Nach der dritten Verhandlungsrunde ist der Tarifstreit beendet: Rund 5700 Beschäftigte der deutschen Zuckerindustrie erhalten 5,5 Prozent mehr Lohn. Zusätzlich steigt das Urlaubsgeld. Auch die Vergütung von Auszubildenden erhöht sich. Die Laufzeit von einem Jahr ist relativ kurz - für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ergibt das Sinn: „Für uns war es wichtig, nur für zwölf Monate abzuschließen. Wir erleben unruhige Zeiten auch in der Lebensmittelindustrie, da wollen unsere Mitglieder lieber Tarifverträge mit kürzerer Laufzeit“, erklärt Elwis Capece, Geschäftsführer der NGG-Region Mannheim-Heidelberg.
Die Details sehen so aus: Neben der Lohnerhöhung von 5,5 Prozent steigt das Urlaubsgeld von jährlich 613,50 auf 1020 Euro (Vollzeit). Auszubildende erhalten 100 Euro mehr und außerdem einen zusätzlichen freien Tag, um sich auf die Abschlussprüfung vorzubereiten.
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Man muss wissen, dass die NGG ein deutlich höheres Plus gefordert hatte - 9,8 Prozent nämlich. Capece verteidigt allerdings das jetzt gefundene Ergebnis von 5,5 Prozent. „Wenn man die Reallohnerhöhung und das Urlaubsgeld zusammenzählt, relativiert sich die Lücke doch merklich“, sagt er. Die Rahmenbedingungen für die Tarifverhandlungen 2024 seien zudem nicht mit denen aus dem Vorjahr zu vergleichen, „in denen wir mit einer hohen Inflation zu kämpfen hatten“. Mit dem jüngsten Abschluss sei man deutlich über der aktuellen Teuerungsrate. „Das war in früheren Jahren oft enger.“ Vor wenigen Tagen noch hatte die NGG mächtig Druck ausgeübt und sogar mit Streiks in Zuckerfabriken gedroht. Der Lebensmittelindustrie sagte die Gewerkschaft schlimmstenfalls einen „Zucker-Engpass“ voraus. Dazu kommt es nun nicht.
Zurückhaltend zum Ende des Tarifstreits äußert sich ein Sprecher von Südzucker in Mannheim. „Letztlich sind die Ergebnisse von Tarifverhandlungen typischerweise ein Kompromiss, der beiden Verhandlungspartnern weh tut“, erklärt er. Von Arbeitgeberseite hatte es ein Angebot von vier Prozent plus einer Inflationsausgleichsprämie gegeben. Südzucker betreibt unter anderem ein Werk in Offstein bei Worms. Hier und in der Hauptverwaltung Mannheim arbeiten insgesamt rund 1200 Menschen.
Neue Produktionsanlage am Standort Zeitz
Unabhängig vom nun gelösten Tarifstreit steht bei Südzucker an diesem Freitag ein wichtiger Termin an. Am großen Produktionsstandort Zeitz (Sachsen-Anhalt) ist der Spatenstich für eine neue Anlage der Tochtergesellschaft CropEnergies geplant. Es geht um die Herstellung biobasierter Chemikalien, konkret um erneuerbares Ethylacetat aus nachhaltigem Ethanol. Nach früheren Angaben ist eine Investitionssumme von 120 bis 130 Millionen Euro geplant, 2025 soll die Anlage in Betrieb gehen. 50 neue Jobs entstehen. Zum Spatenstich ist auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) eingeladen.
Das erneuerbare Ethylacetat ist eigenen Angaben zufolge eine nachhaltige Alternative zu fossilen Produkten und reduziert Treibhausgasemissionen erheblich. Das Projekt soll innerhalb von zwei bis drei Jahren nach Inbetriebnahme rentabel sein. Ethylacetat wird verwendet bei der Herstellung flexibler Verpackungen und Beschichtungen, Farben und Klebstoffen sowie in der Lebensmittel-, Getränke-, Kosmetik- und Pharmaindustrie.
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