Ludwigshafen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kommt vor das Gebäude M 400 auf dem BASF-Werksgelände in Ludwigshafen gefahren. „Gemeinsam stark“ steht in großen Buchstaben auf dem blauen Bus, es ist das Motto ihrer Deutschland-Reise. Gerade kommt die Ministerin aus Frankfurt, wo sie sich unter anderem mit dem Management der Deutschen Bank getroffen hat. Auf ihrer Reise geht es um die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.
Baerbock steigt aus, der BASF-Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller wartet schon. Lächeln, Händeschütteln, ein paar warme Worte. Im Gebäude gegenüber blicken Beschäftigte neugierig aus dem Fenster.
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Später werden sich Baerbock und Brudermüller zu China austauschen. Das Land ist ein Riesen-Markt für die BASF – und gleichzeitig ein Land mit Menschenrechtsverletzungen und eingeschränkter Pressefreiheit. Erst vor ein paar Tagen hat die Regierung ihre China-Strategie verabschiedet, die Baerbock vehement vertritt.
Erste Station des Besuchs ist Gebäude M 400 – das Forschungstechnikum, an dem Daniel Düsentrieb seine wahre Freude hätte. Dort stehen Miniplants, also Fabriken im verkleinerten Maßstab. Zudem geht es um die Frage: Wie können Forschungsergebnisse in die Produktion einfließen? Er habe vor vielen Jahren selbst hier geforscht, erzählt Brudermüller der Außenministerin. Beide tragen eine Schutzbrille, die ist vorgeschrieben.
Lehren aus Russland
Ein Mitarbeiter stellt Baerbock das elektrische Konzeptauto oli vor, das BASF gemeinsam mit Citroën entwickelt hat. Das Fahrzeug ist nicht schnell, nicht luxuriös, nicht schwer. Reduktion und Eliminierung sollen Gewicht und Ressourcen einsparen. Die komplette Rücksitzlehne wurde aus einem flexiblen, 3D-gedruckten Kunststoff gefertigt.
Nach dem Rundgang wird es politisch, auch hinter verschlossenen Türen mit Beschäftigten. Vor der Presse bekräftigt Baerbock die China-Strategie der Regierung. Darin heißt es wörtlich: „Es ist sowohl im volkswirtschaftlichen als auch im unternehmerischen Interesse, übergroße Risiken zu vermeiden (. . .).“ Es müssten Lehren aus der hohen Energieabhängigkeit von Russland gezogen werden. Die Kosten von „Klumpenrisiken“ müssten unternehmensseitig verstärkt internalisiert werden, damit nicht staatliche Mittel zur Rettung einstehen müssen, wenn Märkte zusammenbrechen, so Baerbock. Der Staat könne das nicht bis ins Unendliche tragen.
Brudermüller erklärt, die Volksrepublik stehe für rund die Hälfte der weltweiten Umsätze in der Chemie. So einen großen Markt könne man nicht einfach außen vor lassen. Die geplanten milliardenschweren Investitionen in China sind aus Brudermüllers Sicht wichtig, um fehlendes Wachstum in Europa auszugleichen und die Transformation hin zu einem mit grüner Energie wirtschaftenden Unternehmen zu stemmen.
Auf die China-Strategie der Regierung geht er nicht direkt ein, sagt jedoch: Natürlich habe die BASF geprüft, was ein Wegfall des chinesischen Marktes bedeuten würde. „Wir würden als Firma nicht sterben – aber wir würden kleiner werden und eine niedrigere Profitabilität aufweisen.“
Baerbock und Brudermüller heben hervor: Politik und Wirtschaft müssten zusammenarbeiten. Die Bewältigung der Herausforderungen etwa durch den Wettbewerb mit Asien „werden wir nur gemeinsam schaffen“, sagt Brudermüller. Es gehe darum, Deutschland und die BASF in dem neuen geopolitischen Kräftefeld neu zu verorten. Die Chemieindustrie spiele eine wichtige Rolle in Deutschland und Europa, sie stehe am Anfang der Wertschöpfungsketten.
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