Mannheim. Stefan Fuchs feiert Anfang 2028 seinen 60. Geburtstag. Spätestens dann sei ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören, findet er. Sofern es die Firma zulasse. Denn sie gehe vor.
Für den Wechsel an der Spitze des Mannheimer Schmierstoffherstellers ist der Weg jedenfalls geebnet. Größte Chancen hat Vorstandsmitglied Timo Reister. Bereits kurz vor Weihnachten hatte ihn der Aufsichtsrat zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Reister kam im Jahr 2009 zu Fuchs und ist seit 2016 Vorstandsmitglied. Heute verantwortet er die beiden Weltregionen Amerika und Asien-Pazifik sowie unter anderem den wichtigen Automotive-Bereich. Aufsichtsratschef Christoph Loos bezeichnet die Ernennung als „wichtiges Element unserer langfristigen Nachfolgeplanung“.
Fuchs, 56, ist seit 2004 Vorstandsvorsitzender des gleichnamigen Konzerns. Damals hatte er von seinem Vater Manfred Fuchs die Chefposition übernommen - mit gerade einmal Mitte 30. Die Entscheidung, ob Reister Nachfolger von Fuchs wird, trifft der Aufsichtsrat - und zwar dann, „wenn sie ansteht“. Er stehe dem nicht im Wege, sagt Fuchs. Nach langer Zeit wäre Reister mal wieder ein Vorstandsvorsitzender, der nicht aus der Familie Fuchs stammt. Den letzten „außerfamiliären“ Konzernchef gab es Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre, als Firmengründer Rudolf Fuchs überraschend verstorben war.
Stefan Fuchs - er ist bis Juni 2026 bestellt - hebt hervor: Bei der künftigen Nachfolgeplanung sei „kein Familienmitglied durchs Raster gefallen“. Auf Reister hält er große Stücke. Reister sei „ein Unternehmer mit Fuchs-DNA, der neben seiner fachlichen Kompetenz auch über eine große soziale Kompetenz verfügt“.
Ob Fuchs eines Tages in den Aufsichtsrat des Unternehmens einziehen könnte, hält er offen. Momentan sitzt seine vier Jahre ältere Schwester Susanne Fuchs für die Familie im Gremium. Zudem führt sie seit Anfang des Jahres die vermögensverwaltende Familiengesellschaft Rudolf Fuchs GmbH & Co. KG. Das ist die Obergesellschaft des börsennotierten Familienkonzerns Fuchs SE und hält 56 Prozent des stimmberechtigten Kapitals.
Doch weg von der Nachfolge hin zum Geschäft: Im vergangenen Jahr hat Fuchs Rekordwerte bei Umsatz und beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erzielt (siehe Tabelle). Insbesondere die Region Europa hat sich sehr gut entwickelt. Nordamerika zeigte in lokaler Währung ein zweistelliges Wachstum. In China hat sich im zweiten Halbjahr der Markt erholt.
Dividende bei Fuchs Petrolup steigt erneut
Auch für Aktionäre ist das eine gute Nachricht, denn die Dividende für das abgelaufene Jahr soll steigen - das 22. Mal in Folge. Und zwar von 1,07 auf 1,11 Euro je Vorzugsaktie und von 1,06 auf 1,10 Euro je Stammaktie. Darüber muss die Hauptversammlung am 8. Mai im Mannheimer Rosengarten entscheiden.
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„Wir erwarten, an dem positiven Trend festhalten zu können“, sagt Finanzchefin Isabelle Adelt - trotz Ukraine-Krieg und Krisenherd im Mittleren Osten. Der Umsatz soll 2024 auf rund 3,6 Milliarden Euro wachsen. Dabei geht das Management bei stabilen Preisen von höheren Absatzmengen aus. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern wird bei rund 430 Millionen Euro erwartet. Dazu beitragen soll ein konsequentes Kostenmanagement: Der Konzern will neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur begrenzt und sehr bedacht einstellen.
Bei Fuchs läuft es besser als in anderen Chemie-Unternehmen
Für das Unternehmen, das mehr als 6200 Menschen beschäftigt, ist vor allem die Auto- und Nutzfahrzeugindustrie wichtig. Mit ihr erzielt Fuchs etwa die Hälfte des Umsatzes. Zudem hat der Konzern Kunden aus Maschinenbau, Metallverarbeitung, Bergbau, Luft- und Raumfahrt sowie Land- und Forstwirtschaft.
Die Chemiebranche hat mächtig mit einem konjunkturellen Dämpfer zu kämpfen. Darüber hinaus sind die Kosten für Strom und Gas deutlich gestiegen, was für energieintensive Unternehmen besonders belastend ist. Deswegen läuft in der Region zum Beispiel bei der BASF ein verschärftes Sparprogramm mit Stellenabbau. Und bei Fuchs? Jagt ein Rekordwert den nächsten.
Stefan Fuchs erklärt, man maße sich keinesfalls an, irgendetwas besser zu machen als andere deutsche Chemiebetriebe. Er gibt zu bedenken: Fuchs sei kein Basischemie-Unternehmen, sondern spezialisiert in Nischenmärkten unterwegs - und das über alle Regionen der Welt hinweg mit lokaler Produktion und lokalem Vertrieb.
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