Landgericht Mannheim

Prozess gegen „Fody’s“-Gesellschafter beginnt von vorne

Wurden bei Fody's Löhne in Millionenhöhe schwarz bezahlt? Vor dem Mannheimer Langericht wird ein Prozess gegen die Gastronomie-Gruppe neu aufgerollt. Beim Auftakt geht es auch um Einblicke in die Entwicklung von Fody's

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
Lesedauer: 
Der Prozess vor dem Mannheimer Landgericht wird neu aufgerollt, nachdem eine Verständigung im ersten Verfahren gescheitert war. © Michael Ruffler

Mannheim. Eigentlich hat Staatsanwalt Sebastian Lückhoff seine Vorwürfe rund um komplett oder teilweise „schwarz“ gezahlte Löhne und vorenthaltene Sozialabgaben bereits vor knapp elf Monaten verlesen. Allerdings wird der Prozess, bei dem ein Kaufmann beziehungsweise Gesellschafter der im Rhein-Neckar-Raum vielfältig aktiven Gastronomie-Gruppe „Fody‘s“ auf der Anklagebank sitzt, vor dem Mannheimer Landgericht neu aufgerollt.

Beim ersten Prozess gab es zwischen den Parteien Verständigungsgespräche. Angesichts einer sich anbahnenden finanziellen Einigung mit Finanzamt und der Rentenversicherung samt entsprechenden Nachzahlungen zeigte sich die 3. Große Wirtschaftsstrafkammer bereit, das Verfahren mit einer Verwarnung unter Strafvorbehalt und einer Auflage von 50 000 Euro zu beenden. Die Staatsanwaltschaft mochte jedoch von einer mindestens einjährigen Strafe auf Bewährung nicht abrücken.

Schwarzzahlung in Millionenhöhe?

Und so beginnt der ausgesetzte Prozess von vorn. Ursprünglich sollte auch der Initiator der Unternehmensgruppe, davor Betreiber des Mannheimer „Max und Moritz“ in den S-Quadraten, auf der Anklagebank sitzen - doch der ist während der Ermittlungen gestorben. Und so beschränken sich die Vorwürfe auf Gesellschaften mit Restaurants oder Catering, bei denen der heute 59-Jährige allein oder mit seinem Ex-Kompagnon das Sagen hatte.

Die Staatsanwaltschaft summiert „schwarze“ Lohnzahlungen - alle aus dem Zeitraum 2012 bis 2016 - auf insgesamt 1,46 Millionen Euro. Außerdem sollen durch unkorrekt angegebene Gehälter den Sozialversicherungen knapp eine halbe Million Euro entgangen sein.

Mehr zum Thema

Justiz

Verdacht auf Schwarzarbeit bei Fody's-Gastronomiebetrieben geht neu vor Gericht

Veröffentlicht
Von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren

Beim erneuten Prozessauftakt schildert der in Mannheim aufgewachsene Kaufmann neben Biografischem vor allem, wie er über den späteren Geschäftspartner eher zufällig in die Gastronomie-Branche kam und während drei Jahrzehnten mit vielen Ideen, beispielsweise einem Mittagsbuffet, erfolgreich die Marke „Fody‘s“ mit facettenreichem Angebot aufgebaut hat.

„Fühle mich nicht schuldig“

Die einzelnen Vorwürfe bleiben in seiner Einlassung vorerst ausgespart - dazu soll später Stellung bezogen werden, wie Verteidiger Rüdiger Weidhaas ankündigt. Allerdings räumt der 59-Jährige grundsätzlich ein, Fehler gemacht zu haben: Er hätte beispielsweise seinen Kompagnon mehr kontrollieren beziehungsweise sich von ihm trennen sollen. „Aber strafrechtlich fühle mich im Sinne der Anklage nicht schuldig“, erklärt der Geschäftsmann. Das seit sieben Jahren laufende Verfahren sei für ihn „ein Trauma“, das er zu Ende bringen wolle -auch durch finanzielle Einigung mit den Behörden.

Der Auftritt der ersten geladenen Zeugin dauert nur wenige Minuten. Die Tochter des angeklagten Gastronomiebetreibers, die für Lohnbuchhaltung zuständig war, nimmt das Recht in Anspruch, als nahe Angehörige nicht aussagen zu müssen. Wenig erhellend sind die Schilderungen einer früheren Buchhaltungskraft - denn sie hatte mit Gehältern und Stundenabrechnungen nicht direkt zu tun.

Angesichts einer streitigen Verhandlung hat der Kammervorsitzende Boos Sitzungstage bis Ende Januar 2024 terminiert.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke