Schuldneratlas

Wo die Verschuldung in der Metropolregion am höchsten ist

Der neue Schuldneratlas der Mannheimer Creditreform zeigt, dass die Verschuldungsquote in der Metropolregion Rhein-Neckar noch immer höher als im Bundesdurchschnitt ist

Von 
Walter Serif
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Mannheim. Die Überschuldung der Verbraucher in der Metropolregion Rhein-Neckar ist 2022 erneut gesunken. Die Zahl der überschuldeten Privatpersonen sank im Vergleich zu 2021 um rund 17 500 Fälle auf etwa 170 000. Die Überschuldungsquote ist damit so niedrig wie noch nie seit 2004 - dem Beginn der Erhebungen des Wirtschaftsauskunftsdienstes Creditrefom. Mit Statistiken ist das aber so eine Sache. Das wusste schon Winston Churchill, von dem das Bonmot stammt, er glaube keiner, die er nicht selbst gefälscht habe. Oliver Dangmann, Geschäftsführer von Creditreform Mannheim und Heidelberg, käme natürlich nie auf die Idee, die Daten im Schuldneratlas zu manipulieren. Er ordnet sie aber ein: „Die guten Zahlen sind leider trügerisch.“

Unter dem Bundesdurchschnitt

Warum denn das? Dangmann verweist darauf, dass sich seit Corona die Überschuldungsfälle in drastischem Tempo reduzieren. Die meisten Menschen würden weniger Geld ausgeben, außerdem schützen die staatlichen Hilfsprogramme viele Verbraucherinnen und Verbraucher. „Der Rückgang überschuldeter Personen verlangsamt sich jedoch bereits. Die wahren Belastungen werden die anhaltend hohe Inflation und die ansteigenden Energiekosten sein, die noch längst nicht vollständig beim Verbraucher angekommen sind“, so Dangmann.

Die Folgen seien bei der Überschuldung nicht akut spürbar, sondern würden verzögert und mit Langzeitwirkung auftreten. „Wir fürchten in den kommenden Monaten eine Trendwende“, sagt er und verweist darauf, dass die in der Corona-Krise angehäuften Sparguthaben vielfach wieder aufgebraucht seien. „Das trifft jetzt vor allem Geringverdiener, die auch in normalen Zeiten nicht viel zurücklegen können.“

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2022 ist der Anteil der überschuldeten Privatpersonen in der Metropolregion um 0,31 Punkte auf 8,74 Prozent zurückgegangen. Das ist weniger als im Bundesdurchschnitt (minus 0,38 auf 8,48). Der Rückgang der Schuldnerquote in der Metropolregion ist ein flächendeckendes Phänomen und erstreckt sich auf alle 15 Kreise und kreisfreien Städte. Am deutlichsten sank die Schuldnerquote in Frankenthal (minus 0,51) und in Mannheim (minus 0,47). Neben diesen zwei Städten ist die Überschuldungsquote auch in Worms und Ludwigshafen zweistellig. Die Chemiestadt führt das regionale Ranking an, der Abstand zum zweiten Platz (Worms) ist recht deutlich und hat sich vergrößert.

Im bundesdeutschen Gesamtranking von insgesamt 401 Kreisen und kreisfreien Städten belegt Ludwigshafen Platz 390, die Nibelungenstadt Worms steht auf Rang 374, Mannheim kommt auf Platz 367.

Traditionell niedrig ist die Quote in Heidelberg, dort liegt sie nur noch bei 5,43 Prozent. Bundesweit verliert Heidelberg aber ein paar Ränge und fällt auf Platz 41. Hinter Tübingen ist dies der zweitniedrigste Wert in Baden-Württemberg. Die Spreizung innerhalb der Metropolregion beträgt also 9,2 Prozentpunkte.

Altersarmut in der Region nicht besonders ausgeprägt

Mit knapp 102 000 stellen die Männer rund 60 Prozent der überschuldeten Personen. Den höchsten Anteil an überschuldeten Personen weisen Männer im Alter von 40 bis 49 Jahren in Frankenthal, Ludwigshafen, Worms und Mannheim aus, dort liegen die Werte über 20 Prozent. Erfreulich ist dagegen, dass das bundesweit zunehmende Problem der Altersarmut in der Region nicht besonders ausgeprägt ist. Allerdings gehen die Schuldnerquoten bei den über 60-Jährigen beider Geschlechter nicht mehr signifikant zurück.

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Interessant ist, dass der Schuldneratlas die Quoten auch auf Postleitzahlen-Ebene analysiert. So ist in Mannheim die Überschuldung vor allem im Norden zu Hause, in Ludwigshafen dagegen im östlichen Stadtteil. Am höchsten ist sie allerdings im Zentrum mit einem Wert von 23,38 im Postleitzahlgebiet 67059 (Lu-Mitte, -West, Mundenheim). In Neustadt und Worms ist jeweils nur ein Postleitzahlengebiet für die mittelmäßige beziehungsweise schlechte Positionierung verantwortlich. Aber selbst im vergleichsweise wohlhabenden Heidelberg gibt es Areale mit Einheiten von circa 500 Haushalten, in denen die Quote bei über 30 Prozent liegt - nämlich südlich der Bahnstadt zwischen Eppelheim und Kirchheim entlang der Speyerer Straße.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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