GKM

Soll das GKM auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden?

Deutschland will aus der Kohle aussteigen. Das wäre das Ende des Grosskraftwerks Mannheim. Oder doch nicht? Der Mannheimer SPD-Landtagsabgeordnete Boris Weirauch hat eine Idee. Wie die Mannheimer MVV und das GKM reagieren

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Walter Serif
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Die Zukunft des Grosskraftwerks Mannheim ist ungewiss. Die Bundesregierung will „idealerweise“ bis 2030 aus der Kohle aussteigen. © Uli Deck/dpa

Mannheim. Seit gefühlt ewigen Zeiten versorgt das Grosskraftwerk Mannheim (GKM) Privathaushalte, Gewerbe und Industrie mit Strom und Fernwärme. Doch das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands hat ein Riesenproblem: Die Bundesregierung hat per Koalitionsvertrag den Kohleausstieg „idealerweise“ bis 2030 beschlossen. Das wäre mehr oder weniger das Ende des GKM. Der Mannheimer Energieversorger MVV - er hält knapp ein Drittel der Anteile am Gemeinschaftskraftwerk - will unabhängig davon, ob das genannte Ausstiegsdatum realistisch ist, auf jeden Fall ab 2030 nur noch grüne Wärme beziehen.

Wie die Pläne der zwei weiteren Anteilseigner aussehen, ist unklar

Wie die Pläne der anderen zwei Eigner RWE Generation und EnBW aussehen, ist ungewiss. Schon jetzt läuft das Geschäft für das GKM nicht mehr rund. Nur noch die zwei Blöcke 6 und 9 sind im Normalbetrieb. Block 7 ist in der Netzreserve, Block 8 seit Anfang April ebenfalls. Er wurde zwei Monate früher aus dem Normalbetrieb genommen, weil die Nachfrage nach Steinkohle zu gering war.

Zwar erzeugt das GKM gegenwärtig zehn Prozent des Stroms in Baden-Württemberg und der Deutschen Bahn. Aber auch dort wird der Anteil der Erneuerbaren steigen und der Absatz des Kohlestroms sinken. Rund 20 Prozent der GKM-Leistung gehen in die Netzreserve. Das Fernwärmegeschäft nimmt jetzt schon ab, weil die MVV die Wärmewende konsequent umsetzt. Die GKM-Manager müssen zusehen, wie die Restlaufzeit ihres Kraftwerks näher rückt.

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Oder vielleicht doch nicht? Auch saubere Energie ist nicht nach Belieben vorhanden. Wenn keine Sonne scheint und es windstill wird, entstehen Versorgungslücken. Dann braucht Deutschland Gas. Das hat auch die Bundesregierung kapiert und die von der Energiewirtschaft geforderte Kraftwerkstrategie vorgelegt. Die Details sind allerdings unklar. Die teuren Gaskraftwerke sind unrentabel, wenn sie nur wenige Stunden am Tag laufen. Der Staat müsste der Wirtschaft also schon beim Bau der Kraftwerke unter die Arme greifen.

GKM: SPD-Landtagsabgeordnete Weirauch sieht eine Perspektive 

Der Mannheimer SPD-Landtagsabgeordnete Boris Weirauch sieht jedenfalls eine Perspektive für das GKM. Er fühlt sich in seiner Forderung bestätigt, den Standort Mannheim zu halten. „Klar ist, dass die Kohleblöcke schrittweise abgeschaltet werden. Der Rahmen der Kraftwerksstrategie gibt jetzt aber Spielräume für eine Umrüstung auf eine oder mehrere Gasturbinen, die perspektivisch mit grünen Wasserstoff betrieben werden könnten“, sagt Weirauch. Er bezieht sich auf die Ankündigung der Ampel, neue wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einem Volumen von zehn Gigawatt-Erzeugungskapazitäten auszuschreiben.

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Nach seinen Angaben vertreten auch das Wirtschafts- und Umweltministerium in Stuttgart die Ansicht, dass mindestens eines der neuen Kraftwerke im Südwesten gebaut werden müsste. „Wirtschaft und Industrie brauchen verlässliche Energiezufuhr aus regenerativer Erzeugung und zu bezahlbaren Preisen“, so der SPD-Politiker.

Weirauch nimmt die drei GKM-Anteilseigner in die Pflicht. „Sie müssen jetzt prüfen, ob sie den Umbau in Angriff nehmen wollen. Auch in Mannheim können alte Kohlekessel durch wasserstofffähige Turbinen ersetzt werden“, sagt er. Neben der Geothermie sieht er da eine weitere Option für die Fernwärmeversorgung in Mannheim.

Das GKM wittert jedenfalls seine Chance

Die MVV hat dies in der Vergangenheit immer abgelehnt. In ihrer Stellungnahme hält sie sich jetzt bedeckt. Noch sei der politische Rahmen nicht klar ausformuliert, heißt es auf Anfrage. Erst wenn dieser vorliege, müssten die Aktionäre des GKM über eine Investition entscheiden. Interessant ist allerdings der letzte Satz in der Mail. Dort heißt es: „Die Umrüstung eines bestehenden Gaskraftwerks auf 100 Prozent Wasserstoff ist in der MVV-Gruppe für den Standort Kiel und das dortige Gasmotorenkraftwerk in Prüfung.“

Das GKM wittert jedenfalls seine Chance. „Wir teilen die Einschätzung, dass für diese neuen Kraftwerke systemdienliche Standorte im Süden und Südwesten Deutschlands Berücksichtigung finden sollen.“ Hinter Deutschland steht in Klammern „z. B. GKM“. Und: „Wir hoffen, dass uns die konkreteren Regelungen der Kraftwerksstrategie bei einer Investitionsentscheidung in der Versorgungssicherheit der Region am Standort unterstützen.“ Und die Hoffnung stirbt ja zuletzt.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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