Schuldneratlas 2021 - In der Metropolregion Rhein-Neckar entspannt sich im Vergleich zum Vorjahr die Lage

Schuldneratlas: Überschuldung in Ludwigshafen am höchsten

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Walter Serif
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In der Metropolregion leben in der von der Chemieindustrie geprägten Großstadt Ludwigshafen die meisten überschuldeten Privatpersonen. © dpa

Mannheim. Die Zahl überschuldeter Verbraucher ist 2021 in Deutschland stark gesunken - trotz der Pandemie. Sie erreicht damit den niedrigsten Stand seit Beginn der Auswertungen 2004. Das geht aus dem Schuldneratlas 2021 hervor, den der Wirtschaftsauskunftsdienst Creditreform Mannheim veröffentlicht hat. Demnach waren der nunmehr 13. Ausgabe zufolge 2021 die Ausgaben und Zahlungsverpflichtungen von 6,1 Millionen Verbrauchern dauerhaft höher als ihre Einnahmen. Der Rückgang lag im Vergleich zu 2020 bei 695 000. Die Schuldnerquote erreicht 8,86 Prozent, das ist ein Rückgang um 1,01 Punkte. Die Quote - also der Anteil überschuldeter Personen im Verhältnis zu allen Erwachsenen - fällt damit erstmals unter die Neun-Prozent-Marke. 3,08 Millionen Haushalte sind überschuldet, 2020 waren es noch 3,42 Millionen.

„Überschuldungsparadoxon“

„Vor dem Hintergrund der andauernden Coronakrise und der negativen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft kann man die positiven Zahlen ein Überschuldungsparadoxon nennen“, sagt Oliver Dangmann, Geschäftsführer der regionalen Creditreform-Niederlassungen in Mannheim und Heidelberg. Die staatlichen Hilfsmaßnahmen stützten nach seiner Analyse massiv die Unternehmen und damit auch Arbeitsplätze und Verbraucher. „Negative Einflüsse wie gestörte Lieferketten, steigende Energiepreise und anhaltende Inflation wirken erst auf die Wirtschaft und dann auf die Geldbeutel der Verbraucher“, so Dangmann weiter. Zudem hätten angesichts der unklaren Lage viele Verbraucher weniger ausgegeben und das gesparte Geld lieber zur Tilgung ihrer Schulden eingesetzt.

© MM-Grafik

Für die regionalen Zahlen der Metropolregion Rhein-Neckar hat die Creditreform erneut die Quoten der 15 regionalen Kreise und kreisfreien Städte ermittelt (siehe Grafik). Demnach ist die Überschuldung der Privatpersonen im Vergleich zum Vorjahr um fast einen ganzen Punkt von 10,01 auf 9,05 Prozent gesunken. Damit liegt die Quote erstmals seit zehn Jahren wieder unter die Zehn-Prozent-Marke. Außerdem geht zum ersten Mal seit der Erhebung der regionalen Daten die Schuldnerquote in allen 15 Kreisen und kreisfreien Städten zurück.

Große regionale Unterschiede

Es gibt allerdings weiterhin große Unterschiede: Unverändert ist die Reihenfolge auf den ersten drei Rängen. Den höchsten Wert (14,63 Prozent) erreicht Ludwigshafen, gefolgt von Worms (12,95) und Mannheim (12,36). Bundesweit belegen sie von den 401 Rängen die Plätze 387 (Ludwigshafen), 374 (Worms) und 366 (Mannheim). Immerhin ist in diesen drei Städten der Quotenrückgang mit jeweils 1,35 Prozentpunkten sehr deutlich. Nur in Frankenthal ist er mit 1,5 Punkten noch größer. Und in Worms ist der Trend nachhaltig: Seit sechs Jahren sinkt dort der Schuldneranteil. Den besten Wert verzeichnet erneut Heidelberg. Die Quote sinkt um 0,74 Punkte auf 5,43 Prozent. Heidelberg klettert damit im bundesweiten Ranking um vier Plätze auf Position 34 und verzeichnet in Baden-Württemberg nach Tübingen den zweitbesten Wert. Die Unterschiede bei den Schulden sind innerhalb der Metropolregion sehr hoch: Ludwigshafen und Heidelberg trennen immerhin 9,2 Prozentpunkte.

Trotz der deutlichen Verbesserung der Quote um fast einen Punkt schneidet die Metropolregion (9,05) im Vergleich mit den drei umliegenden Bundesländern schlechter ab: Rheinland-Pfalz (9,03), Hessen (8,82) und vor allem Baden-Württemberg weisen teilweise deutlich niedrigere Schuldnerquoten aus. Auch auf ganz Deutschland bezogen - dort liegt die Schuldnerquote bei 8,86 Prozent - ist die Lage in der Metropolregion nicht so gut.

„Interessant ist auch, dass sich die finanzielle Situation der Privatpersonen in der Metropolregion nicht nur regional, sondern auch hinsichtlich Alter und Geschlecht gleichmäßig entspannt hat“, sagt Dangmann. In keiner Kategorie gab es demnach einen Anstieg der Schuldnerquote.

Gerade bei den Männern in der Altersklasse zwischen 30 und 39 Jahren ging die Quote in allen Kreisen zurück, in den meistens sogar mehr als einen Prozentpunkt. „Diese Gruppe weist seit Jahren die höchsten Schuldneranteile auf“, erklärt Dangmann. 112 000 der überschuldeten Personen sind Männer. Das ist ein Anteil von 60 Prozent. Bei den Frauen sind es 75 000.

Altersarmut weniger verbreitet

Das bundesweit zunehmende Problem der Altersarmut ist dagegen in der Metropolregion nicht sehr ausgeprägt. Bei der Gruppe „Männer über 70 Jahre“ ist die Überschuldungsquote der Erhebung zufolge in zehn der 15 Kreise merkbar zurückgegangen, Bei den Frauen konnten die Statistiker zumindest keinen weiteren Anstieg der Überschuldung feststellen.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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