Kommentar Verlagerungspläne von Evobus sind ein Schock

Etwa 1000 Arbeitsplätze sind laut IG Metall in Gefahr. Ausgerechnet die Beschäftigten, die ihren Teil zur technologischen Transformation beitragen, werden bestraft, kommentiert Alexander Jungert.

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Alexander Jungert
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So schnell kann es gehen. Die Aufbruchstimmung, die Daimler Truck als eigenständiger Konzern beim Börsengang noch vor wenigen Monaten versprüht hat, ist mit einem Schlag weg. Stattdessen haben hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter plötzlich Angst um ihre Zukunft.

Die Bussparte von Daimler Truck will Teile der Produktion aus Mannheim ins Ausland verlagern. Etwa 1000 Arbeitsplätze sind laut IG Metall in Gefahr, fast ein Drittel der Belegschaft. Was für ein Schock. Selbst Arbeitnehmervertreter vor Ort sollen eiskalt von der Nachricht erwischt worden sein.

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Gefährliches Sparen

Dass der Karosserierohbau nach Tschechien verlagert werden soll, schwächt den traditionsreichen Mannheimer Standort massiv. Schließlich gilt der Rohbau als Herzstück. Dass der Mannheimer Standort insgesamt nicht zur Disposition stehen soll, dürfte deshalb die wenigsten Beschäftigten in Mannheim beruhigen. Wenn ein Unternehmen erst einmal Freude am Sparen gefunden hat, hört es in der Regel nicht so schnell damit auf.

Busse gehören schon seit vielen Jahrzehnten fest auf die Straßen. Klimaschutz, Verkehrswende – es ist davon auszugehen, dass die Bedeutung von Bussen in den kommenden Jahren eher zu- als abnehmen wird. Batterie-elektrisch angetriebene Busse und Fahrzeuge mit Brennstoffzellen sollen dabei helfen, dass lokal keine Emissionen anfallen und dass weniger Lärm in den Innenstädten verursacht wird. Der Markt ist also da.

Erst vor Kurzem hat Busschef Till Oberwörder die Strategie bekräftigt, auf zwei Antriebsstränge zu setzen. Und dabei oft von Technologieführerschaft gesprochen. Nun scheint es, als würden ausgerechnet jene bestraft, die am technologischen Fortschritt mitgearbeitet und diesen überhaupt erst möglich gemacht haben: die Beschäftigten bei Evobus.

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Klare Perspektive

Natürlich muss ein Unternehmen wettbewerbsfähig sein. Wettbewerbsfähigkeit umfasst aber nicht nur geringe Kosten und auskömmliche Margen. Sondern auch Wissen, Innovationskraft und Flexibilität bei der Produktion. Genau dafür stehen die deutschen Standorte.

Hoffentlich vergessen die Top-Manager das nicht, wenn sie auf die nackten, betriebswirtschaftlichen Kennzahlen schauen.Die Busstandorte brauchen ein klare Perspektive für die Zukunft. Nur Arbeitsplätze abzubauen, ist definitiv keine.

Redaktion Alexander Jungert, 1980 in Bruchsal geboren, hat beim "Mannheimer Morgen" volontiert und ist seit 2010 Wirtschaftsredakteur. Während des Studiums arbeitete er unter anderem für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und den "Tagesspiegel" in Berlin. Schreibt am liebsten darüber, was regionale Unternehmen und deren Mitarbeiter umtreibt.

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