Mannheim. Den gestiegenen Baukosten und Zinsen zum Trotz - in Mannheim wird noch an vielen Großprojekten aus der Privatwirtschaft gebaut. Die Metropolregion Rhein-Neckar und die Wirtschaftsförderung der Stadt haben am Mittwoch einen Einblick in den aktuellen Stand gegeben. Ein Überblick:
Glückstein-Quartier
In dem neuen Stadtquartier auf dem Lindenhof geht es auf dem Baufeld 1 voran. Auf dem Eckgrundstück zwischen Helmut-Kohl-, Glücksteinallee und Landteilstraße entsteht das Projekt Loksite. Es wird von Diringer & Scheidel (D&S) gebaut und nähert sich der Vollendung. Wenn es fertig ist, bietet das Gebäude mit der markanten, schwarzen Fassade Büroflächen auf 25 000 Quadratmetern. Zwei Großmieter sind das Personalberatungsunternehmen Hays und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Beide Unternehmen geben dafür Büroflächen am Willy-Brandt-Platz auf der anderen Seite des Bahnhofs auf. Weitere Mieter sind unter anderem der IT-Dienstleister Datev und das Softwareunternehmen Osapiens.
Laut D&S sind mehr als 98 Prozent der Flächen vermietet. Alexander Langendörfer, Geschäftsführer der D&S-Abteilung Wohn- und Gewerbebau, sagt: „Die Nachfrage nach guten Standorten ist nach wie vor da.“ Das gilt auch in Zeiten, in denen mehr Arbeitnehmer von zu Hause aus arbeiten und deshalb im Allgemeinen weniger Büroflächen benötigt werden. Das Glückstein-Quartier sei besonders wegen der guten Verkehrsanbindung, insbesondere zum Hauptbahnhof, attraktiv. Viele Firmen seien auf junges Personal ausgerichtet, so Langendörfer, „und das zieht es an für den Verkehr gut erschlossene Gebiete“.
Anders sieht es beim Verkauf solcher Objekte etwa an Kapitalgesellschaften, Fonds oder Lebensversicherer aus, wie es nach der Fertigstellung in der Branche üblich ist. „Der Verkauf an Investoren ist schwieriger geworden“, sagt Langendörfer. In den vergangenen zehn Jahren seien Investoren dafür sehr offen gewesen, weil es kaum andere Kapitalanlageformen gegeben habe. Verkaufspläne gibt es auch für Loksite, doch für einen dreistelligen Millionenbetrag, von dem Langendörfer ausgeht, muss sich erst einmal ein Käufer finden.
Newsletter "MM Business" - kostenlos anmelden!
Der Fachbereich Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim bringt derweil das letzte freie Grundstück im Glückstein-Quartier auf den Markt. Baufeld 2, das zwischen Loksite und dem vollendeten „LIV Mannheim“ liegt, sucht einen Investor - jedoch soll nicht der meistbietende Käufer den Zuschlag erhalten, wie Martin Rostock von der Wirtschaftsförderung betont: „Wir vergeben das Grundstück nach dem Nutzer und nicht nach Gewinnmaximierung. Wir wollen das Grundstück nicht einfach nur bebaut sehen.“
Die Wirtschaftsförderung will auf diese Weise vermeiden, dass ein Unternehmen, das sich vergrößern will, aus Mannheim abwandert, weil die Stadt keine Flächen mehr anbieten kann. Dass sich das Vorgehen bewährt, zeige sich am Beispiel Siemens. Für den Umzug vom Fahrlach konnte dem Unternehmen ein Grundstück in Neuostheim angeboten werden. „Siemens hat sich in der Region umgeschaut und wäre ansonsten vielleicht in Heidelberg gelandet“, so Rostock.
Bei einer Fläche von 6100 Quadratmetern und einem Bodenrichtwert von 1200 Euro pro Quadratmeter hat das Baufeld 2 einen Wert von mehr als 7,3 Millionen Euro. Die Stadt will sich laut Rostock bei der Vermarktung des „Premium-Standorts in Mannheim“ Zeit lassen. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass sich erst in fünf oder zehn Jahren etwas tut. Außer Büroflächen könnten auf dem Gelände auch weitere Wohnungen gebaut werden.
The Six
Neue Wohnungen sollen auch an den Kapuzinerplanken hinzukommen. Beim Projekt The Six in O 6 geht es allerdings seit dem Abriss des von Engelhorn „the box“ genutzten Baus für Außenstehende nur schleppend bis gar nicht voran. Architekt Marek Lindemann aus dem Büro Lindemann Architekten klärt auf: „Derzeit wird die Baugrube erstellt, wir sondieren nach möglichen Kampfmitteln und ertüchtigen die Nachbargebäude.“ Vier Meter tief haben sich die Bagger in den Boden gefressen.
In dem von Investor Ömer Nohut und der K1 Holding geplanten Projekt The Six ist Einzelhandel nur im Erdgeschoss vorgesehen, in mehreren kleinen Einheiten, dazu gibt es gastronomische Angebote. In der Etage darüber sind Büros für Anwaltskanzleien geplant, in der zweiten Etage Serviceapartments für Kurzzeitwohnen. Ein- bis Zwei-Zimmer-Apartments sollen die Obergeschosse drei bis fünf füllen, im Dachgeschoss darüber sind fünf Penthousewohnungen über zwei Etagen mit Dachterrassen vorgesehen. Sie werden zu Preisen zwischen 860 000 und 1,1 Millionen Euro angeboten - ein Quadratmeterpreis von knapp 8000 bis 8600 Euro.
Laut Lindemann sind 60 Prozent vermarktet. Wie sich das auf die verschiedenen Nutzungsarten verteilt, konnte er nicht sagen. Auf einer großen Immobilienplattform im Internet ist von einer 40-prozentigen Vermarktung der Wohnungen die Rede. Weil keine Tiefgarage gebaut wird, hat sich der Investor gegenüber der Stadt verpflichtet, im benachbarten N 6-Parkhaus langfristig Stellplätze anzumieten.
Einen festen Termin für den Baubeginn nennt Lindemann nicht, er rechnet damit in „ein bis zwei Monaten“. Der Streit um den Bauzaun mit der städtischen Tochter Event und Promotion, die unter anderem den Weihnachtsmarkt auf den Kapuzinerplanken veranstaltet, habe inzwischen einvernehmlich gelöst werden können. Das Projekt soll Ende 2024 fertig werden.
New7
Ein Jahr später, Ende 2025, soll New7 in der früheren Kaufhaus-Immobilie in N 7 stehen. Alexander Langendörfer vom Bauherrn D&S kündigt für August noch einige Vorarbeiten an, bevor es im September mit dem Hochbau losgeht. Nach langer Wartezeit sei die notwendige Baugenehmigung vor ein paar Tagen erteilt worden. Neben Rewe als Ankermieter im Erdgeschoss sind vier bis fünf weitere Handelsmieter geplant. Darüber entstehen Praxen, 105 Apartments und 70 Wohnungen. Der Teilneubau entsteht in Holz-Hybrid-Bauweise und wurde vom Architekturbüro Blocher Partners entworfen.
Bauhaus
Deren Handschrift trägt auch die Erweiterung des Service-Center Deutschland von Bauhaus im Stadtteil Wohlgelegen. Bis Anfang nächsten Jahres sollen 25 000 Quadratmeter zusätzliche Büroflächen für 650 Beschäftigte entstehen. Zwei begehbare, nach oben offene Innenhöfe sowie drei überdachte Atrien sollen Licht ins Gebäude bringen. Auf dem Dach wird eine große Restaurantterrasse entstehen. Bei der Grundsteinlegung im Herbst 2021 hatte die Baumarktkette eine Investitionssumme von 60 Millionen Euro genannt.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-vier-grossprojekte-in-mannheim-kommen-voran-_arid,2107139.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html