Mannheim. Ein Team um Manfred Lautenschläger will die Zukunft des angeschlagenen TV-Senders Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) sichern – dem Entschluss sind viele Gespräche vorausgegangen. „Am Anfang bestanden durchaus Zweifel. Schließlich ist es schon die dritte Insolvenz“, erklärt Lautenschläger dieser Redaktion. Er hat sich mit den Unternehmern Frank Merkel und Michael Schenk ausgetauscht, Argumente wechselten hin und her. Am Ende stand fest: „Ein regionales Fernsehen sollte, wenn irgend möglich, erhalten bleiben. Schon allein für die Identität der Metropolregion Rhein-Neckar“, sagt Lautenschläger, Gründer des Wieslocher Finanzdienstleisters MLP. In der Region ist der 82-Jährige zudem als Mäzen bekannt. Frank Merkel ist Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Viernheimer Kommunikationsagentur WOB, Michael Schenk Inhaber der Veranstaltungsagentur epicto aus Edingen-Neckarhausen.
Lösung bis Mai
RNF hat regelmäßig etwa 400 000 Zuschauer in der Region Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen. Vor ein paar Tagen hat der Regionalsender beim Amtsgericht Mannheim Insolvenz angemeldet – zum dritten Mal seit Sommer 2018. Das Unternehmen nannte als Gründe zum einen den kriselnden Werbemarkt wegen Corona. Zum anderen eine „führungslose und handlungsunfähige“ Muttergesellschaft des im November 2020 überraschend verstorbenen Heidelberger Unternehmers und RNF-Eigentümers Andreas Schneider-Neureither. Erbrechtliche Fragen seien ungeklärt; deshalb sei es dem Sender nicht möglich gewesen, „Hilfsprogramme in nennenswerter Größe“ zu erhalten.
Bis einschließlich Mai sind die Gehälter der 26 festangestellten Mitarbeiter über das Insolvenzgeld abgesichert, bis dahin soll eine Lösung stehen. „Wir sind froher Hoffnung und hoch motiviert – genauso wie die Mitarbeiter, die auf eine Zukunft des RNF bauen“, sagt Lautenschläger. Henrik Schmoll, vorläufiger Insolvenzverwalter von der Heidelberger Kanzlei Wellensiek, will in den kommenden Wochen verschiedene Sanierungsoptionen prüfen. Dazu wird dann wohl auch das Modell von Lautenschläger gehören.
Geplant ist, eine gemeinnützige Aktiengesellschaft (gAG) zu gründen. Aus Sicht von Lautenschläger ist diese Rechtsform praktikabler als eine GmbH, um Anteile auszugeben. Bei einer gemeinnützigen AG fließen mögliche Gewinne nicht in Dividenden für die Gesellschafter, sondern gemeinnützigen Zwecken zu. Lautenschläger sagt: „Bei diesem Projekt geht es nicht um Moneten, sondern um Idealismus.“
Von ihm, Merkel und Schenk könnte Anfangskapital kommen. Lautenschläger selbst hat sich nach eigenen Angaben dazu bereit erklärt, einen „mittleren sechsstelligen Betrag“ bereitzustellen.
Emotional verbunden
Derzeit glühen im Team um Lautenschläger die Drähte heiß. „Jetzt geht es darum, Leute zu mobilisieren, die vernetzt sind, die in der Region etwas zu sagen und einen gewissen Einfluss haben und die sich zum Regionalfernsehen bekennen“, sagt der Mäzen. Er hatte schon Kontakt mit Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz. Auch Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner soll eingebunden werden.
Lautenschlägers Mitstreiter Frank Merkel, 69, kennt RNF schon lange durch sein Engagement für die Metropolregion, er fühle sich emotional verbunden. „Ich bringe mich gerne ein und engagiere mich für etwas, das aus meiner Sicht sinnvoll ist“, sagt er. Merkel drängt dabei auf Veränderung. Der Sender müsse weiterentwickelt werden, auf neue Inhalte und digitale Formate setzen. Damit könnten auch regionale Künstler unterstützt werden.
RNF gehörte nach einer Insolvenz in Eigenverwaltung seit Januar 2019 zur Mannheimer HAAS Mediengruppe, die unter anderem den „Mannheimer Morgen“ herausgibt. Nachdem die Werbeeinnahmen hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, musste das RNF Ende September 2019 jedoch erneut Insolvenz anmelden. Anfang 2020 übernahm Schneider-Neureither den Sender.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-wirtschaft-was-lautenschlaeger-fuer-das-rnf-plant-_arid,1775954.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html