Mannheim. So viele Emotionen sind bei der Einweihung von Wohngebäuden wohl eher selten. Bei der feierlichen Eröffnung von Franklin Village an der Franklin-D.-Roosevelt-Straße im Mannheimer Stadtteil Franklin waren sie jedoch am Montagvormittag deutlich spürbar, als die beteiligen Entwickler, Investoren und Architekten von ihren Visionen für das neue Stadtquartier sprachen. In vielerlei Hinsicht sei Franklin Village ein besonderes Projekt – und ein kleines Wunder, sagte Matthias Sauerbruch vom internationalen Architekturbüro Sauerbruch Hutton, der die Idee des Investors realisiert hat: „Einsamkeit sollte hier eigentlich ein Fremdwort sein.“
Nachhaltig und bezahlbar
Das „Wunder“ zeige sich vor allem darin, dass in Franklin Village – zu Deutsch „Dorf“ – das scheinbar Unmögliche möglich gemacht worden sei: bezahlbare Mietwohnungen mit hohen architektonischen Ansprüchen. Das Projekt sei laut Sauerbruch offen für Menschen, die sonst keinen Zugang zum Wohnungsmarkt hätten. Es werde auch aus ökologischer Sicht seiner Verantwortung gerecht. Über 60 Prozent des Mehrgenerationenprojekts seien mit Holz gebaut – und damit ein Vorbild in der Klimawende.
90 Mietwohnungen in Holzbauweise sind in dem sozialräumlich und ökologisch entwickelten Wohnprojekt entstanden. Im Schnitt kostet die Miete pro Quadratmeter 13,50 Euro im Monat, die Küche ist bei allen Wohnungen bereits im Mietpreis enthalten. Die zwölf Wohnungen im sanierten Altbau kosten 8,17 Euro pro Quadratmeter.
Nach dem Vorbild einer Dorfgemeinschaft sollen in Franklin Village ein lebendiges Miteinander, eine sorgende Gemeinschaft und Teilhabe ermöglicht werden, führte Sauerbruch weiter aus. Innenhof, Dorfplatz, Gemeinschaftshaus und Laubengänge seien darauf ausgelegt, Kommunikation unter den Bewohnern zu fördern. Ein Quartiersmoderator soll den Zusammenhalt der Bewohner unterstützen.
Die Laubengänge führen zu den Wohnungen und dienen den Bewohnern als Freisitz in Richtung Innenhof. Zu viel Durchgangsverkehr müssen sie aber nicht befürchten, erklärte Vera Hartmann, Geschäftsführerin von Sauerbruch Hutton, denn maximal zwei Nachbarn würden auf dem Weg zu ihren Wohnungen vorbeilaufen. Es gibt Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen sowie sogenannte Cluster-Wohnungen – ein Wohnungstyp, bestehend aus mehreren privaten Wohneinheiten – die etwa als Wohngemeinschaft oder für Menschen mit Pflegebedarf und ihrer Pflegeperson genutzt werden könnten, erklärt Hartmann. „In zwei Jahren evaluieren wir, wie zufrieden die Bewohner sind – auch diese Auswertung ist bei Mietwohnungen etwas Außergewöhnliches“, sagt Hartmann.
Raum für gute Nachbarschaft
Insgesamt sind sechs Gebäude im Holzbau entstanden. Vier umrahmen den Innenhof, ein bereits bestehendes Haus wurde mit zweigeschossiger Holzaufstockung versehen, das sechste ist das Gemeinschaftshaus. Hier befinden sich ein Multifunktionsraum, Küche, Lounge, Co-Working-Raum, Dachterrasse, Tobe- und Spielzimmer für Kinder, Fahrrad- und Hobbywerkstätten sowie Gästeapartment.
Laut Dirk Walliser von der Innovation Projektentwicklung ziehen Anfang August die ersten Mieter ein. Mitte September wird das Gemeinschaftshaus in Betrieb genommen. „Ich träume davon, in zwei Jahren auf dem Quartiersplatz Menschen zu begegnen, die ihre Geschichten mit mir teilen. Ich träume von Lebensqualität für die Bewohner, strahlenden Gesichtern, guter und hilfsbereiter Nachbarschaft und weniger Einsamkeit“, betont Walliser.
Peter Hauk (CDU), Minister für Ländlichen Raum in Baden-Württemberg, sagte, dass mit der Realisierung von Franklin Village Aspekte einer zukunftsweisenden Wohnweise umgesetzt würden. Aus Sicht der CO2-Emissionen sei Holz als Baustoff am sinnvollsten. „Deshalb wollen wir als Land Baden-Württemberg die Holzbauweise weiter fördern. Moderner Holzbau ist auf dem besten Wege, sich zu etablieren und ein Trend für klimabewusstes Bauen zu werden“, betonte Hauk.
Mannheims Baubürgermeister Ralf Eisenhauer gratulierte allen Beteiligten und wünschte den neuen Bewohnern von Franklin Village viel Freude in ihrem neuen Quartier. „Bevor so ein Projekt steht und von außen nachvollzogen wird, ist es eine Vision, die erklärt werden muss“, betonte er. Er halte an der Idee fest, die Stadt Mannheim weiterzubauen und die Herausforderungen der Zeit anzugehen. „Bis zum Jahr 2040 werden in Mannheim voraussichtlich 340 000 Menschen leben, für die wir guten Wohnraum bereitstellen wollen.“
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