Edesheim. Wenn deutsche Spitzensportler ihre Erfolge in wenigen Wochen bei den Olympischen Spielen in Paris im Deutschen Haus feiern, dürften sie häufig Pfälzer Wein im Glas haben. Genauer gesagt vom Weingut Anselmann in Edesheim. Schon seit dem Jahr 2000 beliefert es exklusiv die deutschen Repräsentationsorte in den Olympia-Städten mit Wein.
Als Familienunternehmen können wir relativ wenig überregionale Werbung machen.
Inhaber Ralf Anselmann hat bereits Paletten mit Riesling, Weißburgunder, Merlot Rosé, Dornfelder und anderen Weinsorten für den Transport in die französische Hauptstadt bereitgestellt. Er ist stolz, dass er alle Etiketten das Signet des „Team D“ samt den Olympischen Ringen schmücken kann - auch bei Flaschen, die im Weingut oder im Einzelhandel zu kaufen sind.
„Als Familienunternehmen können wir relativ wenig überregionale Werbung machen“, erklärt Anselmann das Engagement. So setzt er auf Ereignisse, die ihm persönlich viel Spaß machen. Auch für die Paralympics liefert er den Wein, ebenso für Veranstaltungen wie die Ehrung des Sportlers des Jahres oder After-Show-Partys etwa von „Wetten, dass ..?“.
Weingut Anselmann: Einer der größten Familienbetriebe in Deutschland
Mit rund 155 Hektar Rebfläche sieht er das Weingut Werner Anselmann samt seiner Tochterfirma Wein- und Sektkellerei Gebrüder Anselmann GmbH als einen der größten familiengeführten Betriebe in Deutschland. 2,5 Millionen Flaschen verlassen jedes Jahr das Weingut in der Gemeinde zwischen Neustadt und Landau. Darunter sind auch 50 000 Flaschen Sekt.
Das Familienwappen datiert aus dem Jahr 1541. Als Anselmanns Bruder Gerd 1982 nach dem frühen Tod seines Vaters den Betrieb übernahm, konzentrierte er sich ganz auf den Weinbau. Seither hat sich die bewirtschaftete Fläche verzehnfacht. 1991 stieg Ralf nach dem Diplom als Agraringenieur in Stuttgart-Hohenheim ein, später ihre Schwester Ruth. Seit dem plötzlichen Tod von Gerd 2013 führen die Geschwister Ralf und Ruth den Betrieb. Die 70 Mitarbeiter erledigen auch den größten Teil der Weinernte selbst, nur für Spitzen werden Saisonkräfte aus dem Osten beschäftigt
Die Preisliste umfasst über 100 Positionen. „Wir bieten eine sehr große Bandbreite, das ist herausfordernd“, erklärt Anselmann. Unter den Weißweinen, die zusammen knapp zwei Drittel der Rebfläche ausmachen, steht Riesling an erster Stelle, danach Sauvignon Blanc, den er von Auslandsreisen mitgebracht hat. Daneben finden sich Spezialitäten wie Gelber Muskateller - der auch in Paris ausgeschenkt wird - und Gewürztraminer.
Nicht zu vergessen neue Sorten wie Cabernet Blanc und Johanniter. Beim Rotwein steht Cabernet Sauvignon an erster Stelle, was nach Anselmanns Worten in der Pfalz ungewöhnlich ist - normalerweise sind es Dornfelder und Spätburgunder, die auch im Angebot sind.
Zweieinhalb Millionen Flaschen Wein pro Jahr wollen verkauft sein
Cabernet Blanc und Johanniter sind sogenannte Piwi-Sorten. Das steht für pilzwiderstands-fähige Rebsorten, die in den vergangenen Jahren gezüchtet wurden, weil europäische Reben anfällig für die Pilzkrankheit Mehltau sind. Da sieht sich Anselmann als Pionier. „Es macht Spaß, mal was neues zu probieren“, erklärt er seine Begeisterung für neue Rebsorten. Wobei das wohl überlegt sein will. Denn die Anlage eines Weinbergs ist eine Investition für 25 bis 30 Jahre. Anselmann setzt auf nachhaltige Landwirtschaft: Seit Jahren werden keine Herbizide eingesetzt.
Zweieinhalb Millionen Flaschen Wein pro Jahr wollen verkauft sein. Viel läuft über den Fach- und den gehobenen Lebensmittelhandel. So sind etwa in vielen Edeka- und Rewe-Supermärkten Anselmann-Weine zu finden. Discounter dagegen beliefern die Edesheimer nicht - da sind keine guten Preise zu erzielen. Neben Gastronomie, dem Verkauf direkt ab dem Weingut und der eigenen Straußwirtschaft im Sommer spielt seit der Pandemie der Online-Handel eine zunehmende Rolle. Etwa 20 Prozent der Ernte werden exportiert, wobei die skandinavischen Länder vorn stehen.
Im Jahr setzt der Betrieb 14 bis 15 Millionen Euro um. „Wir sind immer nur so stark gewachsen, wie wir Wein verkaufen konnten“, so Anselmann. Die Ertragslage sei seit der Corona-Pandemie schwieriger geworden, klagt er. Nicht nur die Lohnkosten seien dramatisch gestiegen, auch die Ausgaben für Energie, Flaschen und Verpackung. „Das lässt sich nicht voll mit Preiserhöhungen auffangen.“ Denn da reagierten die Kunden sensibel.
Im Keller stehe Edelstahltanks und kleine Eichenfässer
Fehlendes Personal nennt er als Hauptgrund dafür, dass die Rebfläche nicht mehr deutlich steigen dürfte: „Wir haben jetzt eine gute Größe.“ Stattdessen will er weiter in Qualität und moderne Technik investieren. Im Lauf der Jahre hat Anselmann das Weingut an der Staatsstraße in Edesheim immer wieder ausgebaut von der Traubenannahme bis zu den Kellern. In denen stehen nicht nur Edelstahltanks, sondern auch kleine Eichenfässer insbesondere für Rotweine.
Das zeigt, dass der 59-Jährige langfristig plant. Denn er hat das Glück, dass sich die nächste Familiengeneration anschickt einzusteigen. Sein Sohn Christian macht gerade seinen Master in Weinbau und ist zwischendurch schon im Betrieb tätig, ebenso wie sein Neffe Richard. Dessen Bruder Dion ist auf dem Weg zum Winzermeister.
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