Die nächsten Wochen und Monate dürften spannend werden. Es geht darum, wer künftig den weltgrößten Chemiekonzern BASF führt. Die Vorstandsmitglieder Markus Kamieth und Melanie Maas-Brunner gelten als heiße Kandidaten für die Nachfolge von Martin Brudermüller, 62. Dieser verabschiedet sich zur Hauptversammlung Ende April 2024 und soll künftig den Aufsichtsrat des Autoherstellers Mercedes-Benz leiten.
Glaubt man der „Financial Times“, ist die Entscheidung bei der BASF bereits gefallen - zugunsten von Kamieth. Auch Brudermüller unterstütze ihn, schreibt die Zeitung und beruft sich auf zwei mit der Sache vertraute Personen. Laut Nachrichtenagentur Reuters allerdings ist die Personalie längst nicht entschieden. Auch Technologiechefin Maas-Brunner, die zudem Arbeitsdirektorin und Standortleiterin in Ludwigshafen ist, soll noch im Rennen sein. Frühestens im Oktober sei eine Entscheidung zu erwarten, so Reuters. Das Unternehmen selbst könne diese Berichte „nicht weiter kommentieren“, teilt ein Sprecher mit.
Maas-Brunner und Kamieth sind Chemiker, beide seit Ende der 1990er Jahre beim Ludwigshafener Konzern und kennen ihn in- und auswendig. Damit sammeln sie Punkte - zumal es bei der BASF gute Tradition ist, Spitzenpersonal aus den eigenen Reihen zu holen. Maas-Brunner gilt als Spezialistin für heikle Themen: Sie ist die Frau hinter dem im Februar angekündigten Sparprogramm und muss unter anderem den Abbau von 700 Arbeitsplätzen in der Produktion managen. Auch der „grüne Umbau“ der BASF ist ihre Aufgabe.
Für Kamith könnte sprechen, dass er schon länger als seine Kollegin im Vorstand sitzt - bereits zu Zeiten, als Kurt Bock noch Konzernchef gewesen ist. Bock führt mittlerweile den Aufsichtsrat, also das Gremium, das über den Vorsitz des Vorstandes entscheidet.
Umstrittenes China-Geschäft
Kamieth ist außerdem verantwortlich für das China-Geschäft der BASF - das Brudermüller sehr wichtig ist und das er immer wieder verteidigt. Der Konzern investiert in den neuen Standort Zhanjiang im Süden Chinas bis zu zehn Milliarden Euro. Offizieller Start für das Bauprojekt war Ende 2019. Eine erste Produktionsanlage für technische Kunststoffe, die von der Automobil- und Elektronikindustrie benötigt werden, ist im September 2022 in Betrieb genommen worden. Zhanjiang wird nach der kompletten Fertigstellung 2030 die weltweit drittgrößte Produktionsstätte der BASF nach Ludwigshafen und Antwerpen sein. Kritiker bemängeln, dass sich der Chemiekonzern mit dem Milliarden-Investment zu abhängig von China macht und verweisen auf schwelende geopolitische Spannungen mit Taiwan.
Der Umgang mit China hatte offenbar auch intern für Querelen gesorgt. So verließ Vorstandsmitglied Saori Dubourg - sie wurde ebenfalls für die Nachfolge von Brudermüller gehandelt - im Februar überraschend den Konzern. Sie soll, so ist zu hören, mit dem China-Kurs der BASF weit weniger einverstanden gewesen sein als die übrigen Mitglieder des Vorstands.
Das Engagement im Reich der Mitte geht jedenfalls weiter: Zusammen mit einem chinesischen Partner will die BASF einen Offshore-Windpark bauen und betreiben. Darüber soll der neue Standort Zhanjiang künftig komplett mit Strom versorgt werden. (mit lsw)
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