Kommentar Riedbahn-Sperrung: Risiken beim Ersatzverkehr

Wer Bahn fährt, ist Kummer gewohnt. Mit der Sperrung der Riedbahn werden die Nerven von Bahnnutzern weiter strapaziert, meint Christian Schall. Beim Ersatzverkehr sieht er viele Risiken. Das Wettter ist noch das kleinste

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Christian Schall
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Wer regelmäßig Bahn fährt, ist Kummer gewohnt. Zur chronischen Unpünktlichkeit der Züge gesellt sich seit einigen Wochen erneut der alle paar Jahre wiederkehrende Arbeitskampf der Lokführergewerkschaft GdL. Dauer und Ausgang: völlig offen.

Und die Nerven von Bahnnutzern werden weiter strapaziert. In wenigen Tagen startet die Deutsche Bahn das Projekt Generalsanierung wichtiger Streckenkorridore. Gleich zum Auftakt trifft es Pendler, Schülerinnen und Reisende in der Region: Mit der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt wird eine der wichtigsten Bahnstrecken Deutschlands gesperrt.

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Christian Schall
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Böse Zungen spotten, dass der Zeitpunkt der Sperrung gar nicht so schlecht für die Reisenden ist. Denn wenn am 8. Januar die selbst auferlegte Streikpause der GdL endet und die Lokführer ab dann mutmaßlich wieder tagelang streiken, würde sowieso fast kein Zug mehr fahren. Mit dem Bus-Ersatzverkehr besteht auf den meisten Strecken zwischen Mannheim und Frankfurt trotzdem die Möglichkeit, zum Ziel zu gelangen.

Voraussetzung ist, dass der Ersatzverkehr perfekt vorbereitet ist und der Ablauf reibungslos funktioniert. Dass es daran Zweifel gibt, ist darin begründet, dass die Bahn mit dem Projekt Generalsanierung Neuland betritt. Es gibt keine Erfahrungswerte, weil die Riedbahn das Pilotprojekt für das Sanierungsverfahren ist.

Einige Risiken

Unwägbarkeiten gibt es genug. Ein heftiger Wintereinbruch mit vereisten Straßen gehört dank der klimatischen Bedingungen in der Region zu den unwahrscheinlichsten. Größer ist die Sorge über die fehlende Ortskenntnis der Busfahrer. Vor allem aber richtet sich der Blick seit einigen Wochen auf die Stellwerke der Bahn in der Region. Wegen fehlenden Personals gepaart mit einer Krankheitswelle ist vielerorts der Fahrplan schon stark ausgedünnt. An einem Wochenende rollte in Teilen der Vorderpfalz kein Zug mehr. Sollte sich dieses Szenario auf den Umleitungsstrecken der Riedbahn wiederholen, hätte das bundesweit gravierende Auswirkungen auf den Bahnverkehr.

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Bettina Eschbacher
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Wegen der Weihnachtsferien in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bis 7., in Hessen sogar bis 14. Januar halten sich die Einschränkungen der Riedbahn-Sperrung noch im Rahmen. Das wird sich ab Juli ändern, dann werden auch Urlauber die Auswirkungen zu spüren bekommen. Bis 2030 sind in Deutschland Dutzende weitere Generalsanierungen geplant. Sie werden Bahnnutzern weiter viel Kummer bereiten.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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