmend auf vollelektrische Fahrzeuge. Warum das jetzt eine Chance ist, erklärt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Von 
Alexander Jungert
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Ein elektrisch angetriebener Stadtbus eCitaro beim Aufladen. © Daimler Truck

Mannheim. Noch ist der Anteil auf deutschen Straßen gering, doch das soll sich ändern. Daimler fokussiert sich bei Stadtbussen zunehmend auf vollelektrische Fahrzeuge. „Schon 2030 sollen emissionsfreie Fahrzeuge bis zu 60 Prozent unseres weltweiten Absatzes ausmachen. Und bei den Bussen gehen wir noch einen Schritt weiter: Stadtbusse wollen wir in Europa ab 2030 nur noch vollelektrisch anbieten“, hat Martin Daum, Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck, erst kürzlich auf der Hauptversammlung gesagt.

„Schlechte Nachricht“

In Europa gibt es schon seit Ende 2018 den Stadtbus eCitaro, der in Mannheim gebaut wird. Der erste elektrische Überlandbus ist ab 2025 geplant. Und elektrisch angetriebene Reisebusse soll es ab dem Ende dieses Jahrzehnts geben.

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Bei der Technologie hält es Daimler Buses wie die „Kollegen“ bei den Lastwagen - und fährt eine duale Strategie. Das bedeutet, der Hersteller bietet sowohl batterie-elektrische als auch mit Wasserstoff angetriebene Fahrzeuge (Brennstoffzellen) an.

Dass Evobus den Rohbau nach Tschechien verlagern will, hält Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer für eine schlechte Nachricht für Mannheim. Gleichzeitig sieht er in der Strategie von Daimler Truck auch eine Chance. Mannheim könne sich mit neuen Antrieben profilieren, sei schon jetzt Kompetenzzentrum für Elektromobilität. Damit habe man „ein dickes Pfund in der Hand, abseits von der klassischen Produktion“, sagt der Direktor des CAR - Center Automotive Research dieser Redaktion.

Daimler Buses hat nach eigenen Angaben bisher rund 600 eCitaros verkauft (Stand Mai) und ist Marktführer in Deutschland. Zu den größten Konkurrenten zählen MAN und der niederländische Hersteller VDL. Wie die Zulassungszahlen zeigen, legen Elektrobusse europaweit weiter zu. Das Marktpotenzial gilt als riesig, zumal die politisch beschlossenen Klimaschutzziele erreicht werden müssen.

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Hoher Kostenfaktor

Gleichzeitig gehört zur Wahrheit, dass Daimler Truck der Konkurrenz bei der Marge hinterherfährt. „Energiekosten, Lohnkosten - Deutschland gehört im Fahrzeugbau zu den teuersten Ländern weltweit, meines Erachtens nach ist es sogar das teuerste Land“, sagt Dudenhöffer. Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben die Lage nicht besser gemacht, im Gegenteil. „Die Produktion hängt nun mal sehr stark von den Kosten ab. Daimler Truck schaut sich die Kosten an und vergleicht daraufhin die Standorte - wie andere Unternehmen es auch tun. Es ist ein Wettbewerb zwischen den Standorten, so hart es auch ist.“

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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