Heidelberg. „Bei diesem Projekt geht es nicht um Moneten, sondern um Idealismus“, hatte Manfred Lautenschläger im März 2021 dieser Redaktion gesagt. Damals war der Heidelberger Mäzen mit weiteren Gesellschaftern beim Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) eingestiegen. Ein regionales Fernsehen sollte, wenn irgend möglich, erhalten bleiben, sagte Lautenschläger.
Grundsätzlich scheint der 85-Jährige zwar immer noch dieser Ansicht zu sein. Immerhin ist in einer aktuellen Mitteilung des RNF von einer „gesellschaftlich notwendigen Infrastruktur“ die Rede. Doch: der Regionalsender muss saniert werden. Schon wieder ein Insolvenzantrag, zum vierten Mal. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Henrik Schmoll von der Heidelberger Kanzlei Wellensiek. Der Sendebetrieb soll zunächst wie gewohnt weitergehen.
Was ist passiert? Hauptgesellschafter Lautenschläger hat der RNF-Geschäftsführung mitgeteilt, „die bisher regelmäßig bereitgestellten finanziellen Mittel“ nicht weiter zur Verfügung zu stellen. Lautenschläger unterstützte das RNF seit der Neuausrichtung im Jahr 2021 mit Investitionen „in deutlich siebenstelliger Höhe“.
RNF-Insolvenzantrag: Das sagt die Geschäftsführung
In der Mitteilung des Senders ist dabei von einer „großzügigen Anschubfinanzierung“ die Rede, mit der innovative Arbeitsmethoden möglich geworden seien. Es gibt nur ein Problem: Das RNF finanziert sich vor allem durch Werbeeinnahmen – und in den vergangenen drei Jahren ist es laut Management nicht gelungen, mit den Umsätzen „mindestens eine Kostendeckung“ zu erreichen.
Das RNF sitzt in Heidelberg-Wieblingen. Im virtuellen Studio wird unter anderem die bekannte Nachrichtensendung „RNFlife“ produziert. 2023 investierte das Unternehmen einen mittleren sechsstelligen Betrag in Umbau und moderne Technik. 30 Mitarbeiter sind beschäftigt. Es werden täglich etwa 230 000 Zuschauer erreicht. Diese Zahl sei zuletzt gestiegen.
Nach Insolvenzeröffnungsverfahren: So soll es beim RNF weitergehen
Angepeilt wird eine Sanierung mit dem Ziel, „den Sendebetrieb auf einer nachhaltigeren, kosteneffizienten Grundlage fortzusetzen“, heißt es. Zudem gebe es Chancen, ein „großes, bisher nicht in der Region Rhein-Neckar aktives Medienunternehmen“ mit ins Boot zu holen. Um wen es sich dabei handelt, will noch niemand verraten.
Seit 1986 ist das RNF auf Sendung. 2017 ging das lukrative RTL-Regionalfenster an den Konkurrenten Zone 7 („RON TV“) verloren. Damit begannen die wirtschaftlichen Probleme. Das RNF gehörte nach einer Insolvenz in Eigenverwaltung seit Januar 2019 zur HAAS Mediengruppe, die unter anderem den „Mannheimer Morgen“ herausgibt. Nachdem die Werbeeinnahmen hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, musste das RNF Ende September 2019 jedoch erneut Insolvenz anmelden. Anfang 2020 übernahm der Heidelberger Unternehmer Andreas Schneider-Neureither den Sender. Nach dem dritten Insolvenzantrag engagierte sich schließlich Lautenschläger.
Im kommenden Jahr will sich das RNF wieder um das RTL-Regionalfenster bewerben. Für die Geschäftsführung steht außer Zweifel: The show must go on.
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