Mannheim. Konzernchef Thomas Schulz und Finanzchef Matti Jäkel sagen es auf der virtuellen Jahrespressekonferenz wortgleich: 2023 ist für Bilfinger ein „sehr erfolgreiches“ Jahr gewesen. Umsatz und Auftragseingang sind gestiegen, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sogar sehr deutlich (siehe Tabelle).
Der Mannheimer Konzern hat die eigenen Ziele erreicht oder übertroffen. „Der Markt ist positiv über alle Branchen und Regionen hinweg“, sagt Schulz. Man habe ein gutes Geschäft auf der Welt.
Davon profitieren auch die Aktionäre: Die Dividende pro Aktie soll um 38 Prozent auf 1,80 Euro steigen. Kein Wunder, dass die Anleger erfreut sind. Am Mittwoch ist der Aktienkurs von Bilfinger um mehr als neun Prozent gestiegen.
Bilfinger peilt höhere Marge an
Der Industriedienstleister will im laufenden Jahr bei steigenden Erlösen noch profitabler werden. 2024 soll der Umsatz 4,5 Milliarden bis 4,8 Milliarden Euro betragen. Vom Erlös sollen mit 4,9 bis 5,2 Prozent mehr als 2023 als operatives Ergebnis (Ebita-Marge) hängenbleiben. Nicht enthalten in der Prognose ist die jüngst angekündigte Übernahme von Teilen des Industriedienstleisters Storck.
Zu der besseren Marge soll auch ein Sparprogramm - Schulz spricht lieber von Effizienzprogramm - beitragen, das mittlerweile abgeschlossen ist. Weltweit sollten 750 Verwaltungsstellen abgebaut werden. Auch die Zentrale in Mannheim-Neckarau hat es getroffen. Dort sind derzeit 167 Stellen gemeldet, nach zuvor 216. Schon seit Jahren schrumpft die Hauptverwaltung.
Nach Angaben von Jäkel hat Bilfinger jüngst vor allem die „natürliche Fluktuation“ genutzt. Auch Altersteilzeit sei gewählt worden, zudem habe es eine „sehr geringe Anzahl“ betriebsbedingter Kündigungen gegeben. Wie Jäkel berichtet, „im einstelligen Bereich“.
Bilfinger will Abteilungen in Mannheimer Zentrale bündeln
Weil Büros und Abteilungen von Bilfinger noch in und um Mannheim verstreut sind, sollen diese künftig stärker in der Zentrale gebündelt werden. Platz ist schließlich jetzt da. Als Beispiel nennt Jäkel die Bilfinger Global IT. Derzeit sitzt sie noch in der Dynamostraße nahe des Technoseums - in einem Gebäude namens „Megaron“. Stück für Stück sollen die Flächen aufgegeben werden und die Beschäftigten in die Zentrale nach Neckarau ziehen. Das sei nicht nur effizienter. Die Kolleginnen und Kollegen könnten so auch enger zusammenarbeiten und sich austauschen, erklärt Jäkel.
Schulz verteidigt den Kurs erneut, um den Konzern schlagkräftiger, schlanker und innovativer aufzustellen. „Es ist immer schwer, wenn Sie Leute nach Hause schicken müssen“, erklärt er. Aber eine Firma habe immer nur so viele Verwaltungs- und Managerplätze, wie sie sich leisten könne. Und nicht so viele, wie sie sich wünsche. Der Konzernchef hebt gleichzeitig hervor, dass mit den Einschnitten Investitionen in Aus- und Weiterbildung verbunden sind.
Bilfinger bietet Bildung gegen Extremismus
So hat Bilfinger im Oktober 2023 die Tochter education GmbH gegründet. Sie sitzt in Heinsberg (Nordrhein-Westfalen). Ziel sei, „als zentrale Gesellschaft für Deutschland eine einheitliche und hochwertige Berufsausbildung im eigenen Haus zu fördern“. Auszubildende werden künftig zentral eingestellt und sollen intensiver betreut werden.
Zum Lehrplan gehört Staatskunde. „Es ist wichtig in der Demokratie, dass wir ausbilden, mit den Leuten sprechen und ihnen Werte vorgeben“, sagt Schulz. Das sei im Kampf gegen Extremismus wichtig, egal, aus welcher politischen Richtung dieser komme.
Von der neuen Kraftwerksstrategie der Bundesregierung kann Bilfinger aus Sicht von Schulz profitieren. Gerade bei neuen, wasserstofffähigen Gaskraftwerken sei man als Dienstleister „gerne gesehen“. Ohnehin sei Deutschland ein wichtiger Markt, derzeit werde rund 20 Prozent des Konzernumsatzes im Heimatland erwirtschaftet. Während Schulz von den baltischen Staaten bis runter in den Balkan Wachstum im Geschäft mit Bestandsanlagen sieht, ist Bilfinger im Mittleren Osten und in Nordamerika mehr auf Neuinvestitionen fokussiert.
Obgleich sich die Mannheimer schon vor einigen Jahren vom Baugeschäft verabschiedet haben und sich auf Industrieservice - also etwa den Aufbau und die Wartung von Anlagen - spezialisieren, wird der Konzern oft noch mit Bau in Verbindung gebracht und etwa mit Hochtief verglichen. Das sei ein Problem, dieser Vergleich hinke einfach, sagt Schulz. In Zukunft solle noch intensiver kommuniziert werden, um dieses Missverständnis auszuräumen.
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