Energie

„Ein Preisanstieg beim Heizöl ist derzeit nicht zu erwarten“

Der Handel rechnet bis ins erste Quartal 2025 mit einer entspannten Marktlage. Doch was bringt die Zukunft für Besitzer von Ölheizungen?

Von 
Sabine Rößing
Lesedauer: 
Mit einem Anteil von knapp 39 Prozent sind Öl-Zentralheizungen weiterhin die meistgenutzte Heizungsart in Baden-Württemberg. © Christian Charisius/dpa

Mannheim. Gute Nachrichten für die Nutzer von Ölheizungen: Nach zwei holprigen Jahren scheint sich der Ölmarkt zu entspannen. „Die Heizölpreise haben sich im Jahr 2024 auf einem relativ stabilen Niveau eingependelt“, meldet der Verband für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH). Wer warten kann, müsse nicht nervös werden, so VEH-Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke: „Auch im neuen Jahr werden sich noch lukrative Gelegenheiten für eine Befüllung ergeben.“

Das Preisniveau sei mit rund einem Euro pro Liter aktuell deutlich niedriger als in den vergangenen beiden Jahren. Analysten erwarten ein leichtes Überangebot auch in den kommenden zwei Jahren. „Ein Preisanstieg im ersten Quartal 2025 ist derzeit nicht zu erwarten“, so der VEH. Dennoch bleibe der Markt volatil, warnen die Energiehändler.

Durch die Erhöhung der CO2-Abgabe auf fossile Energieträger steigen die Energiepreise dennoch kontinuierlich - ab Januar erneut von 45 auf 55 Euro pro Tonne CO2. Auf den Liter Heizöl gerechnet nimmt der Aufpreis damit etwa von 14,3 Cent auf etwa 17,5 Cent pro Liter im neuen Jahr zu. Die Mehrkosten steigen nach Berechnung des Verbands für einen Zwei Personen-Haushalt mit Ölheizung bei einer Order von und 1200 Litern von 172 auf etwa 210 Euro.

Im Kostenvergleich liegt Heizöl immer noch relativ deutlich vorn

Ab 2026 wird die Zunahme der CO2-Abgabe von der Menge der jährlich ausgestoßenen Treibhausgasemissionen abhängen. Allerdings gibt es bis 2027 eine Deckelung auf 65 Euro pro Tonne.

Im Kostenvergleich der Wärmeenergien liegen Heizöl und Flüssiggas zum Stichtag Mitte Oktober dennoch mit 9,3 Cent pro Kilowattstunde für Öl und 9,63 Cent für Gas immer noch relativ deutlich vorn. Am teuersten ist nach Angaben des VEH unverändert der Heizstrom für den Betrieb von Wärmepumpen, mit etwas über 28,8 Cent pro Kilowattstunde. Auch Fernwärme bleibt teurer mit durchschnittlich knapp 15,20 Cent pro kWh. Am günstigsten fahren augenblicklich die Nutzer von Pellet-Heizungen mit einem Preis von etwas über fünf Cent pro kWh.

Mit rund 11,5 Millionen Tonnen blieb die Nachfrage nach Heizöl im Vergleich zum Vorjahr konstant, im Zehnjahresvergleich sank sie allerdings deutlich. Viele Haushalte hätten in modere und verbrauchsärmere Heizungen investiert, so der VEH. Der Monatsvergleich zeige, dass die Kunden überdies die Möglichkeiten nutzen, sich in Perioden günstiger Preise zu bevorraten.

Zu den Wirkungen des umstrittenen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) ziehen die Händler ein Jahr nach Inkrafttreten eine durchwachsene Bilanz: Viele Verbraucher seien verunsichert. Für eine bestehende und funktionierende Ölheizung gebe es keinen Handlungsbedarf, betont Verbandsgeschäftsführer Funke: „Öl-Brennwert- als auch Niedertemperaturkessel und die dazugehörigen Brennstoffe können weiter genutzt werden.“ Bis auf wenige Ausnahmen müsse niemand seine Ölheizung austauschen und auch künftig könnten sich Hausbesitzer dafür entscheiden.

Allerdings müssen sie zunehmend erneuerbare Brennstoffe beimischen. Die vorgeschriebene Mindest-Beimischung steigt dabei kontinuierlich. Die Fristen hängen unter anderem ab vom Stand der Wärmeplanung in den jeweiligen Kommunen. Beim Einbau oder der Modernisierung einer Ölheizung sollten die Käufer auf das Label „Greenfuels ready“ achten, empfiehlt der VEH

Mehr zum Thema

Leserbrief Zu den Gas-Plänen der Mannheimer MVV

Veröffentlicht
Von
Andreas Hemberger
Mehr erfahren
Ratgeber

Gas wird teurer - was Kunden jetzt tun können

Veröffentlicht
Von
Benjamin Weigl
Mehr erfahren
Energie

Aus für Mannheimer Gasheizungen: „Wir müssen sehen, dass der Zeitplan eng ist“

Veröffentlicht
Von
Dieter Keller
Mehr erfahren

Für Baden-Württemberg gelten auf Basis des landesspezifischen Klimaschutzgesetzes alle Übergangsregelungen allerdings zwei Jahre früher. Außerdem gelte bei einer Heizungsmodernisierung in Baden-Württemberg nach wie vor die Einhaltung des Erneuerbaren Wärmegesetzes (EWärmeG) mit einem Beimischungsanteil von 15 Prozent, so der VEH.

Klimaneutrale Alternativen können Anforderungen erfüllen

Insbesondere in ländlichen Regionen spielten flüssige Brennstoffe weiterhin eine wichtige Rolle, betont Funke. Bestehende Ölheizungssysteme erfüllten durch den Einsatz klimaneutraler Alternativen wie HVO und die sogenannten E-Fuels (klimaneutrale synthetische Kraftstoffe) auch künftig die gesetzlichen Anforderungen. Sie ließen sich nahtlos in bestehende Heizungssysteme integrieren. Der Verband fordert deshalb, die politischen Vorgaben anzupassen.

Die Branche setzt auch auf den Einsatz von HVO100, ein erneuerbarer Dieselkraftstoff aus hydrierten Rest- und Abfallstoffen. Dieser ist seit dem vergangenen Sommer an regulären Tankstellen zugelassen, nicht aber für Heizungen.

Durch die Verwendung von E-Fuels und HVO im Wärmemarkt könne die bestehende Infrastruktur genutzt und Haushalte dadurch finanziell entlastet werden, argumentieren die Energiehändler. Vor allem sollten die Alternativen bei der CO2-Bepreisung anerkannt werden.

Gebremst womöglich auch durch die Verunsicherung um regulatorische Veränderungen hat sich im Nutzungsmix der unterschiedlichen Heizsysteme im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg wenig verändert: Noch immer registriert der VEH knapp eine Million Öl-Zentralheizungen, was einem Anteil von knapp 39 Prozent entspricht. Gas-Zentralheizungen und Etagenheizungen folgen mit knapp 25 und etwas über fünf Prozent. Fernwärme nutzen ebenfalls etwa fünf Prozent der Haushalte.

Die Heizungsverkäufe seien im Vergleich zum Rekordjahr 2023 stark zurückgegangen, meldet der VEH. Ölheizungen blieben aber im Vergleich zu anderen Wärmelösungen mit einem Rückgang um fünf Prozent relativ stabil. Im Vergleich dazu sei der Verkauf von Wärmepumpen um 52 Prozent eingebrochen.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen