Mode

Veganer Chic: Das Mannheimer Handtaschen-Label von Melina Bucher

Melina Bucher erzählt, was ihre Handtaschen-Modelle so besonders macht - und welche Pläne sie für die Mannheimer Täschnerei hat

Von 
Tanja Capuana
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Melina Bucher hat eine Leidenschaft für Handtaschen. © Melina Bucher

Mannheim. Mannheim gilt längst nicht mehr nur als Mekka für talentierte Musiker, sondern auch für Modeschöpfer. Seit Kurzem ist Mannheim um eine Täschnerei reicher. Die erste Handtasche von Melina Bucher (kleines Bild) aus Mannheim wurde im November hergestellt. Inzwischen entsteht in G 6 die komplette neue Kollektion – vom Design bis zum fertigen Accessoire.

Bucher hat sich als erfolgreiche Handtaschendesignerin längst einen Namen gemacht. Da sie für sich keine hochwertigen Taschen im Luxussegment finden konnte, die komplett tierfrei aber auch stylisch sind, gründete sie im Jahr 2018 ihr Label „Melina Bucher“. Seitdem hat sie für ihre Bailey Bag neben dem Peta Vegan Fashion Award auch den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen. Die 30-Jährige, die seit vielen Jahren vegan lebt, hat für die Herstellung ihrer Produkte viel mit verschiedenen pflanzlichen, nachhaltigen Materialien experimentiert.

Im Jahr 2018 hat sie ihr Label "Melina Bucher" gegründet. © Melina Bucher

Mit der Täschnerei in Mannheim lässt die junge Mutter ihre Bucher Bags nicht mehr nur in Spanien produzieren. Derzeit hat das Label vier Taschenmodelle, darunter auch Kleinlederwaren wie Geldbeutel, Kartenhalter, Schlüsselanhänger und Laptopcases, die auch in Mannheim gefertigt werden.

„Wir haben die Täschnermanufaktur letztes Jahr im Sommer eröffnet. Wir sind aktuell mit mir zu fünft“, sagt Bucher, die das Design leitet. Den Wunsch, in Mannheim zu produzieren, hatte Bucher, deren Vater einen Handwerksbetrieb hat, schon immer. „Mir liegt das Handwerk am Herzen. Der Täschnerberuf ist in Deutschland so gut wie ausgestorben.“ Es gebe lediglich noch eine Handvoll an Ausbildungsbetrieben. „Was natürlich sehr schade ist. Es ist aber auf jeden Fall auch mein Wunsch, mehr Menschen dafür zu sensibilisieren, wie viel Arbeit in einer Handtasche steckt.“

Vieles sei aus Kostengründen ins Ausland verlagert worden. Sie selbst wollte mit der lokalen Produktion warten, bis der Betrieb gut laufen würde. Die Vorteile, nun in Mannheim zu produzieren, sind vielfältig. „Natürlich ist es erstmal schön, wenn du siehst, wie ein Produkt entsteht“, sagt Bucher. Gleichzeitig sei der Entstehungsprozess schneller, wenn alles unter einem Dach sei. Kleinere Modelle könne man in sechs bis acht Stunden anfertigen. „Wenn man ein größeres handgenähtes Design will, dauert es zwei bis drei Tage.“ Auch die kurzen Wege ohne Vorlaufzeiten sind ein Pluspunkt. „Man kann schon während der Schnitterstellung sagen, wenn man es sich doch anders vorgestellt hat“, sagt sie. „Auch die Qualität haben wir viel besser unter Kontrolle, wenn man jedes einzelne Teil bei der Entstehung sieht, und wir können die Designs besser auf die Materialien ausrichten.“

Die Taschen sollen zu 100 Prozent vegan sein

Die lokale Produktion gebe auch die Möglichkeit, mehr zu experimentieren. So seien die Taschen von Anfang an zu 100 Prozent vegan und plastikfrei, allerdings können die Hersteller nun einen weiteren Schritt in Sachen Nachhaltigkeit gehen.

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Durch den Nachhaltigkeitspreis seien viele Materialinnovatoren auf Melina Bucher zugekommen, die sich von ihnen beraten lassen, um nachhaltiger zu werden. Ein weiteres Standbein für das Start-up. „Wir haben uns ein supergroßes Wissen rund um diese Materialien angeeignet“, sagt Bucher, die einen Abschluss in BWL hat. „Da haben wir einen Vorsprung, den wir nutzen können.“ Als Konkurrenz sieht sie die Mitbewerber nicht. „Mein Ziel ist, dass möglichst viele Unternehmen kein tierisches Leder mehr und dafür mehr nachhaltige Materialien verwenden“, sagt sie. „Stattdessen hoffe ich, dass viele auf den Zug aufspringen. Dadurch werden auch die Materialien günstiger, auch im Sinne der Kreislaufwirtschaft.“

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Denn die Materialien werden nicht nur in der Taschenbranche verwendet, sondern auch für Schuhe oder Interieur. „Wenn wir die deutsche Automobilbranche da reinbekommen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir lokaler fertigen können, größer.“

Ganz aufgeben werde sie ihre Manufaktur in Spanien zum aktuellen Zeitpunkt nicht. „Wir haben natürlich noch etwas auf Lager, aber unsere Bestseller werden wir weiterhin bei unserer spanischen Partnermanufaktur anfertigen, damit wir immer etwas on Stock haben“, sagt sie. „Unsere anderen Modelle werden wir aber peu à peu auf Mannheim umstellen“, sagt sie. „Geplant ist, dass wir in Zukunft fast alles in Mannheim von Hand fertigen.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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